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Optimum 1

Optimum 1

Titel: Optimum 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Bicker
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Mann wirkte ein bisschen lockerer. Klar, er trug einen cremefarbenen Anzug, aber sein helles Haar war verstrubbelt, und seine Bewegungen erinnerten Eliza an einen Sportler. Elegant, lässig – aber gleichzeitig auch kraftvoll wie ein Raubtier. Er sah sich skeptisch auf dem Platz vor der Schule um und vermittelte den Eindruck, als ob ihm das, was er sah, nicht gefiel.
    »Kennen wir den irgendwoher?« Elizas Flüstern schreckte Rica ein wenig auf, und sie drehte sich um.
    »Schschsch!«, zischte sie und schüttelte den Kopf. Der Mann kam ihr nicht im Geringsten bekannt vor. Eliza musste Gespenster sehen.
    Der Fahrer blieb im Wagen sitzen, und die beiden anderen machten sich nun gerade auf den Weg zur Eingangstür, als aus der Aula eine dritte Gestalt geeilt kam. Diese war unverkennbar Frau Jansen.
    Rica presste die Lippen aufeinander. Das Bedürfnis, einfach über den Platz zu stürmen und Frau Jansen an den Kopf zu werfen, was sie von ihr hielt, war beinah überwältigend. Doch sie konnte sich gerade noch beherrschen.
    Frau Jansen hatte die beiden Neuankömmlinge erreicht und schüttelte erst der Frau, dann dem Mann die Hand. Rica fiel auf, dass sie die Hand des Mannes viel länger festhielt und ihm forschend ins Gesicht sah. Sie wechselte auch ein paar Worte mit ihm, und er antwortete offensichtlich höflich, aber jede andere Art von Reaktion blieb aus – was auch immer Frau Jansen erwartet haben mochte.
    »Und? Sind es nun Eltern?«, flüsterte Rica in Elizas Richtung.
    Die hob nur die Schultern.
    »Ich glaube nicht, dass die beiden ein Paar sind«, murmelte sie, und Rica musste ihr recht geben. Die Frau und der Mann hielten so viel Abstand wie möglich zueinander und wirkten sehr distanziert im Umgang miteinander.
    Frau Jansen bedeutete den beiden, ihr zu folgen, und machte sich auf den Weg zum Schulhaus. Einen Moment lang glaubte Rica, nun würden sie alle drei aus ihrem Blickfeld verschwinden, als sich die Tür unvermittelt öffnete und zwei weitere Personen auf die Treppe hinaustraten. Besser gesagt trat nur eine von ihnen hinaus, die andere wurde mehr oder weniger mitgeschleift. Rica ballte die Fäuste, bohrte die Fingernägel in ihre Handfläche und rief sich ins Gedächtnis, dass sie nichts unternehmen wollte, egal, was sie sah.
    Eine der Personen war der Rektor. Auch er musste sich heimlich aus der Aula geschlichen haben, wahrscheinlich während der seltsame Jugendberater noch seine Rede hielt. Der Schulleiter zerrte die andere Person, Torben, hinter sich her.
    Eliza gab einen leisen Laut von sich, und als Rica zu ihr hinübersah, bemerkte sie, dass Eliza drauf und dran war, Torben zu Hilfe zu eilen. Beschwichtigend legte Rica ihr eine Hand auf den Arm und schüttelte langsam den Kopf. »Nicht jetzt«, formten ihre Lippen lautlos.
    Es kostete Eliza offensichtlich schreckliche Überwindung, den Ereignissen seelenruhig zuzusehen. Erst nachdem sie sicher war, dass sich ihre Freundin unter Kontrolle hatte, sah auch Rica wieder zu der Gruppe hinüber.
    Torben wehrte sich gegen den festen Griff des Rektors, versuchte, sich freizukämpfen, irgendwie dem Ganzen zu entkommen. Als Frau Jansen sich vor ihn stellte und etwas zu ihm sagte, wich er zunächst vor ihr zurück, schoss dann aber auf sie zu und holte mit seiner freien Hand aus. Wenn sie nicht im letzten Moment ausgewichen wäre, hätte er sie vermutlich zu Boden geschlagen. Er schrie etwas in ihre Richtung, eine Beleidigung vielleicht, doch Rica konnte es aus der Entfernung nicht verstehen.
    »Torben«, flüsterte Eliza. »Torben, nicht …« Sie brach ab…
    Der Rektor lockerte seinen Griff nicht. Er zog Torben die wenigen Stufen hinunter und auf die Neuankömmlinge zu, die die ganze Szene mehr oder weniger ruhig beobachtet hatten. Der Mann sah immer noch so aus, als sei er absolut nicht einverstanden mit dem, was hier vorging. Die Frau dagegen stand still wie eine Statue und zeigte auch ungefähr genauso viel Gemütsregung. Sie hätte genauso gut aus einem Eisblock geschnitzt sein können und erinnerte Rica irgendwie an Frau Jansen.
    Obwohl sich Torben heftig zur Wehr setzte, wurde er zu den beiden geschleppt. Kurz vor dem Auto hielt der Rektor inne. Wieder wurden Worte gewechselt, dieses Mal zwischen ihm und der Frau im Kostüm. Der Mann trat unterdessen auf Torben zu und musterte ihn aufmerksam von oben bis unten.
    Rica erwartete, dass Torben auch ihn anschreien oder nach ihm schlagen würde, doch auf einmal wurde er ganz ruhig und leistete keinen

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