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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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vor allem um die Mitte herum. Kasner ist klein, hat braune Augen und sieht ziemlich gut aus. Außerdem hat sie einen Haufen dunkler Haare und eine gute Figur.«
    »Und einen ordentlichen Haken, wie es aussieht.«
    »Einen kurzen rechten«, sagte Renz und grinste, während er sich vom Sofa erhob. »Ich habe die Geschichte von einem Barkeeper gehört, der im Meermont arbeitet. Sie hat Egan einfach umgeboxt. Sie und Pearl sollten gut miteinander klarkommen.«
    »Wie Salz und Pfeffer«, sagte Quinn. Er mochte Kasner jetzt schon ein bisschen, auch wenn er wusste, dass sie möglicherweise ein doppeltes Spiel spielen und sowohl Renz als auch ihm Bericht erstatten würde.
    »Eher wie Pfeffer und Pfeffer«, erwiderte Quinn und ging zur Tür hinaus.
    Quinn lauschte Renz’ leiser werdenden Schritten auf der knarzenden Holztreppe, bis er das schleifende Geräusch der Haustüre hörte, als sie sich öffnete und wieder schloss.
    Er war sich nicht sicher, auf was er sich da eingelassen hatte, aber wenigsten bewegte sich sein Leben wieder vorwärts.
    Oder zumindest in irgendeine Richtung.
    Schmerz!
    Er würde nie wieder aufhören. Zumindest schien es so.
    Die Frau kroch weiter auf die Tür zu, während die Peitsche immer wieder auf ihre nackten Pobacken niedersauste, auf ihre fleischigen Schenkel und manchmal, der Überraschung willen, auf ihren nackten Rücken.
    Sie hatte gewusst, auf was sie sich einließ – es lag also in ihrer eigenen Verantwortung, wie ihr Vater sagen würde. Sie war selber schuld, und die Schuld hatte sich wie unsichtbare Ketten um ihre Schultern gelegt. Wenn sie die Schmerzen und die Bestrafung annahm, würde es ihr besser gehen. Die Ketten würden von ihr abfallen und sie wäre wieder rein.
    Sie hatte den Teppich verlassen und kroch jetzt schneller in Richtung Tür, obwohl sie wusste, dass sie nicht entkommen würde, dass sie – wie immer – keine Chance hatte. Eine Frau mit einem Master in BWL und einem verantwortungsvollen Job … Was mache ich hier bloß? Sie biss die Zähne zusammen und wimmerte. Sie würde nicht schreien. Das war eine ihrer Regeln. Denn wenn sie es tun würde, wenn ihre Nachbarn es hören und die Polizei rufen würden, wie sollte sie die Sache erklären? Ihre nackten Knie tapsten dumpf auf dem Parkett, und ihre Hände machten verzweifelte Klatschgeräusche, die lauter waren als ihr Stöhnen.
    Die Peitsche pfiff dicht an ihrem Ohr vorbei, sandte eine Welle aus Feuer über die obere Hälfte ihres Rückens und schlang sich um ihre Schulter. Dann brannte die empfindliche Innenseite ihres rechten Oberschenkels. Er wusste wirklich mit der Peitsche umzugehen.
    Drei Meter bis zur Tür.
    Die Peitsche setzte ihre rechte Pobacke in Brand. Die Abstände zwischen den Schlägen wurden immer kürzer. Sie krabbelte noch schneller, mit schmerzenden Knien und Handflächen. Die Peitsche verfolgte sie und leckte an ihr wie die flinke, feurige Zunge eines Drachen.
    Der Mann, der über ihr stand, war der Drache.
    Später würde sie vielleicht neben ihm liegen, in seine Arme gekuschelt, und so tun, als würde er sie lieben. Es wäre nicht real, genauso wenig wie das, was er gerade mit ihr tat, real war, aber das wäre egal. Sie hatte nicht das Recht, etwas Reales zu erwarten.
    Als sie einen Arm ausstreckte und mit ihren Fingerspitzen die Tür berührte, packte er ihre Knöchel und schleifte sie zurück, weg von der Freiheit.
    Es ging wieder los.
    Was mache ich hier bloß?

11
    Bent Oak, Missouri, 1987.
    Zwei Tage vor Luther Lunts vierzehntem Geburtstag ließen Angestellte des Staates in Jefferson City eine Blausäurekapsel in die Gaskammer fallen, die seinen Vater tötete.
    Luthers Mutter war schon seit mehr als einem Jahr tot. Sie starb am selben Tag und auf dieselbe Weise wie seine Schwester Verna, im Kugelhagel der Remington Kaliber zwölf seines Vaters. Luther hatte zweimal mit dem Gewehr gejagt und wusste, was es mit einem Hasen anrichtete. Was es mit seiner Mutter und seiner Schwester angerichtet hatte, war um einiges schlimmer.
    Das, was er gesehen, gehört, gerochen hatte, selbst das langsamer werdende Tropfen des Bluts aus dem zerfetzten Hals seiner Mutter, hatte sich für immer sein Gedächtnis eingebrannt.Er weinte mehrere Tage und Nächte fast ununterbrochen, während er sich fragte, warum Verna bloß zu ihrer Mutter gegangen war und ihr gesagt hatte, was sie und Dad so trieben. Er wusste, dass er ihr nicht die Schuld daran geben sollte. Sie war erst zwölf, und schließlich war es sein Vater

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