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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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irgendwas unternahm. Vorsichtig versuchte sie, sich aufzurichten. Ihre Schläfe begann, schmerzhaft zu pochen, Rica biss die Zähne aufeinander. Gleich darauf saß sie aufrecht in ihrem Bett, hielt sich den Kopf mit beiden Händen und kämpfte weiter gegen die Übelkeit an. Verflixt, sie war ja völlig durch den Wind. Ihre Rippen schmerzten höllisch, in ihrem Kopf schien sich jemand mit einem Presslufthammer zu vergnügen.
    Die Stimmen im Nebenzimmer schwollen an und ab, doch sie ignorierte sie. Die Gedanken wirbelten durch ihren Kopf und ließen ihr keine Ruhe. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Alle ihre bisherigen Anstrengungen waren ins Leere gelaufen, dann war sie überfallen und zusammengeschlagen worden, und Eliza hatte ihr die Freundschaft gekündigt. Allmählich merkte Rica, wie ihr die Reserven ausgingen. Sie sehnte sich einfach nur noch nach Normalität. Einem ganz normalen Schulablauf. Vielleicht sogar ohne den ganzen – zugegeben schönen – Schnickschnack der Daniel-Nathans-Akademie. Ohne Kletterkurse und Forschungsprojekte und Tennisstunden und Ponyhöfe. Rica wünschte sich auf einmal ihre alte Schule zurück, den dreckigen Schulhof und die abblätternde Farbe in den Korridoren. Normale Schüler.
    Sie wollte nur noch weg. Morgen früh würde sie zum Direktor gehen und ihn darum bitten, sie an diese Stadtschule zu versetzen. Hierher gehörte sie sowieso nicht.
    Die Stimmen im Nebenzimmer wurden plötzlich laut. Richtig laut. So laut, dass Rica sie beim besten Willen nicht mehr überhören konnte.
    »Ich möchte, dass Sie gehen! Sofort!« Es dauerte einen Moment, bis Rica die Stimme ihrer Mutter erkannte. So wütend hatte sie sie noch nie gehört.
    Die andere Frau sagte etwas, aber es war zu leise, als dass Rica sie verstehen konnte. Die Drohung in ihrer Stimme konnte sie jedoch nicht überhören. Still, leise und giftig. Eine Art, die Rica unmissverständlich klarmachte, dass diese Frau gefährlich war. Und in diesem Moment wusste sie auch endlich, um wen es sich handelte.
    Frau Jansen.
    Warum bedrohte Frau Jansen ihre Mutter? Und warum reagierte Ricas Mutter so ungewöhnlich heftig?
    Die Gedanken in Ricas Kopf überschlugen sich. Was sollte sie jetzt tun? Wenn sie rausging und die Therapeutin zur Rede stellte … Da hörte sie die Wohnungstür zuschlagen.
    Frau Jansen war gegangen. Rica stand auf und tapste zum Fenster. Mit ein paar Handgriffen hatte sie das Rollo hochgezogen und das Fenster geöffnet. Sie beugte sich weit über das Fensterbrett. Frau Jansen trat aus der Haustür und stieg die wenigen Stufen hinunter. Ihr blondes Haar leuchtete goldrot in der Nachmittagssonne, und ihr Gang wirkte selbstbewusst und zufrieden. Ganz offensichtlich war sie sich sicher, ihren Willen bekommen zu haben. Rica konnte sich das Lächeln auf ihrem Gesicht deutlich ausmalen, so beschwingt sah Frau Jansen aus.
    Und deswegen passierte es wahrscheinlich auch.
    Frau Jansen überquerte zügig den Parkplatz, gerade als aus der anderen Richtung ein Lehrer zurückkam. Er hatte seinen Blick auf den Boden gerichtet und war ganz offensichtlich tief in Gedanken versunken. Frau Jansen selbst passte auch nicht auf, wohin sie lief. Erst im letzten Augenblick sah der Lehrer auf, stieß einen leisen Überraschungsruf aus und versuchte, der Therapeutin auszuweichen. Aufgeschreckt von seinem Ruf, blickte sie auf, zuckte leicht zusammen und wollte ebenfalls ausweichen – in die gleiche Richtung wie der Lehrer.
    Der Zusammenstoß war nicht sehr heftig, sicher nicht genug, um irgendeinem von beiden wehzutun, aber er reichte aus, dass Frau Jansen ihre Aktenmappe fallen ließ. Der Lehrer grinste verlegen und bückte sich, um die Tasche wieder aufzuheben, stieß jedoch mit dem Fuß dagegen, sodass sie ein Stück weiterglitt und unter den Büschen am Wegrand liegen blieb. Die Klappe öffnete sich, und einige Akten rutschten ins Gras. Mit ein paar Schritten war der Lehrer bei den Büschen, sammelte die Akten wieder in die Mappe, klopfte mit einem verlegenen Lächeln Erde und Grashalme vom Leder und reichte die Tasche Frau Jansen. Die Therapeutin hatte sich während der ganzen Zeit nicht vom Fleck gerührt, sondern still wie eine Statue dagestanden, jetzt nahm sie ihre Tasche entgegen und nickte dem Lehrer kühl zu. Ein paar Worte wurden gewechselt, dann trennten sich die beiden, und Frau Jansen ging – jetzt deutlich weniger schwungvoll – in Richtung Schulhaus davon.
    Unbemerkt von der Therapeutin und dem Lehrer war eine Akte ein

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