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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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sie zu Hause liegen lassen und sind gelaufen.«
    Schroder schüttelt den Kopf. »Unwahrscheinlich«, sagt er. »Alles, was Sie gesagt haben.«
    »Nein. Unwahrscheinlich ist, dass ich sie vor Ihnen verstecke oder gestohlen habe. Dass ich sie einem der Jungs gegeben habe, die hier eingesperrt sind, damit er eine Spritztour machen kann. Wissen Sie was, sehen Sie doch draußen mal nach. Wenn sie nicht da sind, kommen Sie zurück, und wir schauen uns die Überwachungsvideos an«, sagt er und deutet auf die Kamera über dem Schalter. »Ich würde auf der Stelle einhundert Dollar darauf wetten, dass Sie mir keine Schlüssel gegeben haben.«
    Schroder schaut zur Kamera hinauf, dann klopft er erneut seine Taschen ab. Hat er seinen Wagen überhaupt abgeschlossen? Natürlich. Das tut er immer. Aber diesmal war er von der schwangeren Frau abgelenkt. So sehr, dass er sie im Zündschloss hat stecken lassen? Vielleicht. Auf jeden Fall genug abgelenkt, um nicht zu merken, dass er sie beim Leeren der Taschen nicht auf das Tablett gelegt hat. Aber hat er je darauf geachtet? Wenn er hierherkommt, ist das, als würde er die Sicherheitskontrolle am Flughafen passieren – er nimmt gar nicht richtig wahr, was er aus seinen Taschen nimmt, seine ganze Aufmerksamkeit gilt dem Leeren der Taschen selbst.
    »Okay«, sagt er. »Ich werde draußen nachsehen.«
    »Tun Sie das.«
    Schroder geht den Gang hinunter, den Weg, den er gekommen ist, vorbei an dem Wartebereich, vorbei an dem Flur zu den Toiletten, vorbei an weiteren Wasserlachen von anderen Besuchern. Vor der Tür bleibt er stehen, zieht sein Jackett über und tritt hinaus in den Regen. Auf dem Parkplatz sind etwa genauso viele Autos wie vorhin, einige sind verschwunden, einige dazugekommen. Der Wagen der schwangeren Frau steht nicht mehr da. Wen auch immer sie besucht hat, wahrscheinlich konnte sie nicht lange bleiben, weil das Baby auf ihre Blase gedrückt und den Besuch vorzeitig beendet hat. Er schlägt den Kragen hoch.
    Sein Wagen ist abgeschlossen. Die Schlüssel liegen auf dem Boden, neben dem Platz, auf dem der Wagen der schwangeren Frau gestanden hat. Er muss sie in der Hand gehabt haben. Und er muss sie fallen gelassen haben, als er die Frau auffing. Er kommt sich wie ein Idiot vor. Ein Teil von ihm findet, dass er wieder reingehen und sich bei dem Aufseher entschuldigen sollte, aber es ist nur ein kleiner Teil, viel zu klein, um es tatsächlich zu tun. Dazu hat der Typ sich zu sehr wie ein Arschloch aufgeführt.
    Schroder steigt in den Wagen, schält sich aus dem feuchten Jackett und wirft es auf die Rückbank, neben eine Schachtel mit Akten zum Middleton-Fall. Einer der Ärmel bleibt auf der Schachtel liegen, und er lehnt sich zurück und schnippt ihn zur Seite, weil er nicht möchte, dass das Wasser vom Jackett die Akten durchweicht – Akten, die er eigentlich gar nicht haben dürfte. Die letzten Jahre hindurch war der Fall Teil seines Lebens, begleitete ihn nach Hause, hielt Einzug in das Zimmer, das er in ein Arbeitszimmer verwandelt hatte; und seine Frau musste ihm versprechen, dass sie dieses Arbeitszimmer nie betreten würde, weil sein Inhalt Albträume bei ihr ausgelöst hätte. In gewisser Weise hatte die Akte sogar Einzug in ihre Ehe gehalten. Er arbeitete im Büro, und er arbeitete zu Hause, in dem bisschen Freizeit, das die Kinder ihm ließen. Dann änderte sich das alles. Er verlor seinen Job, und er musste die Kopien von den Unterlagen und Fotos, die er mit nach Hause genommen hatte, wieder abgeben. Allerdings hatte er vorher Kopien von den Kopien gemacht, und einige dieser Kopien liegen jetzt in der Pappschachtel auf dem Sitz. Es ist zwar nicht mehr sein Fall, aber angesichts des bevorstehenden Prozesses will er für alles gewappnet sein, was sich daraus ergibt.
    Er wünschte, dass sich die Gelegenheit ergab, Joe zu erwürgen. Verdammt, unzählige Male hat er sich vorgestellt, wie er zudrückt. Hat er sich vorgestellt, wie er ihn erschießt, ihn ersticht, hat er sich vorgestellt, wie er ihn bei lebendigem Leibe verbrennt. Er hat sich viele Dinge vorgestellt, die für Joe Middleton allesamt schlecht enden. Und er ist sich sicher, dass sich viele Menschen in der Stadt ganz ähnliche Dinge vorgestellt haben.
    Aber da es heißt, immer schön sauber bleiben, war kein Tag vergangen, an dem Schroder sich nicht dafür gehasst hätte. In ihrer Mitte hat sich ein Serienmörder herumgetrieben. Sie haben ihn fünfmal die Woche gesehen. Der Scheißkerl hat ihnen sogar Kaffee

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