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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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einfach.

    Besonders dann nicht, wenn man lediglich von der vagen Erinnerung an ein Gespräch in der Kaffeepause ausgehen konnte.

    Eine Bande, die unbenutzte Handys mit Prepaid-Karten stahl. Das war nichts Besonderes. Nichts wird heute so oft gestohlen wie Handys. Sie sind das ideale Diebesgut.

    Aber das hier war eindeutig ein bisschen ungewöhnlicher. Es ging um eine Bande, die sich spezialisiert hatte. Und Chavez kam beim besten Willen nicht darauf, wo und von wem er davon gehört hatte.

    Er checkte alle Fälle im Stockholmer Raum, die mit gestohlenen Handys zu tun hatten. Es war völlig trostlos.

    Normalerweise stellt sich auch bei der tristesten und monotonsten Arbeit ein Trott ein. Ein Moment, in dem sich Ärger und Ungeduld lösen und man gleichsam in Tristesse versinkt wie in einem Mantra. Es kann sogar erhebend sein, wie Yoga.

    Dieser Moment kam nicht. Chavez war ununterbrochen ärgerlich und hatte das Gefühl, immer noch ärgerlicher zu werden. Minute für Minute, Stunde für Stunde, immer wütender.

    Bis er es fand.

    Er brauchte eine ganze Weile, um zu verstehen, dass er es gefunden hatte. So viele Male hatte es schon ausgesehen, als ob es passte, und dann war es am Ende doch nicht das Richtige gewesen. Aber dieses Mal passte es tatsächlich, von vorn bis hinten. Dies war der Fall, von dem er gehört hatte.

    Von da war der Weg zum Fall Carl Jonas natürlich noch weit.

    Der fragliche Bericht war vor einem guten Jahr geschrieben worden. Die Stockholmer Polizei hatte ein Muster entdeckt. Ein sehr spezielles Muster, zumal die Diebstähle selten angezeigt wurden. Es handelte sich nämlich um eine Bande, die neu gekaufte Handys mit Prepaid-Karten stahl, und sie stahl sie in der Regel von Kriminellen. Das war eine brillante Idee, obwohl sie ziemlich schwer durchführbar erschien.

    Die Idee war jedoch so einfach wie genial. Prepaid-Handys werden nicht automatisch registriert. Wenn man so ein Handy registriert haben will, muss man es selbst anmelden. Hat man es nun auf einen Kundenkreis abgesehen, der das Handy weder registrieren lassen noch den Diebstahl anzeigen will, dann hat man seine Opfer gefunden. Seltsam nur, woher man wissen konnte, dass ein Krimineller im Begriff ist, ein Handy mit Prepaid-Karte zu kaufen. Voraussetzung war, dass man ein sehr umfangreiches Kontaktnetz in der Unterwelt hatte. Und das hatte diese Bande offensichtlich gehabt.

    Die Bande hatte ihre Basis in Rägsved, südlich von Stockholm, und vor einem Jahr, als die Ermittlung aus einem bislang noch unbekannten Grund eingestellt worden war, war sie Hauptlieferant nicht lokalisierbarer Handys an die Kriminellen aller Kategorien im südlichen Stockholm gewesen. Man stahl von Kriminellen und verkaufte an Kriminelle.

    Chavez las das Ende des Berichts:

    »Damit darf der Kern der Bande, die drei Anführer, als identifiziert gelten. Da ich aufgrund akuten Personalmangels gezwungen war, diesen Fall selbst zu bearbeiten, muss ich ihn vorerst unabgeschlossen lassen, weil ich vorübergehend mit der Sektion für interne Ermittlungen zusammenarbeiten werde, genauer gesagt mit Kommissar Paul Hjelm. Ich rechne aber damit, in einer Woche, wenn ich den normalen Dienst wieder aufnehme, den Sack zumachen und die drei Anführer fassen zu können.«

    Chavez unterbrach die Lektüre und spürte, wie es ihm eiskalt durch Arterien und Venen rann.

    Der verantwortliche Kommissar von der Stockholmer Polizei hatte seinen normalen Dienst nie wieder aufgenommen. Er war zur Zusammenarbeit mit Chavez' früherem Kumpel Paul Hjelm abgeordnet und im Verlauf dieses Falles niedergeschossen worden.

    Chavez las weiter. Er scrollte das Bild herunter und las den Namen des Ermittlers.

    Kommissar Bengt Äkesson von der Stockholmer Polizei.

    Und da war ihm alles klar.

    Natürlich, es war Äkesson gewesen, dem er vor einem guten Jahr begegnet war, wenn auch nicht im Pausenraum, wie ihm seine Erinnerung vorgegaukelt hatte, sondern unten in der Kantine. Es war Äkesson gewesen, der, nicht ohne Hintergedanken, im Vorbeigehen von seinem Fall mit der Handybande erzählt hatte. Sie waren sich in der Schlange vor dem Mittagessen begegnet, Chavez in seiner verschlissenen alten Leinenjacke, Äkesson wie immer ganz in Jeans, und dann war jeder seiner Wege gegangen, und Äkessons Replik hatte gelautet:

    »Ich habe einen wirklich guten Fall am Wickel, endlich mal. Smarte Burschen. Sie klauen Handys, die gerade gekauft worden sind, legen sie weg, ohne sie zu benutzen, achten

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