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Opfermal

Opfermal

Titel: Opfermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Funaro
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Abend, Cindy.«
    Edmund war schon fast zur Tür raus, als ihm Cindy nachrief: »Hast du schon entschieden, ob du morgen Abend zur Ensembleparty kommst?«
    »Wahrscheinlich nicht. Ich habe über das Wochenende eine Menge Arbeit am Haus zu erledigen.«
    »Es könnte aber ganz lustig werden, wenn du dich blicken lassen würdest. Ich werde auch nicht lange dort sein. Nur ein paar Drinks, und natürlich muss ich für die Brown Bags dableiben. Ich weiß, du warst noch nie auf einer Ensembleparty hier, aber weißt du, was es mit den Brown Bags auf sich hat?«
    »Ja, ich habe in der Kulissenwerkstatt davon reden hören. Die Auszeichnungen, die die älteren Semester für die Ensemblemitglieder vergeben. Insiderwitze, die auf braune Papiertüten geschrieben werden, oder?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Ich habe gehört, manchmal sind sie ziemlich gemein.«
    »Ja, das kann passieren, aber es ist alles nur Spaß. Man braucht eben Humor. Meine wird bestimmt ziemlich brutal, wenn Bradley Cox etwas mitzureden hat.«
    Edmund sagte nichts.
    »Jedenfalls«, fuhr Cindy fort, »wäre es schön, wenn du vorbeikommen und mich retten könntest – nicht vor meiner braunen Tüte, meine ich, aber ich mag die Leute alle nicht besonders, die da sein werden. Ich würde mich ehrlich gesagt lieber mit dir unterhalten als mit irgendwem von denen.«
    »Wieso gehst du hin, wenn du die Leute nicht magst?«
    Seine Frage war aufrichtig und ohne Vorwurf – fast kindlich in ihrer Neugier, dachte Cindy. »Weil ich schwach bin«, sagte sie. »Weil ich im Ruf stehe, ein Snob zu sein, und ich will den Leuten nicht die Genugtuung geben, dass sie sagen können: ›Seht ihr, sie glaubt wirklich, ihre Scheiße stinkt nicht.‹« Edmund lächelte vage und wandte zum ersten Mal den Blick von ihr ab. »Ich hoffe, du achtest mich nicht gering, weil ich das zugegeben habe.«
    »Ganz und gar nicht.«
    »Ich weiß nicht, vielleicht könnten wir einfach eine Weile auf ein paar Drinks dort abhängen. Einfach nur reden, weg vom Theater, der Aufführung, all dem Kram, den wir im Kopf haben, wenn wir hier sind. Könnte nett sein.«
    Edmund stand an der Tür und dachte nach. Cindy war plötzlich nicht wohl in ihrer Haut.
    »Aber wenn es irgendwie ein Problem ist«, sagte sie rasch, »zum Beispiel, weil deine Freundin sauer wäre oder so, dann verstehe ich das natürlich.«
    »Mal sehen, wie heute Abend alles läuft«, sagte Edmund schließlich. »Okay?«
    »Okay.«
    Er lächelte und war fort.
    Allein in der Elektrowerkstatt, wurde sich Cindy plötzlich ihrer Atmung bewusst und dem gleichmäßigen Pochen in ihrer Brust. Hatte sie das wirklich eben getan? Hatte sie wirklich gerade zum ersten Mal in ihrem Leben einen Mann aufgefordert, mit ihr auszugehen?
    Aber er hat nicht Ja gesagt, meldete sich eine Stimme in ihrem Kopf.
    Aber er hat auch nicht Nein gesagt, erwiderte eine andere Stimme.
    Aber er wollte Ja sagen, beteuerte die erste Stimme. Hast du das nicht gemerkt?
    Dann hast du es auch in seinen Augen gesehen?
    Ja!
    Cindy setzte sich nicht auf den Stuhl, den Edmund für sie bereitgestellt hatte. Sie war zu aufgeregt, fühlte sich um hundert Pfund leichter und fing an, hinter dem Kabelregal auf und ab zu gehen. Sie versuchte, sich auf ihren Text zu konzentrieren, sagte ihn laut auf und stellte sich Edmund Lambert als Macbeth vor, anstelle von diesem Idioten Bradley Cox, aber die Stimmen in ihrem Kopf analysierten immer weiter, was sich zwischen ihnen beiden gerade abgespielt hatte, und es machte sie nervös und stolz zugleich.
    Edmund Lambert würde kommen.
    Sie wusste es einfach.
    Dann bemerkte sie aus dem Augenwinkel seine Büchertasche auf dem Stuhl neben dem Computer der Elektrowerkstatt. Sie hatte ihn viele Male damit gesehen und erkannte die aus Armeebeständen stammende Tasche mit dem Tarnmuster.
    Sie hatte eine Idee.
    Cindy lief zur Tür, spähte hinaus und entdeckte einen Erstsemester, einen dicklichen Jungen, der einen von Macbeths Soldaten spielte, auf den Warteraum zugehen. Jonathan hieß er – glaubte sie zumindest. Sie war sich nicht sicher, hatte nie zuvor mit ihm gesprochen und fragte sich, ob sie ihn vielleicht mit einem anderen Erstsemester aus Macbeths Armee verwechselte. Aber darüber konnte sie sich jetzt den Kopf nicht zerbrechen, und sie hatte auch keine Zeit für Gewissensbisse, weil sie ihn benutzte.
    »Jonathan?«, rief Cindy spontan. Er blieb stehen. Sie hatte sich seinen Namen richtig gemerkt, Gott sei Dank. »Könntest du mal kurz

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