Opfermal
herkommen?«
Der pummelige Soldat schlenderte unbeholfen und misstrauisch zu ihr.
»Würdest du mir einen Gefallen tun?«, fragte Cindy.
»Was für einen Gefallen?«
»Ich hatte Glück und darf hier drin meinen Text durchgehen, aber ich brauche etwas aus meiner Garderobe. Würdest du mir die Tür aufhalten, während ich es hole? Sonst fällt sie zu, und ich bin ausgesperrt.«
»Was, sehe ich aus wie dein Hiwi?«
»Bitte, Jonathan. Ich will nichts in die Tür klemmen, jemand könnte sie zumachen oder mir den Raum klauen. Und es wäre wirklich eine große Hilfe. Ich bin gleich wieder da.«
»Also gut«, sagte er und seufzte. »Aber beeil dich. Ich hab schließlich auch noch was zu tun.«
Cindy dankte ihm und lief den Flur entlang.
30
Als Edmund Lambert zwanzig Minuten später in die Elektrowerkstatt zurückkehrte, sah er Cindy Smiths weiße Rose aus seiner Büchertasche ragen. Er wusste, sie war von ihr; er hatte einen der Bühnenhelfer die Vase in ihre Garderobe tragen sehen, als er am Nachmittag im Theater eingetroffen war.
Edmund nahm die Rose heraus und schnupperte daran; er strich mit der Nasenspitze über die Blütenblätter und fragte sich, ob es ein Zeichen des Prinzen war.
Er hatte die Nachricht im Computer der Elektrowerkstatt gelesen, war sogar auf CNN .com gegangen, um das Video zu sehen. Die Polizei hatte Billy Canning gefunden, und die Presse hatte bereits eine Verbindung zwischen ihm und Randall Donovan hergestellt. Zweifellos würden sie auch bald den Zusammenhang mit Leona Bonita und dem Angel’s entdecken. Tatsächlich vermutete Edmund, dass die Polizei vielleicht schon über Angel’s Bescheid wusste. Wahrscheinlich hatten sie sich alles zusammengereimt, sobald sie Donovan gefunden hatten.
Der General hatte am Anfang Glück gehabt. Die Polizei hatte ihm den Anruf wegen der Latinobanden abgekauft, aber der General wusste nicht, warum sie von Rodriguez nie auf das Angel’s gekommen waren. Alles Teil der Gleichung, hatte er gefolgert. Das Gleiche war es bei Billy Canning gewesen. Und immerhin hatte der Prinz nicht befürchtet, dass sie ihn da draußen im Wald bald finden würden.
»Berühre den Eingang« , hörte Edmund den General im Geiste sagen. Er schloss die Augen und sah den Arschficker voll Entsetzen aus dem Stuhl zu ihm aufblicken – in seinen Augen standen Tränen, stand die ungläubige Verzweiflung dessen, der gesündigt hatte. »Berühre den Eingang«, wiederholte der General.
»Bitte«, weinte der Arschficker, hob eine zitternde Hand – seine eine freie Hand – und berührte die Brust des Generals. »Bitte, ich habe getan, was Sie wollten, jetzt lassen Sie mich bitte gehen.«
»Wirst du ihn erkennen, wenn er dich holen kommt?«, fragte der General und führte die Finger des Arschfickers an der Außenseite des Eingangs entlang.
»Bitte, ich habe getan, was …«
»Wirst du ihn erkennen, wenn er dich holen kommt ?«
»Ja«, sagte der Arschficker matt, »Ja. Jetzt lassen Sie mich bitte gehen.«
»Und was wirst du ihm sagen, Soldat?«
»Großer Gott, ich …«
» Was wirst du ihm sagen, Soldat?«
»Ich nehme meinen Auftrag an.«
»Und warum nimmst du ihn an?«
»Das Neun zu Drei«, wimmerte der Arschficker und ließ seinen Tränen freien Lauf. »Es ist mein Schicksal, wie es in den Sternen geschrieben steht.«
Der General band die freie Hand des Arschfickers fest und begann die Tätowierungsausrüstung einzusammeln. Der Arschficker schrie wieder, dass er freigelassen werden wollte, aber der General beachtete ihn nicht. Abgesehen davon hatte der Arschficker ohnehin fast keine Stimme mehr. Er war seit über einer Woche in dem Stuhl gewesen.
Und trotz der Umstände war selbst der Prinz beeindruckt von der Arbeit des Arschfickers am Eingang – oder zumindest erweckte er den Anschein. Die Macht des ersten Eingangs, dem auf dem Thron, begann zu diesem Zeitpunkt nachzulassen. Der General hatte dem Arschficker nur die rechte Hand freigemacht und hielt seine Beretta die ganze Zeit, in der er die Nadel benutzte, auf seinen Kopf gerichtet. Das war einer der Gründe, warum es so lange gedauert hatte, bis die Tätowierung fertig war. Denn auch wenn der General stark war, erlahmte sein Arm, wenn er die Waffe lange Zeit halten musste.
Der General überlegte oft, ob die Polizei von der gestohlenen Ausrüstung zum Tätowieren wusste – es war älteres Werkzeug, das er aus einem Lagerschrank von Canning genommen hatte. Er überlegte auch, ob der Liebhaber des Arschfickers
Weitere Kostenlose Bücher