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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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dann wüsste keiner, was sie da treibt.
    Sie löst den Höcker und wirft ihn auf die Rückbank, und gerade will sie die Perücke abnehmen, als sich die Beifahrertür öffnet und Raphael einsteigt.
    »So Stella«, sagt er, während er ihren Bauch und dann den Höcker auf der Rückbank betrachtet, im Höcker steckt immer noch ihre Pistole, »wie wär’s, wenn Sie mir erzählen, warum Sie wirklich hier waren?«
    Kapitel 17
    Der frische Overall ist ein wenig steif, er wurde mit zu viel Stärke und zu wenig Sorgfalt gewaschen, und bestimmt ohne jede Liebe. Er kratzt im Nacken. Und ich zupfe ihn immer wieder zurecht. Wir sind fertig mit duschen, und in einer Stunde werden wir wieder in unsere Zellen gebracht, aber ich bin sowieso in meiner Zelle, um von Caleb Cole und seinen Gedanken fern zu sein und um etwas Zeit allein zu verbringen.
    Ich nehme eins der Bücher, die Melissa mir hat zukommen lassen, ein anderes als das, was ich vorhin angefangen habe. Es sind insgesamt sechs. Die Personen auf dem Umschlag mit ihrer makellosen Haut und ihren klar definierten Muskeln sehen alle glücklich aus, keine von ihnen sieht einer möglichen Hinrichtung entgegen. Ich überfliege das Buch, suche nach einer Botschaft von Melissa. Es ist nichts mit Bleistift angestrichen. Nichts hervorgehoben. Also blättere ich das dritte Buch durch, ich lese jetzt nicht mehr, sondern suche nur noch nach Hinweisen – aber immer noch keine Eselsohren, keine herausfallenden Zettel, keine unterstrichenen Passagen. Beim vierten Buch ist es dasselbe. Genauso beim fünften. Es enthält keine Nachricht. Und auch das sechste nicht. Alle Bücher wurden schon mal gelesen. Ihre Rücken sind durchgedrückt und die Seiten ein wenig schmutzig.
    Ich gehe hinaus in den Gemeinschaftsbereich. Das einzige Privileg, das man uns momentan zugesteht, ist ein Fernseher. Ein Fernseher für dreißig Leute scheint kein allzu großes Privileg zu sein, aber jedenfalls hilft es gegen die Langeweile. Die Knöpfe am Gerät wurden entfernt, und die Fernbedienung fristet ein Dasein irgendwo außerhalb der Zellenmauern, sodass es keine Diskussionen wegen des Programms gibt. Hin und wieder taucht die Fernbedienung in der Hand eines Gefängniswärters auf, wenn etwas läuft, von dem er glaubt, es könnte uns interessieren. Aber das tut es nie.
    Heute Abend laufen die Nachrichten, aber da meine Zellengenossen und ich für Schlagzeilen sorgen, schauen wir sie uns nicht an, denn sie sind nichts weiter als ein Fenster in unsere Leben oder in das Leben von Leuten wie uns. Der Fernseher läuft, und eine Aufnahme geht in die nächste über, so wie im Knast Langeweile in noch mehr Langweile übergeht. Darüber flimmern Farben und Umrisse von Personen, die irgendwelchen Scheiß machen, die erschossen werden, in den Krieg ziehen, sich auf Kosten der Wirtschaft bereichern. Ein Werbespot folgt auf den nächsten, für Diabetikerpillen, Pillen gegen zu hohen Blutdruck, Potenzpillen; Pillen, die ich auch bräuchte, wenn ich mit den Frauen in diesen Spots Zärtlichkeiten austauschen müsste. Alles, was diese Typen hier drin brauchen, um ihren schlaffen Schwanz wieder auf Touren zu bringen, ist eine halb so alte Frau.
    Nach den Nachrichten kommt eine Sendung zu Ereignissen des Tages. Es ist eine Bühne mit grauem Teppich und blauen Wänden zu sehen, und in der Mitte steht ein Mann hinter einem Pult. Er spricht direkt in die Kamera. Nach zwei Minuten treten zwei weitere Männer zu ihm, jeder hinter ein eigenes Pult, einer links, der andere rechts auf der Bühne. Ihr Auftritt wird von einem Applaus begleitet, den man nur als lustlos bezeichnen kann, als hätte man das Publikum zwangsrekrutiert.
    Der Typ rechts ist der Premierminister. Er hat eine Glatze und ist Ende vierzig, und ich mag keine Männer mit Glatze. Ich habe ihn nicht gewählt. Ich habe niemanden gewählt. Wer der andere Mann ist, weiß ich nicht, aber es muss sich um den Typen handeln, der Premierminister werden will, und wenn ich wählen würde, würde ich ihn wählen, weil er Haare hat. Und genau aus diesem Grund ergibt die Welt keinen Sinn. Ein Typ mit Glatze regiert unser Land, und trotzdem bin ich es, der im Knast sitzt?
    Santa Suit Kenny spielt mit Roger Small Dick Karten. Caleb Cole beobachtet mich während ich so tue, als sei es keine große Sache, von ihm beobachtet zu werden. Einige Häftlinge lesen Bücher, was ich nicht kapiere, denn sie könnten sie genauso gut in ihrer Zelle lesen.
    Edward Hunter ist nicht da, er wird

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