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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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o Gott, o Gott!
    Luther stemmte seine Fersen in den Boden und presste seinen Rücken fest gegen die Küchenwand, als ob er mit ihr verschmelzen oder sich in etwas anderes verwandeln könnte.
    Mit den Schultern an der Wand schob er sich langsam nach oben, bis er aufrecht stand. Er schaffte es nicht, Cara oder Milford anzusehen. Das blutige Messer, das er umklammert hatte, lag zu seinen Füßen und zog seinen Blick an, als ob eine magische Kraft von ihm ausginge. Und da war das Blut mit seinem kupfernen Geruch, das Erbrochene auf dem Boden, auf Milfords weißem T-Shirt. Er konnte die Toten bereits riechen, da war sich Luther sicher.
    Die Toten!
    Während er sich selbst wimmern hörte, suchte Luther sich vorsichtig einen Weg durch die Küche, ohne in das Blut zu treten. Zitternd bewegte er seinen Körper um Cara herum und durch die Tür hinaus in den Flur. Er ging ins Badezimmer, zog seine Unterhose und sein T-Shirt aus, die beide blutgetränkt waren, und ließ sie in einem Haufen in einer Ecke liegen. Dann stieg er in die freistehene gußeiserne Badewanne. Erst drehte er das kalte Wasser auf, dann stellte er es etwas wärmer. Er fing an, sich mit Seife zu schrubben, sein Gesicht und den Hals von Blut zu säubern, seine Arme, seine Brust und den Bauch, seine Hände, die Hände, die Hände. Er benutzte eine Bürste mit harten Borsten, um seine Hände zu schrubben, bis sie wund waren und schmerzten, lange nachdem das Blut von Cara und Milford von seiner geröteten Haut verschwunden war.
    Dann trocknete er sich ab, nackt und zitternd, und stieg hinauf auf den Dachboden.
    Wenn ich mich doch einfach hier hinlegen könnte und für immer in Sicherheit wäre!
    Aber er wusste es besser. So klar konnte er noch denken.
    Schnell zog er seine Jeans, seine Turnschuhe und ein blaues langärmliges Shirt mit Kragen an, das Cara ihm vor Kurzem geschenkt hatte. Sein Geist und sein Körper schienen seltsam losgelöst voneinander. Er wusste nur, dass er aus dem Haus musste, es weit hinter sich lassen musste.
    Nachdem er den Dachboden verlassen hatte, ging er ins Schlafzimmer im ersten Stock und fand Milfords Geldbörse auf der Kommode. Und da lagen Milfords Schlüssel neben etwas Kleingeld. Sein Autoschlüssel! Luther steckte die Geldscheine – ein bisschen mehr als fünfzig Dollar – in seine eigene Börse, dann schob er das Kleingeld und die Schlüssel in die enge Seitentasche seiner Jeans.
    Es war fast vier Uhr morgens, als er, beschienen vom Mondlicht, die Garagentür öffnete und Milfords nachtblauen Ford Fairlane rückwärts auf die Kiesauffahrt fuhr und ihn auf die Straße lenkte. Die Scheinwerfer schaltete er erst ein, als er einen Block vom Haus entfernt war. Anfangs hatte er ein wenig Schwierigkeiten mit dem Wagen, aber bald hatte er sich an die Automatikschaltung gewöhnt und fühlte sich wohler beim Fahren.
    Luther war klar, dass er in Schwierigkeiten – in großen Schwierigkeiten – steckte, und dass er sich absolut falsch verhielt. Er machte einen Fehler nach dem anderen; dessen war er sich bewusst, aber er hatte keine Ahnung, was er sonst tun sollte. Es waren die Angst und sein Instinkt, die ihn antrieben, nicht sein Verstand. Bald würde man Milfords und Caras Leichen entdecken, und jeder würde nach Luther suchen. Jeder!
    Er wusste nur, dass er so schnell wie möglich Distanz gewinnen musste. Die Distanz könnte ihn vielleicht irgendwie retten. Zumindest würde sie ihm Zeit zum Nachdenken geben. Distanz, in Zeit und Meilen, war immer seine Verbündete gewesen. Vielleicht half sie ihm auch dieses Mal.
    Darauf bedacht, nicht zu schnell zu fahren, um nicht die Aufmerksamkeit eines Streifenwagens oder der Highway-Polizei auf sich zu ziehen, die vielleicht auf den verlassenen Straßen unterwegs waren, fuhr er die Hauptstraße hinunter in Richtung Highway, der aus der Stadt hinausführte. Der Highway, den er nie wieder verlassen wollte.
    Luther machte sich nicht allzu große Sorgen wegen des Sheriffs; er war entweder an der Tankstelle oder lag daheim im Bett und schlief. Aber Nester, der unheimliche Hilfssheriff, könnte heute Nachtschicht haben und durch die Straßen der Stadt fahren.
    Als Luther an Wildes Malerwerkstatt vorbeikam, sah er, dass im Büro und im Lager Licht brannte.
    Wilde! Vielleicht wusste Tom, was zu tun war! Vielleicht konnte Tom Wilde ihm helfen! Der einzige Mensch, dem er vertraute!
    Die Rettung lag so nah!
    Luther verlangsamte die Geschwindigkeit des großen Fords, bog ab und fuhr in den Hinterhof, wo

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