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Orangentage

Orangentage

Titel: Orangentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iva Procházková
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heimlich ein Bienenhaus im kleinen Hain hinter der Plattenbausiedlung aufgestellt hatte. Wenn er eine Genehmigung beantragt hätte, hätte er keine gekriegt. Also hatte er es auf eigene Faust getan und den Bienen jeden Tag in der Morgendämmerung einen heimlichen Besuch abgestattet.
    Â»Jetzt, da es keine Arbeit gibt und die Mutter … da ich allein zurechtkommen muss, sollte ich besser rechnen lernen«, sagte er. »Diese Wiesen lassen sich auf verschiedene Art nutzen.«
    Â»Auf welche, zum Beispiel?«, fragte Darek und ganz plötzlich schoss es ihm durch den Kopf. Er wusste bereits, was der Vater antworten würde.
    Â»Zum Beispiel für Pferde.«
    Dareks Herz begann schneller zu schlagen. Gerade eben hatte er Angst davor gehabt, von Vaters Neuigkeit womöglich enttäuscht zu sein. Jetzt musste er zugeben, dass er ihm unrecht getan hatte. Pferde, das war ja ein Ding!
    Â»Meinst du das ernst?«, stieß er aus. »Woher nehmen wir das Geld dafür?«
    Vater suchte einen flachen Stein aus und setzte sich. Ema schüttete sofort die gepflückten Blumen in seinen Schoß.
    Â»Anton hat mir angeboten, sein Geschäftspartner zu werden.«
    Â»Würdet ihr eine gemeinsame Firma haben?«, fragte Darek und setzte sich neben ihn. »Wollt ihr hier eine Reithalle bauen?«
    Â»Das gerade nicht.«
    Â»Eine Pferdezuchtfarm?«
    Â»Eher etwas wie … wie …« Der Vater suchte nach einem passenden Ausdruck. Er fand ihn nicht, also versuchte er es über einen Umweg: »Erinnerst du dich noch, wie ich die Truhe für Frau Bulisova restauriert habe?«
    Â»Klar – ich hab dir doch dabei geholfen«, antwortete Darek. In seinem Gedächtnis hatte sich diese gemeinsame Arbeit bis ins kleinste Detail festgesetzt. Es war eine alte Truhe aus Zwetschgenholz gewesen, noch immer schön, aber vom Zahn der Zeit und vom Holzwurm angenagt. Vater und Darek hatten mehrere Abende am Kachelofen gesessen, hatten Bretter und Latten gesägt, gehobelt, geleimt, poliert und Vater hatte neue Intarsien eingelegt. Die grobe Arbeit hatten sie eigentlich in der Werkstatt hinter der Küche gemacht, doch Darek erinnerte sich so gern an die gemeinsamen Abende im Wohnzimmer, dass er die Geschichte dorthin versetzte. Dies tat er oft: Er veränderte in seinem Gedächtnis den Ort und den Verlauf der Ereignisse, wie es ihm passte. Er wusste, dass es Betrug war, weil er den Geschehnissen eine Bedeutung verlieh, die sie nicht gehabt hatten, aber das war ihm egal. Die Vergangenheit existierte nicht mehr, es gab sie nur in der Erinnerung und jeder durfte damit umgehen, wie er wollte. Wie es für ihn gut war.
    Â»Solange die Truhe kaputt war, hätte man dafür keinen Heller bekommen«, sagte der Vater. »Aber wir haben sie so restauriert, dass sie im Bruntaler Schloss ausgestellt werden könnte.«
    Darek nickte.
    Â»Sie steht bei den Bulis im Esszimmer«, sagte er. Das erinnerte ihn an Hanka und ihren Stromkreis. Er schielte zur Uhr an Vaters Handgelenk. Sie zeigte kurz vor halb vier.
    Â»Und dasselbe machen wir mit den Pferden«, erklärte Vater.
    Darek lachte auf. »Wir werden sie restaurieren?«
    Â»Eine Menge Leute wollen für ein paar Piepen kranke, verwahrloste oder einfach nur alte Tiere loswerden. Sie wollen sich nicht mehr um sie kümmern. Wir kaufen sie, päppeln sie auf und …« Er verstummte.
    Darek wartete, aber der Vater war in Gedanken und er hatte keine Eile, seinen Satz zu Ende zu bringen.
    Â»â€¦ und?«, half Darek nach. »Was machen wir mit den Pferden dann?«
    Â»Dann verkaufen wir sie übers Internet oder direkt bei einer Auktion.«
    Ema hatte schon vor einer Weile aufgehört, Blumen zu pflücken, jetzt kniete sie im Gras nieder und hörte zu.
    Â»Was heißt Augention?«, fragte sie.
    Â»Eine Auktion ist eine Versteigerung. So etwas wie eine Ausstellung, wo sich jeder anschaut, was du anbietest. Du verkaufst dann an den, der am meisten bezahlt«, erklärte Vater.
    Â»Wie viel ist am meisten?«, fragte Ema.
    Â»Es kommt darauf an, für welches Pferd.«
    Â»Für ein weißes.«
    Â»Die Farbe ist nicht das Wichtigste.«
    Â»Was ist das Wichtigste?«
    Â»Mehrere Dinge.« Darek spürte, dass die Befragung den Vater nervös machte. Wahrscheinlich deswegen, weil er von Auktionen, Ausstellungen und der Welt der Pferde keinen blassen Schimmer hatte. Er antwortete

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