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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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nicht?«
    Renz’ Stirn entspannte sich, aber die Falten blieben. »Weil ich in die Offensive gegangen bin. Ich habe alle meine Pressekontakte informiert, dass ich auf einen guten Mann gesetzt habe – das heißt auf Sie. Die Sicherheit der Öffentlichkeit ist wichtiger als die internen Angelegenheiten des NYPD und engstirnige Rache. Deshalb habe ich Frank Quinn gebeten, sich des Elzner-Falls anzunehmen, weil er einfach der Beste ist. Wenn die Story nicht schon in den Nachrichten ist, wird sie es bald sein, vor der von Egan. Das Department wird nichts unternehmen, um Sie von dem Fall abzuziehen, das wäre schlechte PR . Es wurde nie Anklage gegen Sie erhoben, und es kam nie zu einem Prozess wegen der Vergewaltigungssache. Die Öffentlichkeit wird sie als Held betrachten, Quinn. Ein Opfer unbegründeter Gerüchte, der eine zweite Chance verdient. Ich habe außerdem ein Team von Detectives zusammengestellt, das Ihnen unterstellt ist.«
    »Ein Team?«
    »Zwei Detectives, aber sie können kurzfristig weitere Leute haben, wenn es nötig ist.« Renz lehnte sich nach vorn. »Sie wissen, wie es läuft, Quinn. Der Mord an einem typischen Manhattaner Paar bedeutet, dass die Presse verrücktspielt. Und Presse bedeutet Druck. Können Sie damit umgehen?«
    »Kann ich. Dieses Team … sind es gute Cops, die Sie mir da geben?«
    »Natürlich. Ihr alter Partner aus den Zeiten, in denen Sie noch Streife gefahren sind, Larry Fedderman, und seine neue Partnerin, Pearl Kasner.«
    Fedderman. Quinn musste beinahe lächeln. Abgesehen von den Leuten, die ihn aufs Kreuz gelegt hatten, war Fedderman wahrscheinlich der Einzige im NYPD , der nicht glaubte, dass Quinn eine Minderjährige vergewaltigt hatte. Fedderman hatte dafür bezahlt, indem er mit herablassenden Bemerkungen, bösen Blicken und beschissenen Aufgaben überhäuft wurde. Es hieß, er glaube immer noch an Quinn. »Fedderman ist in Ordnung. Was ist mit dieser Kasner?«
    Renz rutschte auf dem Sofapolster hin und her, als ob er gerade erst bemerkt hätte, dass er auf etwas Spitzem saß. »Sie hat einen Ruf weg im Department, aber sie ist wirklich sehr begabt.«
    Aha. »Einen Ruf weg?«
    »Sie ist, sagen wir, ein wenig hitzköpfig. Also Ihnen gar nicht so unähnlich. Sie gerät immer wieder in die gleichen Schwierigkeiten wie Sie damals.«
    »Steckt sie momentan in irgendwelchen Schwierigkeiten?«
    »Ja und nein.«
    »Was bedeutet das Ja?«
    »Vince Egan hat sie in der Lobby eines Hotels angebaggert, und sie hat ihm eine reingehauen.«
    Quinn schaute ungläubig. »Eine einfache Polizistin hat die Hand gegen einen Captain des NYPD erhoben? Dann ist sie bald raus.«
    »Sagen wir einfach, sie steckt in Schwierigkeiten.« Renz erklärte Quinn, dass Egan damals betrunken gewesen war und es Zeugen gab. Das NYPD war nicht gerade erpicht darauf, die Sache an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Eine Beschwerde bei der Dienstaufsichtsbehörde wurde verhindert, bevor sie eingereicht werden konnte. »Die Vorgehensweise dürfte Ihnen bestens bekannt sein«, sagte Renz.
    »Egan wird sie irgendwie anders drankriegen.«
    »Nicht, wenn Sie, Pearl und Fedderman den Elzner-Fall aufklären.«
    Quinn verstand Renz’ Standpunkt jetzt besser. Er vergrub die Hände in den Hosentaschen und ging in seinen Strümpfen auf und ab. »Das gefällt mir nicht. Zu viele letzte Chancen. Was ist mit Fedderman? Hat er auch irgendwas von der Sache? Wird auch er von einer tödlichen Krankheit geheilt, wenn wir den Fall lösen?«
    »Sie sind derjenige, der von einer tödlichen Krankheit geheilt werden könnte, Quinn. Einsamkeit und Verwesung.«
    Das hatte gesessen. Quinn blieb stehen und wandte sich zu Renz.
    »Sie sollten wissen, dass letzte Chancen nicht so schlimm sind«, sagte Renz. »Genau genommen sind sie alles, worum es im Leben geht.«
    Quinn spürte, wie sein Ärger verrauchte. Renz hatte natürlich recht.
    »Sie können sich morgen Vormittag mit Fedderman und Kasner treffen«, sagte Renz. »Sie entscheiden, wann und wo. Ich habe mir gedacht, dass sie sich nicht hier mit ihnen treffen wollen, da die Wohnung nicht gerade zum Verweilen einlädt, selbst ohne die Orangenschalen.«
    »Morgen soll ein schöner Tag werden«, meinte Quinn. »Wir können uns direkt am Eingang des Central Parks an der Eighty-Sixth Street treffen. Sagen wir, so um zehn.«
    »Das passt. Sie werden in Zivil sein.«
    »Ich halte nach Fedderman Ausschau. Wie sieht Kasner aus?«
    »Sie sollten wissen, dass Fedderman ein wenig zugelegt hat,

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