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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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Küche, und da war Cara, die ein Lied summte, das er nicht kannte, während sie Kuchenteig ausrollte. Ihr Gesicht glänzte vom Schweiß, und jedes Mal wenn sie sich nach vorne lehnte und das Nudelholz über den Teig rollte, schwangen ihre großen Brüste unter dem dünnen Stoff ihrer Bluse hin und her.
    Sie hörte auf, das helle Oval aus Teig zu bearbeiten, und fuhr sich mit dem Handrücken über ihre feuchte Stirn. Dann nahm sie ein rotes Sieb, das aussah wie eine Dose mit einer Kurbel, und stäubte Mehl über den Teig. Als sie das Sieb abstellte, erblickte sie Luther und hörte auf zu summen.
    »Hast du mich beobachtet, Luther?« Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, und es schien ihr nichts auszumachen, dass er ihr ohne ein Wort zu sagen zugesehen hatte. Sie duftete nach Schweiß und Pfirsichen.
    »Nur für ein paar Sekunden, Ma’am. Es hat Spaß gemacht, Ihnen zuzusehen. Sie scheinen Ihre Arbeit zu mögen. Kochen, meine ich.«
    Ihr Lächeln wurde breiter. »Backen, meinst du.«
    »Ähm, ja, sicher.« Er trat von einem Bein aufs andere. Er war es nicht gewohnt, sich in der Gegenwart einer Frau unbehaglich zu fühlen, nach allem, was er in Kansas City erlebt hatte. Bei den Frauen, die er dort kennengelernt hatte, hatte er gewusst, wie er sich verhalten musste, was sie von ihm wollten. Doch Cara war … eine Lady. Es gab einen himmelweiten Unterschied zwischen einer Frau und einer Lady.
    »Komm her«, sagte sie. »Setz dich hin und unterhalte dich ein bisschen mit mir.«
    Er stolperte hinüber zum Tisch, zog einen der Holzstühle heraus und setzte sich, ein unsicherer Teenager, der nicht genau wusste wohin mit seinen Armen und Beinen.
    »Ich mache wieder einen Pfirsichkuchen«, sagte sie. »Extra für dich.«
    Luther wusste nicht, was er sagen sollte. Er murmelte ein Dankeschön.
    »Wie kommst du mit Mr Wilde zurecht?«, fragte Cara und fing wieder an, Teig auszurollen.
    »Ich mag ihn ganz gern«, sagte Luther. Er versuchte, nicht auf ihre Brüste zu starren. Er ertappte sich dabei, wie er sich das Liebesleben der Sands vorstellte. Weit konnte es damit nicht her sein – viel zu groß war die Bitterkeit, die in allem, was sie zueinander sagten, mitschwang. Und das auch nur, wenn Milford seine Frau nicht einfach komplett ignorierte. Luther wusste, dass Milford gemein zu Cara sein konnte; er hatte ein paar ihrer Schlafzimmerzankereien belauscht. Einmal hatte er sogar ein klatschendes Geräusch gehört. Vielleicht hatte Milford sie geschlagen. Aber vielleicht war es genau das, was sie wollte. Luther erinnerte sich an Frauen von reichen Männern in …
    »Luther? Hörst du mir zu, mein Junge?«
    Er grinste. »Aber sicher, Ma’am.«
    »Du sollst mich Cara nennen, hörst du?«
    »Ich höre, Cara.«
    Er versuchte, ein Wort dafür zu finden, wie er sich mit Cara hier in der Küche fühlte. Friedvoll war das Beste, was ihm einfiel. Er war voller Frieden. Das war er in seinem Leben noch nicht oft gewesen. Fühlte es sich so an, wenn man eine Mutter hatte?
    Er bezweifelte es. Das hier war etwas anderes.
    Cara legte den ausgerollten Teig in eine Kuchenform auf dem Tisch, drückte ihn hinein und schnitt das, was überlappte, ab. Dann fing sie an, den Teig geschickt mit ihren Fingern in den geriffelten Rand der Form zu pressen.
    Bei dieser Bewegung kam ihr Gesicht Luthers Gesicht sehr nahe. Er konnte die Wärme ihres Atems spüren und roch ihren Schweiß. Sie drehte ihr Gesicht zu ihm und lächelte. Ihre Augen waren nur ein paar Zentimeter von seinen entfernt, seine Lippen nur ein paar Zentimeter …
    Plötzlich merkte er, dass er sie küsste.
    Er hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht; er hatte keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken, es nicht zu tun.
    Aber jetzt dachte er darüber nach. Darüber, was für ein Idiot er war. Welches Risiko er einging. Angst fuhr ihm durch die Glieder.
    Sie wird es Milford sagen. Was wird Milford tun?
    Das Schlimmste daran war, dass er Cara mochte. Sehr mochte. Was hatte er nur getan!
    O Gott!
    Als er seinen Kopf gerade zurückziehen wollte, verwirrt und wütend auf sich selbst, lehnte sie sich nach vorn und fing an, seinen Kuss zu erwidern, gierig, mit ihrer Zunge. Ohne ihre Lippen von seinen zu lösen, kam sie um die Ecke des Tisches, um sich besser zu ihm hinabbeugen zu können. Luther fühlte, wie sich der Stuhl zur Seite neigte und die Beine über die Fließen rutschten. Plötzlich fiel er um, und er und Mrs Sand – Cara – lagen auf dem Küchenboden, ihre Körper eng

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