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Opferschrei

Opferschrei

Titel: Opferschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lutz
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derjenige, der sich mit Polizeiarbeit auskennt.«
    Renz seufzte theatralisch. Er nahm seine Voice und stand vom Sofa auf. Dann streckte er sich und lockerte seine Schulter, indem er langsam seinen Arm kreisen ließ, als wäre er ein Big-League-Werfer, der Probleme mit seiner Schultermuskulatur hatte.
    »Ich werde Sie nun mit dem Gedanken allein lassen, dass Ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt«, sagte er. »Sobald der Ruf einmal am Arsch ist, ist man selbst es auch. Und Sie stehen kurz davor.« Er warf die Zeitung zurück auf den Tisch. »Wenn Sie mir nicht glauben, können Sie es in der Voice nachlesen. Es wird Ihnen das Herz zerreißen. Danach haben Sie das Bedürfnis, der kleinen Anna Caruso Geld und Blumen zu schicken.«
    »Das habe ich auch jetzt schon«, sagte er zu Renz’ Rücken, als er zur Tür hinausging.
    Er schien ihn nicht gehört zu haben.
    Noch schien er die Tränen in Quinns Augen gesehen zu haben.

25
    Hiram, Missouri, 1989.
    Im letzten Monat hatte Luther immer mehr über sein zukünftiges Handwerk gelernt. Tom Wilde hatte ihm versichert, dass er daraus sogar eine Kunst machen konnte. Luther wurde zum Experten im Schablonieren, Farbschichten übereinander auftragen, Abtönen, Schattieren und Illusionen schaffen, indem er mit Farbtönen und der Beschaffenheit der Wand spielte.
    Seine Affäre mit Cara ging weiter. Milford verbrachte seine Abende mit seinen Bilanzen und machte Überstunden in seinem Büro in der Mine. Luther verbrachte seine Abende mit Cara. Sie wurde immer leichter erregbar und sinnlicher durch seine Berührungen, und er lernte weiter von ihr. Wenn sie auch nur einen Bruchteil der Liebe für ihn empfand, die er für sie empfand, dachte Luther, dann wäre er der glücklichste Mensch der Welt. Sie konnte ihn nicht mehr lieben, denn sie war alles für ihn.
    Für die beiden gab es kein Tabu, kein Körperteil blieb dem anderen verborgen.
    Und so kam es, dass Milford, als er eines Abends unerwarteterweise früher nach Hause kam und ins Schlafzimmer ging, die beiden dabei erwischte, wie sie sich gegenseitig mit dem Mund befriedigten.
    Auf Milfords Seite des Betts.
    Er stand da wie erstarrt und konnte nicht glauben, was er sah. Er musste genauer hinsehen, um sicherzugehen, dass es sich bei der Frau tatsächlich um Cara handelte, die da etwas tat, was sie Milford immer verweigert hatte.
    Die beiden waren so ineinander vertieft, dass sie seine Anwesenheit überhaupt nicht bemerkten. Das trug noch weiter zu Milfords Erstaunen und seiner Empörung bei – es war, als würde er für sie überhaupt nicht existieren. Das Schlimmste aber war, dass er das Gefühl hatte, er wäre der Eindringling, derjenige, der hier nicht hergehörte.
    Hier, in meinem Haus, in meinem Bett, mit meiner Frau … o Gott, o Gott …
    Langsam öffnete er seine Fäuste und sammelte sich innerlich, auch wenn er seine Wut kaum unter Kontrolle halten konnte. Er ging zum Schrank und öffnete die Tür. Dann fing er an, hinter den Kleidern an den Bügeln herumzusuchen.
    Er hatte genug Lärm gemacht, um Luther und Cara auseinanderschrecken zu lassen.
    »Milford?« Caras Stimme klang erstickt.
    Kein Wunder! Milford fühlte, wie die Wut ihn glühend heiß durchschoss.
    »Milford!«, sagte sie wieder, nun mit einer merkwürdigen Heiserkeit in der Stimme, die er noch nie zuvor gehört hatte, als ob sie eine andere Frau wäre. »Was machst du da?«
    Seine Hand schloss sich um das warme Walnussholz. »Ich suche nach meinem Gewehr.« Wie ruhig und sachlich seine Stimme klang!
    »Milford – Mr Sand –, warten Sie einen Moment!« Jetzt war es Luther, der zu seinem Rücken sprach. »Lassen Sie mich erklären, wie das passiert ist. Vielleicht werden Sie es verstehen. Ehrlich, ich versuche nicht, mich herauszureden, aber Cara und ich haben das nicht absichtlich getan. Es ist einfach so passiert! Niemand kann etwas dafür!«
    Jung, so jung. Milford lächelte grimmig. Und er wird nicht viel älter werden.
    Er langte ins obere Schrankfach und fand die Schachtel mit den Patronen. Dann drehte er sich um und blickte seine Frau und ihren Geliebten an, während er die doppelläufige Flinte aufklappte und anfing, sie zu laden.
    »Nein, nein, Milford!« Cara kroch zum Kopfende des Bettes und drückte sich zusammengerollt wie ein Fötus dagegen, so als ob sie sich vor einem herannahenden Tornado schützen wollte. Luther, die andere nackte Figur in der ekelerregenden Szene, stand aus dem Bett auf und streckte Milford eine Handfläche entgegen, um ihn von

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