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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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im Verhörzimmer sitzen, bis Adam und Glen eintreten.
    »Such’s dir aus«, sagt Adam. »Dein Anwalt kommt gleich. Du kannst eine halbe Stunde hier warten, oder wir können dich zurück in die Zelle bringen.«
    Es ist mir egal. Fast. Im Gegensatz zur Zelle ist hier etwas mehr Platz, und ich muss die anderen Häftlinge nicht hören. »Ich warte hier.«
    Adam schüttelt den Kopf. »Du kapierst es nicht«, sagt er.
    »Was?«
    »Du hast hier gar nichts zu entscheiden. Ich hab gehört, dass du gestern bereits einen Test vergeigt hast, und jetzt hast du schon wieder einen vergeigt. Los, gehen wir.«
    Sie bringen mich zurück in meine Zelle. Wir laufen durch noch mehr Türen, vorbei an weiteren Wärtern, da sind noch mehr Betonwände und Betonböden, ohne Tageslicht, ohne Fluchtmöglichkeit, ohne Zukunft. Währenddessen machen sich die beiden über mich lustig, eigentlich sind es harmlose Späßchen, zumal verglichen mit dem Spaß, den ich mit ihnen haben werde, wenn mein Anwalt mich hier rausgeholt hat. Als man mich zu Unrecht verhaftete, wurde ich mit Angeboten von Anwälten bombardiert, die meine besten Freunde sein wollten. Sie wollten mich verteidigen, für den Ruhm und das Geld, die das mit sich bringt. Mein Prozess wird der größte Prozess in der Geschichte des Landes werden, und wer auch immer mich verteidigt, wird es zu landesweiter Bekanntheit bringen. Ich konnte mir gar keinen Verteidiger leisten, aber das spielte keine Rolle. Mein erster Anwalt hieß Gabriel Gabel, der vierundsechzig Jahre alte Teilhaber von Gabel, Wiley & Dench. Er hatte einen etwas unglücklichen Namen und war seit sechs Tagen mein Anwalt, als die Nachricht von den Todesdrohungen gegen ihn veröffentlicht wurde. Danach war er noch sechs weitere Tage mein Anwalt, bevor er vom Erdboden verschwand.
    Darauf ergriff ein zweiter Anwalt die Gelegenheit, mich zu verteidigen. Seit Gabels Verschwinden war das Interesse an dem Fall gestiegen. Nach sechs Tagen wurden wir erneut mit Todesdrohungen überschüttet, aber diesmal verschwand mein Anwalt nicht einfach von der Bildfläche, sondern wurde mit eingeschlagenem Schädel in einem Parkhaus gefunden. Ich weiß nicht, wie intensiv die Polizei nach seinem Mörder gesucht hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich eine Spezialeinheit im Konferenzzimmer versammelt und sich großartig Gedanken gemacht hat; ich kann mir nicht vorstellen, dass deswegen viele Überstunden geschoben wurden und ich bezweifle, dass einer der Beamten deshalb schlaflose Nächte hatte.
    Von da an wollte kein Anwalt mehr mein bester Freund sein. Das Gericht teilte mir einen Pflichtverteidiger zu, und es gab keine Todesdrohungen mehr. Der Anwalt wollte mich eigentlich nicht verteidigen, aber er hatte keine Wahl, und das wurde der Bevölkerung klargemacht. Sollte die nicht aufhören, meine Anwälte zu töten, gäbe es keinen Prozess, und letztlich war die Bevölkerung mehr an einem Prozess interessiert als an einem weiteren toten Anwalt.
    Seitdem habe ich meinen Anwalt weniger als ein Dutzend Mal gesehen. Er mag mich nicht. Ich glaube ja, dass er mich nur besser kennenlernen muss. In ein paar Tagen beginnt der Prozess, und ich bin seit zwölf Monaten in Haft. Die Mühlen der Gerechtigkeit haben in der Zwischenzeit offensichtlich aufgehört zu mahlen, doch jetzt setzen sie sich langsam wieder in Bewegung. Das heißt, eigentlich die Müh len der Ungerechtigkeit.
    Ich denke über Schroders Angebot nach, und ich frage mich, ob hier für mich Endstation ist, in dieser Zelle, in diesem Teil des Gefängnisses, ob das hier das Beste ist, was ich erhoffen darf. Ich frage mich, ob fünfzigtausend Dollar mir ein besseres Leben ermöglichen können, und komme zu dem Schluss, dass sie mein Leben zumindest nicht schlechter machen können. Die beiden Gefängniswärter schicken mich durch eine letzte Tür in meinen Zellenblock und lassen mich dort allein. Die Zellentüren stehen offen, und die dreißig Häftlinge, die sich diesen Zellenblock teilen, dürfen sich jetzt frei bewegen, sofern es die Räumlichkeiten zulassen. Besonders frei fühlt man sich da nicht. Wir können uns unterhalten, wir können im Gemeinschaftsbereich hocken und Karten spielen oder Geschichten austauschen oder uns in die Zelle eines Mithäftlings schleichen, um zu vögeln oder uns zu prügeln. Ich sitze in meiner Zelle und starre die Decke an, und plötzlich bin ich nicht mehr allein.
    »Warum bist du eigentlich so begehrt?«, fragt Santa Kenny. E r steht im Türrahmen,

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