Opferschrei
sicher nicht dort vergessen worden.«
»Ich glaube nicht, dass es sich um Modeschmuck handelt. Sie sieht ziemlich gut aus. Und auf dem Verschluss ist ein winziger Silberstempel.«
»Echt oder nicht, Claire, sie ist nicht von mir. Ich wünschte, sie wäre es.«
Sie sagte nichts.
»Du glaubst mir doch, Claire, oder?«
»Natürlich glaube ich dir.«
»Zeig sie mir, wenn ich zurück bin. Wenn sie wertvoll ist, versuchen wir, herauszufinden, wem sie gehört. Und wenn nicht … darf sie der Finder behalten.«
»Okay, Jubal.« Pause. »Alles in Ordnung mit dem Stück?«
»Ja, ich hab einfach da weitergemacht, wo ich aufgehört habe. Ich bin für die Rolle geboren. Für jede Rolle.«
»Hast du schon was wegen der Sitcom gehört?«
»Noch nicht. Ich hab dir doch gesagt, dass noch zwei andere Kandidaten vorsprechen.«
»Stimmt, das hast du gesagt. Liebst du mich?«
»Ich liebe dich.«
»Dann lass ich dich jetzt frühstücken gehen.«
»Was? Ach so, ja. Wie geht es dir? Wie geht’s dem Baby?«
»Uns geht’s gut. Wir sind beide hungrig. Genau wie du wahrscheinlich.«
Jubal warf einen Blick auf Dalia und fühlte Schuldgefühle in sich aufkeimen. Aber nur ganz kurz.
»Ich liebe dich«, sagte er noch einmal zu Claire.
Sie sagte ihm, dass sie ihn auch liebte, dann legte sie auf.
»Das war verdammt überzeugend«, meinte Dalia. »Vielleicht zu überzeugend.«
Jubal legte das Handy auf den Stuhl und ließ sich neben sie auf den Rücken fallen. »Verdammt! Claire hat die Kette gefunden.«
Dalia hob den Kopf und stützte ihr Kinn auf ihren Ellbogen. »Welche Kette?«
»Die Kette, die ich dir schenken wollte. Weil ich so schnell in New York aufbrechen musste, hatte ich keine Zeit mehr, sie aus ihrem Versteck in der Wohnung zu holen. Ich dachte, sie sei dort für eine Weile sicher und ich könnte sie später holen, um sie dir zu geben. Aber offensichtlich lag ich da falsch.«
»Glaubt Claire, du hast die Kette für jemand anderen gekauft?«
»Nein, ich hab mich dumm gestellt und so getan, als ob ich nichts davon wüsste. Ich denke, sie hat mir geglaubt.«
»Ich wette, das hat sie. Ich hab nur deine Seite des Gesprächs gehört, aber wie ich schon sagte, du bist wirklich gut.« Sie lächelte. »In allem.«
»Wenn ich gerade nicht gut genug gewesen bin, haben wir ein Problem.«
Immer noch auf dem Rücken liegend, starrte Jubal auf den Rauchmelder an der Decke. Er war sich ziemlich sicher, dass Claire ihm geglaubt hatte, trotzdem war da etwas in ihrer Stimme gewesen. Und sie hatte sich in letzter Zeit manchmal ziemlich komisch verhalten, was er ihrer Schwangerschaft zugeschrieben hatte. Sie hatte vorgegeben, andere kleine Geschenke gefunden zu haben, ohne zu wissen, woher sie stammten. Es war verdammt merkwürdig. Irgendetwas schien da vor sich zu gehen, aber er konnte nicht sagen, was er war.
Er spürte, wie sich die Matratze bewegte, als Dalia zu ihm herüberrutschte und ihren Körper an seinen schmiegte. Sie gab ihm einen feuchten Kuss auf den Hals. »Ich weiß, wie du das Problem lösen kannst«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
»Oh, wie denn?«
»Kauf eine neue Kette.«
Claire saß neben dem Telefon und hielt ihre Kaffeetasse in der Hand, ohne daraus zu trinken.
Irgendetwas stimmte nicht. Sie konnte es spüren. Vielleicht hatte man während der Schwangerschaft einen siebten Sinn.
Sie stand auf, schenkte ihre Kaffeetasse voll und trug sie ins Wohnzimmer, um sich die Lokalnachrichten anzusehen, während sie trank.
Als sie den Fernseher mit der Fernbedienung einschaltete, war er auf Channel One eingestellt. Eine routiniert wirkende Moderatorin und ein Kerl in einem Anzug redeten über diesen Serienmörder, den Night Prowler. Der Mann im Anzug war ein Cop, und er versicherte ihr, dass sie heiße Spuren hätten, die sie verfolgten, und dass sie den Fall bald lösen würden.
Dann fing die Frau an, nach den Geschenken zu fragen, die der Night Prowler offensichtlich in den Wohnungen der Mordopfer zurückgelassen hatte, meist in der Küche. Süßigkeiten, Delikatessen, gelbe Rosen, Schmuck.
Schmuck!
Claire schreckte zusammen und verschüttete Kaffee auf dem Teppich.
O Gott! Daran hatte sie überhaupt nicht gedacht. Sie sollte öfters Nachrichten schauen.
Sie merkte, dass sie stand, konnte sich aber nicht daran erinnern, aufgestanden zu sein.
Moment, warte! Beruhig dich, um Himmels willen. Wie wahrscheinlich ist das? Du bist dumm. Du bist … schwanger!
Sie ging in die Küche und ließ Wasser über ein
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