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Orangentage

Orangentage

Titel: Orangentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iva Procházková
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von Weitem … ich weiß nicht genau, was, aber ich freue mich darauf. Auch Hugo ist ganz ungeduldig. Ursprünglich hätten wir mit seinem Vater fahren sollen, aber das Sägewerk, wo er arbeitet, bekam einen unerwarteten Auftrag, also konnte er sich nicht freinehmen.
    Â»Wollt ihr eine heiße Schokolade?«, fragt Mutter. Natürlich wollen wir. Wir wollen alles, was wir kriegen können. Wenn uns das Glück schon so hold ist und von allen Erwachsenen gerade Mutter sich Zeit für einen vorweihnachtlichen Bummel genommen hat, müssen wir das ausnutzen. Mit unserem oder Hugos Vater hätten wir nicht solche Aussichten gehabt, ihr Verhältnis zu Weihnachten ist eher nüchtern. Mutter lässt sich im Advent immer erweichen.
    Â»Geröstete Mandeln? Lebkuchen? Apfel mit Überzug?«
    Wir knabbern Mandeln und Lebkuchen, schlürfen heiße Schokolade, bummeln an den Ständen und Läden vorbei, wir bleiben überall stehen, schauen uns alles an. Mutter widerspricht nicht, setzt sich in den Relax-Sessel, lässt sich von der Verkäuferin fachlich beraten. Infrarote Sensoren suchen die Massagepunkte. Dann folgt eine kostenlose Massage. Mutter strahlt, sie ist von den Möglichkeiten der Technik begeistert. Uns interessiert der Sessel zwar auch, weil er eine Fernbedienung hat, viele Knöpfe und weil er mit seinen automatischen Bewegungen an einen Roboter erinnert, aber am meisten zieht uns ein Laden namens POMPA an. Er ist riesig und vom Boden bis zur Decke mit Spielen und Spielsachen vollgestopft. Sobald wir dort ankommen, wissen wir, dass wir am Ziel sind, und wollen nirgendwo anders mehr hingehen. Mutter versucht uns zu überreden, schließlich vereinbaren wir: Sie lässt uns im Spielzeugladen und geht währenddessen in die Buchhandlung nebenan.
    Â»Komm, wir schauen uns ein hübsches Bilderbuch an«, versucht sie Ema zu überreden. Aber Ema will bei uns bleiben. Sie umklammert meine Hand, versteckt sich hinter Hugo. Ich verspreche, dass ich auf sie achtgeben werde, und Mutter geht. Sie dreht sich noch einmal um. »Ich bin gleich nebenan und hole euch hier in etwa einer Viertelstunde ab.«
    Jetzt können wir endlich alles erforschen, anfassen, ausprobieren. Hugo und ich spielen eine Runde Tischfußball, dann versuchen wir den Basketballkorb zu treffen, wir springen mit Ema auf dem Trampolin. Hugo wird vom Regal mit den Magic-Karten angezogen, er ist ein begeisterter Sammler. Mir machen Karten keinen Spaß, ich steuere auf die Baukästen zu. Ich bin gerade auf dem Höhepunkt meiner Bionicle-Phase, sehe mir den neuen Katalog an. Kaxium V3 ist nicht übel, aber vom ganzen Angebot finde ich den Devastator am besten. Sie haben ihn hier nicht nur im Karton, sondern auch zusammengebaut in der verglasten Vitrine. Ich kann die Augen nicht von ihm lassen. Wenn er größer wäre, zum Beispiel wie der Geländewagen von Hugos Vater, könnte er alles devastieren, das ist klar. Er bringt die idealen Voraussetzungen dafür mit, ist klasse ausgedacht und sieht außerdem noch wundervoll aus. Der Preis ist nicht mehr so wundervoll. Wenn ich den Mutter zeigen würde, würde sie sagen, dass der Weihnachtsmann nicht Bill Gates heißt. Sie würde mich daran erinnern, wie viele Wünsche ich schon auf meinen Wunschzettel geschrieben habe. Bestimmt würde sie auch die Handschuhe erwähnen, die ich vorhin im Zug verloren habe. Ich überlege, wie ich ihre Einwände widerlegen könnte. Innerlich streiche ich alle alten Wünsche von der Liste. Ich komme auch ohne Handschuhe aus. Ich werde den ganzen Winter die Hände in den Taschen haben. Ich will nichts unter dem Weihnachtsbaum, absolut nichts. Außer dem Devastator.
    Ema kommt. Sie zappelt, muss aufs Klo.
    Â»Halt aus«, sage ich. »Gleich ist Mama da.«
    Unglücklich schüttelt sie den Kopf: Sie hält es nicht aus, sie muss sofort. Ich führe sie an der Kasse vorbei zum Ausgang. Als wir durch den Detektorrahmen schreiten, geht der Alarm los.
    Â»Stopp!«, hält uns ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes an.
    Er schaut uns streng an, besonders mich. Wahrscheinlich komme ich ihm verdächtig vor. Ich zucke mit den Schultern, aber zugleich fühle ich, wie ich rot werde. Ich hasse Situationen wie diese. Situationen, in denen ich im Mittelpunkt stehe, in denen mich alle misstrauisch mustern und ich beweisen muss, dass ich nichts angestellt habe. Ich beginne dann

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