Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
Vom Netzwerk:
Jahren hat Calhoun mit seinem Wagen einen Vergewaltiger gejagt«, sagt er, und ich frage mich, ob die meisten Vergewaltiger auf diese Weise geschnappt werden. »Es gab einen Unfall. Seitdem hatte Calhoun einen Metallstift in seinem Bein. Der Stift hat eine Seriennummer. Sollte sich in der Leiche, zu der Sie die Beamten geführt haben, derselbe Stift befinden, dann wird das Geld freigegeben. Am Morgen darauf wird Jones eine Vision haben. Heute Abend ist es dafür zu spät und zu dunkel, außerdem will er die Werbetrommel dafür rühren. Die Autopsie ist für morgen Nachmittag angesetzt. Noch am selben Abend wird das Geld überwiesen. Sodass es Montagmorgen bei Ihrer Mutter auf dem Konto ist.«
    »Wann kommen Sie morgen vorbei?«
    »Morgen ist mein freier Tag«, sagt er. »Es ist Sonntag.«
    »Aber mir müssen über den Prozess reden. Das ist unser letzter Tag«, sage ich, jetzt noch verzweifelter, weil Melissa mich nicht befreit hat. Scheinbar ist es mit meinem Glück doch nicht so weit her.
    »Tja, schau’n wir mal. Wenn ich es schaffe, komme ich vorbei.«
    »Und ich möchte, dass Sie mir zweihundert Dollar mitbringen«, sage ich.
    »Gute Nacht, Joe«, sagt er und legt auf.
    Der Gefängniswärter lehnt immer noch an der Wand, er spielt auf seinem Handy ein Spiel. Während ich den zweiten Anruf tätige, lausche ich der Musik und den Explosionsgeräuschen, die aus der Richtung des Wärters kommen. Meine Mutter geht gleich nach dem ersten Klingeln dran, als hätte sie mit dem Anruf gerechnet.
    »Hallo Mom. Ich bin’s.«
    »Joe?«, fragt sie, als würden alle möglichen Leute sie Mom nennen.
    »Ich bin’s«, sage ich.
    »Warum rufst du an? Es ist Samstagabend. Da geht man aus. Wir wollen gleich was essen.«
    »Ich wollte …«
    »Du kannst nicht vorbeikommen. Wir gehen aus. Warum willst du uns unseren gemeinsamen Abend kaputtmachen?«, fragt sie und klingt genervt, und ich kann mir vorstellen, wie sie am anderen Ende der Leitung finster die Wand anstarrt. »Es ist das letzte Mal, dass wir vor unserer Hochzeit ausgehen.«
    »Deswegen rufe ich nicht an«, sage ich.
    »Warum? Ist es dir peinlich, wenn man dich am Samstagabend zusammen mit deiner Mutter sieht?«
    »Das ist es nicht.«
    »Was dann?«, fragt sie, und garantiert gesellt sich jetzt zu dem finsteren Blick ein Ausdruck von Verwirrung.
    »Ich rufe wegen was anderem an.«
    »Wegen der Hochzeit?«
    »Nein. Erinnerst du dich noch an meinen Anruf gestern Abend?«
    »Ja. Natürlich. Du hast wegen deiner Freundin angerufen«, sagt sie. »Ich bin ja so froh, dass du eine nette Frau gefunden hast, Joe. Jeder Mann hat eine nette Frau verdient«, sagt sie, und jetzt klingt sie wieder fröhlich. »Glaubst du, dass ihr heiraten werdet? Rufst du deswegen an? Herrje, ich freu mich so für dich! Vielleicht können wir am selben Tag heiraten! Lass es dir mal durch den Kopf gehen. Das wäre doch fantastisch, oder? Oh, wie wär’s, wenn Walt dein Trauzeuge wird? Menschenskind, was für eine tolle Idee!«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es dazu kommen wird, Mom.«
    »Weil es dir peinlich ist, wenn man dich mit mir zusammen sieht. Weißt du, Joe, so habe ich dich nicht erzogen.«
    Wir schweifen ab – allerdings schweift meine Mutter seit mindestens dreißig Jahren ab. »Mom, hast du sie angerufen?«
    »Was?«
    »Hast du meine Freundin angerufen? Hast du ihr gesagt, dass ich ihre Nachricht erhalten habe?«
    »Was für eine Nachricht?«
    »Hast du sie angerufen?«
    »Ja, natürlich habe ich sie angerufen. Darum hast du mich doch gebeten. Sie hatte keine Ahnung, wovon ich rede.«
    »Die Nachricht«, sage ich, »die Nachricht in den Büchern.«
    »Was für Bücher?«
    »Die Bücher, die du mir mitgebracht hast. Die Bücher, die sie dir für mich mitgegeben hat.«
    »Ach so, diese Bücher«, sagt sie, und ich hoffe, die Wucht der einsetzenden Erinnerung haut sie aus den Socken. Damit sie sich die Hüfte bricht und die Hochzeit verschoben werden muss. »Haben sie dir gefallen?«, fragt sie. »Ich fand sie okay. Nicht so gut wie die Sachen im Fernsehen, aber es gibt sowieso nichts Besseres. Ich weiß wirklich nicht, wie oft ich das Buch zu einem Film gelesen habe, den ich aus der Glotze kenne, und dann unglaublich enttäuscht war. Ich wünschte, die Schriftsteller würden es anständig hinkriegen. Findest du nicht auch, Joe?«
    Ich antworte ihr nicht. Ich habe keine Energie dafür, weil ich all meine Kraft darauf verwende, eine außerkörperliche Erfahrung zu machen. Ich suche nach

Weitere Kostenlose Bücher