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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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Eingang. Dahinter errichten Bauarbeiter einen zusätzlichen Gefängnisflügel. Selbst bei diesem Regen. Sie wollen den Job unbedingt zu Ende bringen, wollen unbedingt noch mehr Raum für noch mehr Verbrecher schaffen. Wer auch immer behauptet hat, Verbrechen würde sich nicht auszahlen, hätte dazu sagen sollen, dass das Verbrechen mit allem Drum und Dran – neuen Gefängnissen, Anwälten, Beerdigungen, Versicherungen – eine milliardenschwere Branche ist. Die einzige Branche, die boomt. Hinter Schroder biegt ein weiteres Auto auf den Parkplatz. Er stellt seinen Wagen ab und hockt einen Moment reglos da. Er wünschte, er hätte einen Regenschirm dabei, auch wenn er weiß, dass er ihn wahrscheinlich nicht benutzen würde. Er schaut zu dem Wagen hinüber, der jetzt neben ihm parkt. Hinterm Steuer sitzt eine Frau, sie ist allein. Sie schaltetet den Motor aus, und Schroder kann sie nicht gut genug sehen, um zu erkennen, was sie macht, doch er war mit genügend Frauen zusammen, um zu wissen, dass sie wahrscheinlich etwas in ihre Handtasche steckt oder aus ihr herausholt, ein simpler Vorgang, für den seine Frau mitunter fünf Minuten braucht, denn ihre Handtasche ist wie eine Zeitkapsel, die älter als ihre Beziehung ist. Die Frau öffnet die Wagentür. Sie ist schwanger. So wie sie versucht, sich durch die Tür zu zwängen, muss sie ungefähr im zwölften Monat sein.
    »Brauchen Sie Hilfe?«, fragt Schroder, während er aus dem Wagen steigt, und er muss fast brüllen, damit sie ihn bei dem Regen hören kann. Bevor er den Satz beendet hat, ist er klitschnass und sie ebenfalls, in ihrem Zustand allerdings nur ihr Bauch und ihr Gesicht.
    »Danke«, sagt sie, streckt den Arm aus und greift nach seiner Hand. Anstatt sie hochzuziehen, wird Schroder beinahe von ihr in ihren Wagen gezerrt, und lässt es beinahe geschehen, denn dort ist es trockener. Er drückt den Rücken durch, spannt seine spärlicher werdenden Bauchmuskeln an und zieht. Sie taumelt vorwärts und muss ihre Arme um seinen Körper schlingen, sodass er beinahe hinfällt und sich an der Wagentür festhalten muss, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
    »Oh, mein Gott, das tut mir leid«, sagt sie, während sie ihn loslässt.
    »Da haben Sie sich für ihren Besuch ja wirklich einen tollen Tag ausgesucht«, sagt er.
    Sie lacht ein sehr herzliches Lachen, das ihr Mann oder ihr Freund bestimmt gerne hört. »Glauben sie, morgen wäre es besser?«
    »Die Sonne soll rauskommen«, sagt er, »aber vielleicht gibt es auch den Schnee, den sie für letzte Woche angekündigt haben.« Er würde gerne wissen, wen sie besucht. Vielleicht ist ihr Mann oder ihr Freund hier draußen eingesperrt. Er fragt nicht danach.
    »Könnten Sie … Ich frage Sie nur ungern, aber könnten Sie mir meine Handtasche aus dem Wagen holen?«
    »Sicher«, sagt er. Sie tritt zur Seite, und er greift in den Wagen und nimmt ihre Handtasche vom Beifahrersitz. »Keinen Regenschirm?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Es ist nur Regen«, sagt sie.
    Er schließt für sie die Tür. »Aber was für einer«, sagt er, und es hat keinen Sinn, sich zu beeilen, er kann nicht noch nasser werden.
    Sie lächelt. »Ich mag das. Regen ist … ich weiß nicht, irgendwie romantisch.« Sie atmet tief ein. »Und der Geruch«, sagt sie. »Ich liebe den Geruch.«
    Schroder atmet ebenfalls tief ein. Er riecht nichts weiter als nasses Gras.
    Zusammen gehen sie zum Haupteingang; die Frau hat die ganze Zeit die Hand auf ihrem Bauch, und er denkt, dass sie die Hand viel tiefer halten sollte, damit sie das, was garantiert jede Sekunde aus ihr herausflutschen wird, auffangen kann. Er öffnet ihr die Tür.
    »Sie kommen mir bekannt vor«, sagt er, aber er weiß nicht, woher, allerdings hat er eher das Gefühl, dass sie jemandem ähnlich sieht, den er kennt. Er betrachtet ihr gewelltes, volles rotes Haar, das ihr bis zu den Schultern reicht, und er vermutet, dass sie es oft mit Haarwasser und Shampoo behandelt. Sie hat dazu passenden hellbraunen Lidschatten und roten Lippenstift aufgelegt. »Kenne ich Sie von irgendwoher?«
    »Ha, das kriege ich oft zu hören«, sagt sie, inzwischen sind sie im Gebäude, raus aus dem Regen. »Ich war mal Schauspielerin«, sagt sie, »bevor das hier passiert ist.« Dabei tätschelt sie ihren Bauch.
    »Tatsächlich? Ich bin gerade selber ins Fernsehgeschäft eingestiegen.«
    »Sind Sie Schauspieler?«
    Er schüttelt den Kopf. »Berater. Worin könnte ich Sie gesehen haben?«
    »Also, das ist etwas

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