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Orangentage

Orangentage

Titel: Orangentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iva Procházková
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du willst«, antwortete Anton, während er mit dem Blick Ema verfolgte. Sie nahm gar keine Notiz von ihm. Immer noch ließ sie sich beglückt auf dem Rücken der Waliserin schaukeln, die unverdrossen im ausgetretenen Kreis um den Schuppen herumging. Sie waren in perfektem Einklang miteinander.
    Â»Die zwei lassen sich durch nichts stören, guck mal an«, bemerkte Anton. »Auch wenn ein UFO mit Marswesen hier auf der Wiese landen würde, würde es die beiden wahrscheinlich kein bisschen erschüttern.«
    Darek widersprach nicht. Mit Marswesen kannte er sich nicht aus, dennoch hatte er eine Menge Situationen erlebt, die Ema sehr wohl durcheinanderbringen konnten. Es gab jedoch keinen Grund, Anton davon zu erzählen. Darek sprach nur ungern über Ema mit Menschen, die nicht zur Familie gehörten, und Anton war trotz allem kein Familienmitglied.
    Â»Lass sie bloß kein anderes Pferd reiten«, ermahnte er Darek noch.
    Â»Sie will auch kein anderes, nur Waliserin.«
    Â»Dobrze.« Anton schaute zufrieden über die weidenden Tiere und ging zum Haus. »Ich begrüße noch schnell deinen Vater.«
    Darek sah ihm hinterher. Er war unschlüssig, ob er ihm von der Entlassung erzählen sollte, um ihn auf Vaters miese Laune vorzubereiten, aber er ließ es sein. Wenn Vater es wollte, konnte er selbst mit der Sache herausrücken.
    Â»Die schwarze Stute ist wahnsinnig«, vernahm Darek auf einmal hinter sich. Er drehte sich um. Herr Havlik stand schon wieder auf dem Weg, gestützt auf seine Krücken, die Tasche quer über die Schulter gehängt. Sein Blick war auf das Pferdelogo und die Aufschrift Horse Buddy geheftet.
    Â»Sie sagten doch, dass Pferde Engelwesen sind«, erinnerte ihn Darek. »Kann denn ein Engelwesen verrückt sein?«
    Â»Und ob! Jede Menge Engel sind unzurechnungsfähig.«
    Â»Und wie wirkt sich das aus?«, fragte Darek. Sein Gesicht war ernst, doch er konnte den amüsierten Ton nicht unterdrücken.
    Herr Havlik bemerkte es.
    Â»Das ist nicht zum Lachen, Junge«, warf er ein. »Du findest dich normal, ein Wahnsinniger findet sich ebenfalls normal. Nur, dass er von der Welt eine völlig andere Ansicht hat. Und Engel verteidigen ihre Ansichten mit gigantischem Einsatz, weil sie wissen, dass sie zu wichtigen Aufgaben berufen sind.«
    Er deutete mit seiner Krücke auf die Aufschrift am Anhänger.
    Â»Ist das Englisch? Was heißt es?«
    Â»So etwas wie Freund der Pferde .«
    Herr Havlik schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Er stützte sich fest auf die Krücken und schleppte sich über den steinigen Weg nach Hause. Die Umhängetasche klatschte bei jedem Schritt gegen seinen Hintern.
    Â»Und Kirke?«, rief Darek ihm besorgt nach. Herrn Havliks Äußerungen, obwohl sie so rätselhaft waren, weckten jedes Mal Unruhe in ihm. Er schaute sich um, aber die schwarze Stute war zur Tränke gelaufen; man konnte nur ihren Schweif sehen, mit dem sie die Fliegen wegscheuchte. »Was soll ich Ihrer Meinung nach mit ihr machen?«
    Herr Havlik blieb stehen. Er blickte nicht zurück zu Darek, das wäre unnötig mühsam für ihn gewesen, er sprach einfach vor sich hin. »Komm der Göre nicht zu nahe. Wir werden sie beobachten«, sagte er und schleppte sich weiter.
    Darek gab sich mit dieser Antwort vorerst zufrieden. Er überprüfte, ob der Elektrozaun wieder gut geschlossen war, und machte sich auf den Weg zum Schuppen.
    Â»Mischa!«, schrie er schon von Weitem. Er konnte den Blick nicht von seinen Reitstiefeln losreißen. Das aufpolierte Leder spiegelte den Abendsonnenschein wider und quietschte leicht bei jedem Schritt.
    Â»Mischa, guck mal! Wir haben Stiefel geschenkt gekriegt!«
    ***
    Hankas Gesicht blickte ihn ernst vom Monitor an, nur in einem Mundwinkel war der Anflug eines Lächelns zu sehen.
    Â»Hallo«, grüßte Darek flüsternd, um Ema nicht zu wecken. »Da bin ich aber froh, dass wir uns wiedersehen. Bist du auch froh?«
    Sie antwortete nicht. Mit zusammengekniffenen Augen hatte sie das Kinn an eine Steinmauer gestützt. Es sah aus, als hätte sie den Kopf auf der Mauer abgelegt, so, wie man einen Schirm oder eine Tasche ablegt.
    Â»Zieh nicht so ’n Gesicht«, ermahnte Darek sie. Die digitale Hanka ließ sich keine Reaktion anmerken, aber das machte nichts. Er knüpfte trotzdem immer wieder an das Gespräch an. Es bereitete ihm

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