Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
Vom Netzwerk:
durch und durch einleuchtende Lösung. Er hätte erleichtert sein sollen.
    Stattdessen fühlte er sich unendlich leer.
    „Danke für dein Angebot, Annabelle“, erwiderte er hölzern, „doch Amelia bleibt hier bei mir. “
    „Wirklich, Jack, du bist nicht vernünftig... “
    „Ich bin absolut vernünftig“, widersprach er. „Sie ist in meine Kutsche gestiegen, und ich war es, der ihr bei der Flucht geholfen hat. Ich bin für Amelia verantwortlich, nicht ihr. Sie bleibt bei mir! “
    „Aber was werden die Leute denken? “
    „Es ist mir völlig gleich, was sie denken. “
    „Dir vielleicht, doch Amelia nicht. “
    „Das bezweifle ich. “ Jack fiel wieder ein, wie Amelia in ihrem Brautkleid die Kirchenmauer hinabgeklettert war und wie sie Percy vor achthundert Zeugen geohrfeigt hatte. Eine Frau, die übermäßig großen Wert auf die Meinung der Leute. legt, hätte gewiss nicht so gehandelt. „Amelia ist Amerikanerin. Sie macht, was sie will. “
    „Und wenn sie nicht mehr hier bleiben will? “
    Charlottes Frage traf ihn unvorbereitet. „Hat sie gesagt, sie möchte nicht länger bleiben? “
    „Nicht wörtlich. “ Charlotte schaute ihm direkt in die Augen. „Doch sie war sehr erbost über die Art und Weise, wie du gestern über sie gesprochen hast. “
    „Wenn es ihr bei mir nicht mehr gefällt, dann soll sie verflucht noch mal hingehen, wo sie will! “ entgegnete er barsch. „Es ist mir völlig gleich. “
    Er wandte sich von seinen Schwestern ab, die ihn sprachlos vor Verblüffung anstarrten, und marschierte wütend aus dem Raum.
    Amelia öffnete die schwere Haustür und betrat erschöpft die schwach beleuchtete Diele. Der würzige Duft von Bratäpfeln und Zimt mischte sich mit dem herzhaften Aroma von Rindfleischragout. Es war spät, und sie wusste, dass die Abendmahlzeit bereits serviert worden war, doch die Erinnerung daran lag noch in der Luft und erfüllte Amelias Sinne mit einem warmen, wohligen Gefühl. Sie seufzte und zog die Handschuhe aus.
    Es tat gut, zu Hause zu sein.
    Auf dem Weg zur Treppe entfernte sie die Nadeln, mit denen ihr Hut festgesteckt war. Der Tag war lang und anstrengend gewesen, und Amelia konnte es kaum erwarten, in ihr Bett zu steigen. Mr. Sweeney hatte sich zwar ausgiebig dafür entschuldigt, ihre Dienste so lange in Anspruch zu nehmen, sie jedoch gleichzeitig gebeten, am nächsten Morgen um acht wieder zu erscheinen. Es gab über ein Dutzend Veranstaltungen, für die er ihre Hilfe brauchte. Amelia fürchtete nicht, es könne ihr an Ideen dafür mangeln, schließlich hatte sie in ihrem Leben so viele Bälle, Festessen und Fünfuhrtees besucht, dass sie Einfälle für Hunderte derartiger Empfänge hatte. Eine viel größere Herausforderung würde es allerdings bedeuten, ein Budget für jede dieser Veranstaltungen aufzustellen und dies dann einzuhalten. Auf diesem Gebiet waren ihre Erfahrungen recht beschränkt.
    „Du bist zurück“, sagte eine tiefe Stimme in anklagendem  Ton.
    Jacks hünenhafte Gestalt hob sich gegen das gedämpfte Licht ab, das aus seinem Arbeitszimmer fiel. Amelia konnte sein Gesicht nicht erkennen, doch sie sah, dass er kein Ja-ckett trug und sein zerknittertes Hemd über der Hose hing. „Du hast mich erschreckt. “ Sie ließ die Hand sinken, die sie vor Schreck an die Kehle gehoben hatte.
    Jack lehnte sich nachlässig an die Wand und hob eine Flasche an die Lippen. „Tatsächlich? Wie gemein von mir. Nicht das, was du gewöhnt bist, nehme ich an... dich mit so einem niederträchtigen, gewöhnlichen Kerl abzugeben. “ Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
    Amelia runzelte die Stirn, überrascht über seine offenkundige Feindseligkeit. „Du bist betrunken. “
    „Das bin ich wohl. “ Er zuckte die Schultern. „Komm, trink einen mit mir, dann sind wir’s beide. “
    „Ich bin müde“, erklärte sie förmlich. „Ich denke, ich sollte dir eine gute Nacht wünschen und mich in mein Schlafgemach zurückziehen. “
    „Das sind die Worte einer wahren englischen Herzogin! “. Seine Stimme triefte vor Verachtung. „Ich hätte dich für mutiger gehalten, Amelia. Nachdem du einen Viscount in einem Saal voller Aristokraten geohrfeigt und einem Herzog vor dem Altar den Laufpass gegeben hast, hätte ich nicht damit gerechnet, dass du dich davor fürchtest, dir ein Gläschen mit einem einfachen Seemann wie mir zu genehmigen. “
    „Ich fürchte mich nicht. “
    Noch während sie die Worte aussprach, wusste Amelia, | dass sie nicht

Weitere Kostenlose Bücher