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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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ihn zu verstehen. Seine Lippen berührten fast ihre Ohrläppchen, und trotzdem hatte sie noch Schwierigkeiten, seine Worte zu hören. »Rica, du musst weg. Institut ist hier. Haben mich gesehen. Bin weg, aber …« Er brach ab, und einige Augenblicke lang atmete er schwer. Um sie herum vernahm Rica das Murmeln der Menge und von Fern den Klang einer Sirene.
    »Wir müssen weg«, flüsterte Rica. »Wir müssen weg.«
    »Kann nicht.« Robin keuchte. »Kann nicht. Brauche Hilfe. Aber du …«
    »Ich gehe doch nicht ohne dich.« Ricas Tränen flossen schneller. Sie machte keinen Versuch, sie zurückzuhalten. Stattdessen schlang sie beide Arme um Robin, und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Doch dieses Mal wurde sein vertrauter Geruch überdeckt von dem Gestank von Blut.
    »… musst aber«, murmelte Robin. »Komm schon in Ordnung. Aber … mich bestimmt finden. Du musst allein … wenn du wissen willst, was alles dahintersteckt.«
    »Das ist mir gerade vollkommen egal«, schluchzte Rica und streichelte Robins Haar. »Ich kann dich doch nicht allein lassen.« Wenn jetzt das Institut kam, um sie beide abzuholen, war ihr das auch gleich. Hauptsache, die sorgten dafür, dass es Robin wieder gut ging.
    »Rica. Du bist … Letzte, die noch übrig ist.« Robins Flüstern wurde eindringlicher. »Musst es lösen. Sonst … verschwinden wir auch noch.«
    Rica blinzelte. Verschwinden. Sie dachte an Nathan, Eliza, an Robins Freund Felix, der einfach abgeholt worden war. An Jo und Jonas, die gestorben waren. Und das alles für was? Sollte Rica sich jetzt wirklich schnappen lassen? Sollte sie riskieren, keinen ihrer Freunde wiederzusehen?
    Ja. Für Robin solltest du das tun, flüsterte eine innere Stimme ihr zu. »Ich will dich nicht allein lassen«, murmelte Rica. »Ich liebe dich.«
    Robins Mund verzog sich zu so etwas wie einem schwachen Lächeln. »Das ehrt mich«, meinte er. »Aber … du musst … los. Wirklich. Ich komme in Ordnung.« Es gelang ihm, die Hand ein wenig zu heben. »Siehst du? Schon wieder alles … fast … funktionsfähig.«
    »Ich kann nicht …«, begann sie wieder, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken. Robin hatte recht. Sie musste. Sie musste allein weitermachen, denn wenn sie jetzt blieb, verließ sie ihn auf eine ganz andere Art. Rica atmete tief durch, nahm Robins Hand in ihre beiden und drückte sie fest. »Ich komme für dich zurück«, flüsterte sie ihm zu, dann beugte sie sich über ihn und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Robin versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nur eine Grimasse.
    Die Sirenen kamen näher. Mehr Leute hatten sich um Rica und Robin geschart, und aus dem Kleinwagen war inzwischen ein ziemlich benommen aussehender junger Mann ausgestiegen, der mit entsetztem Gesichtsausdruck auf sie hinuntersah. Rica stand auf. Ihre Hände waren blutig, aber das war ihr egal. Mit einem letzten Blick auf ihren Freund, drehte sie sich um und begann, sich durch die Menge zu drängen.
    Sofort griffen Hände nach ihr, die sie aufzuhalten versuchten. »Halt, Mädchen, kennst du diesen Jungen? Bleib da! Die Polizei ist gleich hier, du solltest ihnen alles sagen.«
    Rica hielt den Kopf gesenkt, sodass niemand ihr Gesicht sehen konnte, riss sich von der Hand los und drückte sich weiter zwischen den Menschen hindurch. Noch einmal versuchte jemand, nach ihr zu greifen, aber sie duckte sich unter den Händen weg. Und dann war sie im Freien. Ein paar Neugierige standen noch herum und versuchten, über die Köpfe der Menge hinweg, etwas zu erkennen, aber es war lange kein so dichtes Gedränge mehr wie vorne. Rica schob die blutigen Hände in die Jackentaschen, hielt den Blick weiterhin fest auf den Boden gerichtet und ging mit langsamen Schritten davon. Nur keine Aufmerksamkeit erregen.
    Hinter ihr quietschten Reifen, das Geheul der Sirenen war jetzt unendlich laut, und Rica hörte Türen schlagen. Der Krankenwagen war endlich angekommen. Sie widerstand der Versuchung, sich nach ihm umzudrehen, aber während sie stoisch weiterlief, merkte sie, wie ihr Tränen über die Wangen rannen. Ganz allein. Ganz allein, ging ihr immer wieder durch den Kopf, aber sie war sich nicht mal sicher, ob sie mit diesen Worten Robin meinte oder sich selbst. Beide waren jetzt auf sich gestellt. Sie hoffte nur, dass das Institut einigermaßen gut mit Robin umspringen würde.
    Die Sirenen und das Stimmengewirr hinter ihr wurden allmählich leiser, und als Rica in eine Seitengasse abbog, konnte sie es schon fast nicht

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