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Orangentage

Orangentage

Titel: Orangentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iva Procházková
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enthält Kalium, Magnesium, Kalzium und weitere wichtige Mineralstoffe. Eine positive Wirkung von Opavia Schokoriegeln auf die Gesundheit konnte die Wissenschaft bis heute nicht eindeutig nachweisen, doch mir und den Pferden bekommen sie gut!«, behauptete Mischa. Seine Taschen waren immer voller Süßigkeiten, die er mit den Pferden teilte. Die Pferde hatten sich an seine Extrarationen gewöhnt, sodass sie gierig angelaufen kamen, sobald sie ihn auf dem Weg erblickten, und alle futterten dann glücklich gemeinsam. Mischa hatte die seltene Gabe, stets zufrieden zu sein, und gab die gute Laune freigebig an seine Umgebung weiter.
    Â»Du kannst dich auf die Fahrradstange setzten«, bot er Darek an, während er im Zickzackkurs zwischen den Zaunpfählen herradelte und sich mit den Füßen abstieß. Heute kaute er weder etwas, noch fischte er Süßigkeiten aus den Taschen.
    Â»Es lohnt sich nicht mehr«, lehnte Darek sein Angebot ab. »Wir sind gleich da.«
    Â»Hast du schon die Schlacht der Samurai gezockt?«
    Â»Nur ein wenig, gestern. Das Feature mit dem Ändern der Grafik ist echt gut.«
    Â»Wie weit bist du?«
    Â»Ich hänge immer noch im ersten Level rum. Die Brücke lässt mich nicht durch.«
    Â»Dort bin ich auch fast eine Woche rumgegammelt. Pass bloß auf, sie gehört zu Kawamuras Abwehrlinie! Du musst den mittleren Pfeiler kaputt machen, dort haben sie ein Artefakt.«
    Â»Was für eines?«
    Â»Die Kaiserfahne. Zerhack sie mit dem Schwert und sie verpissen sich.«
    Â»Komme ich dann über die Brücke?«
    Â»Da gibt es noch ein Schutztor, das du durchqueren musst, um einen krassen Buff zu kriegen …« Mischa lachte aufgeregt. Wenn er über Computerspiele sprach, war er in seinem Element. Es gab kaum einen Titel, über den er nicht Bescheid wusste. Hunderte von Spielen hatte er selbst ausprobiert, in manchen war er teuflisch gut. Ohne wertvolle Spielzeit zu verlieren, konnte er lauernden Gefahren ausweichen, er zog halsbrecherische Manöver durch und entlarvte im Nu raffinierte Tricks. Er verspottete die gestellten Fallen und behielt die Strategie der geknackten Levels bis ins letzte Detail im Gedächtnis, sodass er für Darek eine unverzichtbare Stütze war. »… Kawamura bildete seine Soldaten nicht für den Nahkampf aus, sie kommen nicht in deine Reichweite, kapierst du? Sie haben Gewehre, Kanonen und Gatlings – die geben dreihundert Schuss pro Minute ab. Wenn du am Tor bist, aktiviere mit Shift die Windverteidigung und du kriegst Full Health. Dann baut sich eine unsichtbare Mauer um dich auf, die den Beschuss total abwendet, aber du musst genug Kaiserschädel eingesammelt haben, sonst hört das in der Mitte der Brücke auf und du bist am Arsch. Spielst du für Takamori?«
    Â»Für Hidejoshi.«
    Â»Gut, dann brauchst du kein Seppuku zu machen.«
    Â»Was ist Seppuku?«
    Â»Saigō Takamori muss sich den Bauch aufschlitzen, als Führer der Rebellen darf er nicht in die Hände der Kaiserarmee fallen.«
    Â»Und was, wenn er gewinnt?«
    Â»In der Schlacht von Shiroyama wurden die Samurai plattgemacht. Logisch, sie waren nur ein paar Hundert gegen eine Viertelmillion!«
    Â»Aber wenn du schon im Voraus weißt, dass du nicht siegen wirst, wie kannst du denn Spaß daran haben?«, wunderte sich Darek. »Es geht doch immer um den Sieg.«
    Â»Nicht immer. Hier kommt es darauf an, wie du kämpfst! Du darfst dir nicht in die Hosen machen, musst dein Niveau halten! Und vor dem Ende kann man doch nicht wissen, wie es am Ende ausgeht – mit aboluter Sicherheit, meine ich. Vielleicht wird deine Taktik so überwältigend sein, dass du den Lauf der Geschichte veränderst und die Schlacht von Shiroyama mit einer kaiserlichen Niederlage endet. Mann, stell dir das vor! Japan wäre dann kein Kaiserreich, sondern eine Samurairepublik oder so was. Wäre das nicht völlig abgefahren? Eigentlich wollte ich auch mal den Sieg genießen und hab auf der Seite der Kaiserheere gekämpft. Es war kotzlangweilig«, erzählte Mischa. »Irgendwann nach dem dritten Level bin ich zu den Samurai übergelaufen.«
    Er stieg vom Fahrad ab, da sie inzwischen die Einfahrt erreicht hatten. Darek blickte sich schnell im Hof um, ob der Vater schon zurückgekommen war. Am Morgen war er mit drei weiteren Männern in die Fabrik aufgebrochen, alle gemeinsam in einem

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