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Opferschuld

Opferschuld

Titel: Opferschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Cleeves
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Sie Mr   Mantel nicht allzu gut leiden.»
    «Wirklich?» Mary runzelte die Stirn. «Das meine ich nicht so.»
    «Wie fanden Sie es, dass Emma und Abigail sich anfreundeten?»
    «Wir waren erleichtert, dass Emma überhaupt eine Freundin gefunden hatte. Wir hätten nicht gedacht, dass der Umzug von York sie so aus der Bahn werfen würde.» Einen Moment lang schwieg sie. «Es hat beide Kinder belastet, aber auf verschiedene Weise. Bevor sie Abigail begegnet ist, hat Emma sich ziemlich abgekapselt.»
    «Aber war Abigail der Umgang, den Sie sich für Emma vorgestellt hätten?»
    «Wieso nicht? Sie hatte ein ganz anderes Naturell als unsere Tochter. Selbstbewusster. Sie fiel vielleicht mehr auf. Aber wir hatten nichts Schlechtes über sie gehört. Ich glaube, ich habe mir mehr Sorgen gemacht, dass sie sich plötzlich mit Emma langweilen und sie für ein anderes Mädchen fallenlassen könnte. Ich glaube nicht, dass Emma das verkraftet hätte.»
    Vera fragte nicht weiter in diese Richtung und kam auf den Vorabend zurück. «Sie haben Keith und seine Freundin also begrüßt? Was ist dann passiert?»
    «Wir haben uns etwas zu trinken geholt und uns zu den anderen gesellt. Es waren viele alte Freunde da. Leute von der Kirche. Robert ist eine Figur des öffentlichen Lebens, weil er doch Gemeindevorsteher ist. Im Dorf kennt ihn jeder. Ich bin ein Weilchen drinnen geblieben. Von denälteren Leuten saßen die meisten dadrinnen. Draußen war es kalt, und es ging ziemlich wild zu. Laute Musik. Ich habe mich mit ein paar Frauen von der
Mothers’ Union
unterhalten, dann bin ich rausgegangen, um Robert zu suchen.»
    «Können Sie sicher sagen, dass Christopher nicht da war?»
    «Wie denn? Als ich rausging, war da ein ziemliches Gedrängel. Und es war dunkel. Die Leute auf der Wiese beim Feuer waren bloß Schatten.»
    «Haben Sie Caroline Fletcher bemerkt?»
    «Verzeihung, der Name sagt mir nichts.»
    «Das war die Kommissarin, die damals den Mord an Abigail Mantel untersucht hat.»
    «Ach ja, natürlich. Ich hatte ganz vergessen, wie sie hieß. Das hätte ich aber noch wissen müssen, sie war uns damals eine Stütze. War sie denn da? Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie erkannt hätte. Nicht nach all der Zeit. Heißt das, sie ist mit Mr   Mantel in Verbindung geblieben? Wie aufmerksam!»
    «Tja», brummte Vera. «So kann man es auch sehen.»
    «Warum sind Sie zur Zufahrt zurückgegangen, Mrs   Winter?» Das war das Erste, was Ashworth sagte, und er schien Mary damit aus dem Konzept zu bringen. Sie sah zu Vera, als bräuchte sie die Erlaubnis zu antworten.
    Vera lächelte ermutigend.
    «Ich habe mich auf dem Fest nicht so wohl gefühlt», sagte Mary. «Das geht mir in letzter Zeit immer so, wenn es voll ist. Komisch, wie sich die Dinge ändern, nicht wahr? Als wir jünger waren, hätte ich es genossen   … Ich habe Robert gefragt, ob wir nicht fahren könnten. Irgendjemand hätte Emma und James dann schon ins Dorf mitgenommen. Ich habe gesagt, mir wäre kalt, was stimmte, aber es war auch ein Vorwand, fürchte ich. Robert nahm mich beim Wort.Er sagte, im Auto würde eine dickere Jacke liegen. Er bot mir an, sie zu holen, aber ich nahm die Schlüssel und ging selbst. Ich war froh, ein paar Augenblicke allein zu sein.»
    «Warum haben Sie in den Graben geschaut?», fragte Ashworth.
    «Bitte was?»
    «Auf dem Zufahrtsweg war es dunkel. Die Straßenbeleuchtung ist dort nicht der Rede wert. Nur eine Laterne gleich vorm Haus. Der Mond schien zwar, aber Sie mussten aufpassen, wo Sie hintraten. Es war am Frieren. Ich versuche zu verstehen, wie es dazu kam, dass Sie die Leiche Ihres Sohnes entdeckt haben. Wenn Sie sich doch darauf konzentrieren mussten, nicht auszurutschen. Es tut mir leid, dass Sie das alles noch einmal durchleben müssen, aber manchmal sind es die Einzelheiten, die uns weiterhelfen. War irgendetwas in der Hecke, das Ihre Aufmerksamkeit erregt hat?»
    «Nein», sagte sie. «Nichts in der Art. Der Wagen war am Straßenrand geparkt, damit andere Autos vorbeikamen. Die Wiese ist uneben, und der Wagen stand schräg. Es war Roberts Wagen. Er nimmt ihn für die Arbeit, und ich fahre nie damit. Ich wusste, dass am Armaturenbrett ein Hebel ist, mit dem man den Kofferraum öffnet, aber ich konnte ihn nicht gleich finden. Während ich da herumsuchte, habe ich aus Versehen die Scheinwerfer angemacht. Der Lichtstrahl fiel in den Graben. Da sah ich Christopher.»
    Sie starrte sie mit ausdruckslosem Gesicht an.
    «Kann er schon da

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