Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
Vom Netzwerk:
etwas Neues zu entdecken, wie etwa ein Streichholzheftchen, in dem eine Botschaft stand, einen vergessenen Beleg für die Mordwaffe oder einen versteckten Bankschließfachschlüssel, wie es im Fernsehen oder Kino oft der Fall war. Warum passierte so etwas eigentlich nie in dem Film, der Wahres Leben hieß?
    »Es gibt ein Muster«, sagte Quinn, »es ist nur noch nicht so deutlich, noch nicht einmal im Ansatz. Aber nach und nach wird es zutage treten, egal wie sehr sich unser Night Prowler auch anstrengt, es zu verhindern.«
    »Ich finde es toll, dass du dir da so sicher bist«, meinte Fedderman.
    »Diese Bestien sind alle Sklaven ihrer Zwänge, Feds. Das ist der Grund, aus dem sie überhaupt töten.«
    »Bis jetzt war er ein ziemlich erfolgreicher Sklave«, warf Pearl ein.
    »Die Küchen«, meinte Quinn. »Wenn man sich die Wohnungen als Kulisse eines Theaterstücks vorstellt, dann fingen die Morde in der Küche an, auch wenn die Grahams erst im Schlafzimmer getötet wurden. Irgendetwas hat sie aus dem Bett gescheucht, vielleicht ein Geräusch in der Küche, wo die Mordwaffe herstammt und jemand zusätzlichen Käse in den Kühlschrank gelegt hat. Der Mörder hat sich wahrscheinlich in ihrem Schrank versteckt, aber zuerst hat er in der Küche Halt gemacht.«
    »Ein merkwürdiges Theaterstück«, sagte Fedderman. »Wie etwas von diesem Mammal.«
    »Mamet«, verbesserte ihn Quinn. Er und May waren oft ins Theater gegangen. Es war der einzige Luxus, den sie sich geleistet hatten. Quinn war schon lange in keinem Theater mehr gewesen.
    »Ist das nicht ein Maler?«
    »Du meinst Monet. Du hast wohl nicht viel übrig für Kunst und Kultur, oder?«
    »Nein.«
    »Sie glauben also«, sagte Pearl, »dass unserem Kerl irgendwann ein prägendes Erlebnis in einer Küche hatte, das er bis heute nicht überwunden hat?«
    »Könnte tatsächlich sein«, sagte Fedderman, bevor Quinn antworten konnte. »Solche Arschlöcher können schon Amok laufen, wenn ihre Eier nicht hart genug gekocht sind. Ich weiß aber nicht, was uns das bringt. Das Problem ist, dass unser Mörder verrückt ist und wir noch nicht in sein Gehirn vorgedrungen sind. Vielleicht gibt es kein Muster bei den Morden, weil er absolut verrückt ist und es keine Muster in seinem Denken gibt.«
    »Drei Dinge«, sagte Quinn aus dem hinteren Teil des Wagens. »Die Küchen, die Lebensmittel, die nicht dorthin gehörten, und die Tatsache, dass es sich bei den Opfern um attraktive, verheiratete Paare handelt, deren Wohnungen in Manhattan liegen. Das ist das Muster.«
    »Nur dass ich auch eine Küche habe«, warf Fedderman ein. »Und meine Frau und ich haben auch in einer Wohnung in Manhattan gewohnt. Und wenn du in unseren Kühlschrank geschaut hättest, hättest du Lebensmittel gefunden, die so fehl am Platz waren, dass du dich nicht getraut hättest, sie zu essen.«
    »Er hat nicht ganz unrecht«, meinte Pearl. »Auch wenn er attraktiv ausgelassen hat.«
    »Er hat meistens nicht ganz unrecht«, entgegnete ihr Quinn. »Damit wird er uns helfen, in der Spur zu bleiben.«
    Durch das dreckverschmierte Fenster erkannte Quinn das Mietshaus der Grahams.
    »Wir sind da.«
    Wo immer da ist.

23
    Hiram, Missouri, 1989.
    Vom Fluß her wehte eine Brise, die sich als feuchter Dunst überall niederließ. Bald wäre es nicht mehr möglich, im Freien zu streichen; die Farben würden verwässern und zerlaufen, sobald man sie aufgetragen hatte. Deshalb verschob Tom Wilde die Außenarbeiten, die zurzeit sein einziger Auftrag waren, und schickte Luther für den Rest des Tages heim. Um etwa zwei Uhr fuhr er ihn in seinem weißen Lieferwagen mit den Leitern auf dem Dach zum Haus der Sands. Er sagte Luther, dass sie morgen früh anfangen mussten und einen langen Tag vor sich hatten. Luther sollte dafür sorgen, dass er früh ins Bett kam.
    Luther winkte Wilde zu und blickte dem Lieferwagen nach, der mit eingeschalteten Scheibenwischern um die Ecke verschwand. Er stampfte die Holzstufen der Veranda hinauf, um dem Dunst zu entkommen, und streckte seine Hand nach dem Klingelknopf aus.
    Dann fiel ihm ein, dass er hier wohnte. Zumindest für eine Weile war es sein Zuhause.
    Er zog seine Hand zurück und versuchte es stattdessen mit der Türklinke. Die Tür war offen. Er stieß sie auf und ging hinein.
    Werde ich mir immer wie ein Eindringling vorkommen?
    Zuerst dachte er, im Haus wäre es absolut still, doch dann hörte er ein leises Geräusch.
    Jemand summte vor sich hin.
    Er folgte dem Geräusch bis zur

Weitere Kostenlose Bücher