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Opferzeit: Thriller (German Edition)

Opferzeit: Thriller (German Edition)

Titel: Opferzeit: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Cleave
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medizinisch versorgt, und wahrscheinlich bereitet er sich auf seinen eigenen Prozess vor, der später in diesem Jahr stattfinden wird. An den Wänden des Raums stehen Bänke, auf denen Häftlinge sitzen und rauchen.
    Der Fernseher ist leise gestellt, und das Thema der Sendung ist langweilig, bis der Moderator, ein gutaussehender Bursche mit dichtem braunem Haar, das anscheinend gefärbt ist, sagt: »Die Leute sind verärgert wegen der Kriminalität. Die Mordrate ist verdammt beängstigend.« Seit ich diesen Typen vor einigen Jahren zum ersten Mal gesehen habe, ist mir klar geworden, dass er sich gerne fluchen hört, offensichtlich glaubt er, dass der Ausdruck verdammt seinen Worten mehr Bedeutung verleiht und ihn als jemanden ausweist, der sich die da vorknöpft . Manchmal benutzt er auch das Wort Mistkerl . Und langsam arbeitet er sich zu Arschgeige vor.
    »Ist die nächste Regierung bereit, mehr Geld für die Strafverfolgung auszugeben, für Gefängnisse, und noch wichtiger: Ist die Regierung, die dieses Jahr gewählt wird, bereit, dem Willen der Bevölkerung zu entsprechen, falls sie für die Wiedereinführung der Todesstrafe stimmt? Antworten Sie doch zuerst, Sir«, sagt er an den Oppositionsführer gerichtet.
    »Nun, zunächst einmal«, sagt der Oppositionsführer, »denke ich, dass die aktuelle Regierung einen extrem schlechten Job bei der Verbrechensbekämpfung gemacht hat.« Er schaut den Modearator finster an und blickt dann Richtung Kamera. »Als Premierminister werde ich als Erstes den vorhandenen Polizeikräften mehr Mittel bereitstellen, und wir werden neue Leute anwerben, weil wir mehr Beamte brau chen«, sagt er, »denn momentan sind die Männer und Frauen bei der Polizei überarbeitet, unterbezahlt und erschöpft, und einige quittieren sogar den Dienst.«
    »Ja, ja«, sagt der Moderator, »aber diese Vorschläge hat Ihre Partei schonmal gemacht, und als sie dann die Chance hatte, sie umzusetzen, hat sie es nicht getan. So wie es die aktuelle Regierung vor der letzten Wahl ebenfalls versprochen hat.«
    »Die aktuelle Regierung hat uns alle enttäuscht«, antwortet der Mann und ignoriert den ersten Teil von dem, was der Moderator gesagt hat. »Und darum müssen nun wir eine Chance bekommen.«
    »Aber es war doch Ihre Partei«, sagt der Premierminister und zeigt auf den Typen, der gegen ihn antritt, »die vor fünf Jahren die Mittel für die Polizei gekürzt hat.«
    »Das stimmt überhaupt nicht«, sagt sein Herausforderer, als hätte man ihm gerade vorgeworfen, er habe einem Baby das Bonbon weggenommen und seine Mutter begrapscht.
    Der Moderator nickt und hebt die Hände. »Meine Herren«, sagt er, »bitte, alles zu seiner Zeit. Nun, an dem Tag, an dem die Bürger einen neuen Premierminister wählen, stimmen sie auch über …«
    »Das ist keine besonders glückliche Wortwahl«, sagt der Premierminister und lächelt. »Sie wählen keinen neuen Premierminister, sondern den alten.«
    Der Moderator nickt. »Ja, ja, tut mir leid, wie auch immer, in ein paar Monaten wissen wir mehr, nicht wahr? Auf jeden Fall, an dem Tag, an dem die Leute eine Regierung wählen, stimmen sie auch über die Todesstrafe ab. Würden Sie als Premierminister«, sagt er und schaut erneut den Oppositionsführer an, »ein entsprechendes Gesetz verabschieden? Sind Sie für die Todesstrafe?«
    Der Oppositionsführer hat sein Gesicht wieder auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt, auf den Ausdruck eines glücklichen, entschlossenen Mannes, der weiß, wie man ein Land regiert; eines Mannes, der weiß, dass er womöglich die Wahl gewinnt, weil er keine Glatze hat. »Nun, Jim, es spielt keine Rolle, wofür ich bin, sondern wofür die Bürger sind.«
    »Sie wollen damit also sagen, dass Sie dem Willen der Bürger entsprechen werden. Ist das richtig?«, fragt Jim.
    »Sollte es eine überwältigende Mehrheit für die Wiedereinführung der Todesstrafe geben, dann wird meine Regierung selbstverständlich diese Möglichkeit prüfen.«
    »Prüfen?«
    »Ja, genau. Wir müssen vorsichtig sein«, sagt er. »Wenn eine Mehrheit bei einer Volksbefragung dafür stimmen würde, dass sie nie wieder Steuern zahlen muss, würden Sie dann sagen, dass wir dem Willen der Bürger entsprechen sollten?«
    Jim, der Moderator, nickt. »Ja, ja, ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Und Sie, Premierminister?«
    »Wenn es das ist, was die Leute wollen«, sagt der Premierminister, und sein Kopf glänzt in der Studiobeleuchtung, »dann setzten wir das auch um. Das

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