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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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Arm. »Komm mit!«
    »Wohin?«
    »In die Boutique.«
    »Du bringst sie zurück?«
    »Nein. Ich habe sie nie von dort geholt! Wir geben sie Arschloch-Ira zurück, zusammen mit einer Warnung.«
    »Wir können sie nicht einfach zurückgeben, Ron. Lass uns noch mal in Ruhe darüber nachdenken.«
    »Die Jacke kann nur von dort gekommen sein. Es gibt sonst niemand, der sie dir geschenkt haben könnte.«
    »Wie hätte Ira in die Wohnung kommen sollen?«
    »Ich weiß nicht, Marcy«, sagte Ron ungeduldig. »Ich habe auch keine Ahnung, wie Zauberkünstler die richtige Karte erraten, aber sie tun es trotzdem.«
    »Aber warum sollte er mir etwas schenken? Was verspricht er sich davon?«
    »Himmel, Marcy, was denn wohl?«
    »Wir sind uns nur einmal begegnet, und da warst du dabei.«
    »Na und? Vielleicht ist er einer dieser abgefuckten Psychos, die eine Frau nur einmal sehen müssen und schon meinen sie, es würde irgendeine Art von Beziehung bestehen.«
    »Das wäre möglich …«
    »Das ist verdammt gut möglich!«
    »Wenn es so ist, möchte ich nicht noch einmal in seine Nähe kommen.«
    Ron atmete tief durch, dann seufzte er und fuhr sich mit dem rechten Unterarm über den Mund, so als ob er gerade einen tiefen Schluck aus einem Bach genommen hätte.
    »In Ordnung«, sagte er. »Du bleibst hier. Ich nehme dieses Ding und bringe es zurück in die Boutique. Wir werden die Sache aufklären! Und etwas dagegen unternehmen!«
    Und schon war er zur Tür hinaus.
    *
    Eine Stunde später kam Ron zurück, mit leeren Händen. Marcy sah zu, wie ihr Mann sein Sakko auszog und es auf einem Bügel in den Wandschrank im Flur hängte. Er schien jetzt ruhiger zu sein. Sein Gesicht war nicht mehr ganz so rot, und die blaue Vene an seiner Schläfe war noch nicht einmal sichtbar. »Haben sie die Jacke zurückgenommen?«
    »Nein«, sagte Ron. »Sie haben behauptet, sie hätten sie nicht verkauft. Sie haben gesagt, dass man sie mindestens in einem Dutzend Läden in und um New York kaufen kann. Ich habe ihnen gesagt, dass Ira sie vielleicht einfach mitgenommen hat, um sie dir zu schenken. Ira ist sauer geworden, und ich habe gedroht, ihm den Hals umzudrehen. Er hat einfach nur gelächelt, der kleine Bastard.«
    »Ich glaube, er könnte gefährlich sein«, sagte Marcy. »Irgendwas ist unheimlich an ihm.«
    Ron zuckte die Achseln. »Was auch immer er ist, ich habe ihm gesagt, wenn er noch einmal hierherkommt, reiße ich ihm die Eier ab.«
    Bevor oder nachdem du ihm den Hals umgedreht hast? »Was hat er gesagt?«
    »Dass sie die Jacke nicht zurücknehmen, außer ich hätte einen Kassenzettel. Er und dieser minderbemittelte Geschäftsführer haben in ihren professionellen Verkäufer-Modus umgeschaltet und ganz höflich getan, sich aber wie Arschlöcher benommen.«
    »Was hast du dann getan?«
    »Ich hab ihnen gesagt, dass ich kein Geld rückerstattet haben will. Ich hab die Jacke auf den Boden gepfeffert und bin einfach zur Tür hinaus. Du hättest ihre Gesichter sehen sollen.«
    »Das war eine Achthundert-Dollar-Jacke, Ron.«
    »Nicht für uns. Für uns ist sie mehr als wertlos.« Er stolzierte in die Küche und kam ein paar Minuten später mit einem Glas Wasser zurück, in dem Eiswürfel schwammen. Marcy sah zu, wie er ein paar tiefe Schlucke nahm, den Kopf in den Nacken gelegt, während der Adamsapfel in seinem kräftigen Hals auf und ab hüpfte.
    »Denkst du immer noch, dass Ira sich irgendwie hier reingeschlichen und die Jacke da gelassen hat?«, fragte sie, als er das Glas endlich absetzte.
    Er hatte die Hälfte des Wassers getrunken. Den Kopf gebeugt, starrte er in das Glas und schwenkte seinen übriggebliebenen Inhalt herum, sodass die Eiswürfel klirrten. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Aber wenn er es wirklich gewesen ist, wird er so etwas nicht noch einmal tun. Ich habe ihn abgeschreckt.«
    Marcy war sich da nicht so sicher.
    Aus irgendeinem Grund bezweifelte sie, dass Ira sich jemals in seinem Leben von irgendetwas hatte abschrecken lassen.

10
    Dieses Mal klopfte Harley Renz höflich an Quinns Wohnungstür.
    Quinn schaute durch das runde Guckloch und erblickte den verzerrten Captain. Renz trat ungeduldig von einem Bein aufs andere und hob seinen langen Arm, um einen Blick auf die Uhr zu werfen. Ein viel beschäftigter Mann in Eile, der seine wertvolle Zeit dafür opferte, mit einem Versager wie Quinn zu reden.
    Quinn wartete eine Weile, bis Renz wieder an die Tür klopfte, dieses Mal lauter. Erst dann

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