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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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er eine Stellung an der Kaiserlichen Bibliothek angenommen hat. Und jetzt steht er plötzlich mit einer zehn Meter langen Lanze da und weiß nicht so recht, was er damit anfangen soll. Ich gebe mir Mühe und zeige ihm, wo es langgeht. Zunächst bin ich ganz freundlich, doch dann geht mir die Geduld aus, und ich werde grober. Er wird neben mir stehen, wenn die Orks angreifen. Ich empfinde zwar Mitleid mit ihm, aber ich will wegen seiner Unfähigkeit nicht mein Leben verlieren.
    Meine Einheit ist nicht die einzige, die unter der Inkompetenz einiger ihrer Mitglieder leidet. In einer anderen Einheit entdecke ich tatsächlich den Vorsitzenden der Kürschnergilde, der versucht in Formation zu marschieren. Der Vorsitzende der Kürschnergilde genießt einen gewissen Ruhm als fettester Mann Turais. Er hat eine so enorme Leibesfülle, dass selbst meine nicht ganz unbeträchtliche Figur daneben verblasst. Ich bin überrascht, dass er überhaupt gehen kann, ganz zu schweigen davon, dass er tatsächlich die Lanze festhält. Gott weiß was passiert, wenn von ihm verlangt wird zu laufen. Immerhin ist er hier, das muss ich ihm zugute halten. Als Vorsitzender einer Gilde hätte er sicher seine Beziehungen spielen lassen können, um sich vor dem Militärdienst zu drücken.
    Dasselbe gilt für Sermonatius. Auch er überrascht mich damit, wie er mit einer Lanze hantiert. Sermonatius ist Turais prominentester Philosoph. Ich halte ihn zwar für einen Scharlatan, aber Makri hält große Stücke auf ihn. Scharlatan oder nicht, er hätte sich aufgrund seines hohen Alters ganz legal vom Wehrdienst freistellen lassen können. Und doch ist er hier und marschiert umringt von einer Gruppe junger Männer der philosophischen Akademie, die er leitet. Ich hatte ihn immer für eine Art Pazifisten gehalten. Bis Makri mir berichtet hat, dass er die Verteidigung der Stadt gegen Aggressoren von außen für allgemeine Bürgerpflicht hält. Das macht ihn mir etwas sympathischer.
    Am Ende der Übung ist mir so kalt, als wäre ich eine Eisfee, und ich bin sicher, dass wir unseren ersten Kampfeinsatz nicht überleben werden. Senator Marius instruiert noch seine Zenturionen und Korporale, während die Mannschaften sich nach Hause trollen.
    »Macht Euch keine Sorgen«, meint er überraschend milde gestimmt. »Ich habe schon schlimmere Männer als die hier auf Zack gebracht.«
    »Es gibt noch schlimmere?«, murmele ich.
    Wir sehen zu, wie eine Phalanx aus Berufssoldaten von der Wache des Königs in einer prachtvollen Formation vorübermarschiert. Wir haben sie schon vorher exerzieren sehen, und der Unterschied zwischen ihrer Vorstellung und unserer hätte kaum größer sein können. Sie werden weder beim ersten Ansturm auseinander brechen noch zerfleddern, wenn sie den Feind verfolgen.
    Offenbar ist meinen Kameraden Korporalen die Lust auf launige Kriegsgeschichten vergangen. Stattdessen rühren sich die schlechten Erinnerungen.
    »Letztes Mal wurden wir von den Elfen gerettet«, sagt einer. Er ist Segelmacher in ZwölfSeen. »Wären sie einen Tag später angekommen, wäre Turai gefallen. Rezaz der Schlächter wäre einmarschiert, und wir wären alle längst vermodert.«
    Niemand kann sich aufraffen, ihm zu widersprechen. Tatsache ist, dass Turai gefallen wäre, wenn die Elfen auch nur eine Stunde später angekommen wären. Die Ostmauer war kurz davor zu fallen, als die Elfenarmeen auf dem Schlachtfeld eintrafen.
    Ich bin hungrig. Ich sehe mich nach Konsul Kahlius’ Zelt um, in der Hoffnung, vielleicht seinem Küchenchef ein Stück Gebäck abschwatzen zu können. Aber der Konsul ist heute nicht hier, und ich muss das Truppenübungsfeld hungrig verlassen. Entsprechend schlecht ist meine Laune. Am Osttor treffe ich zufällig mit Grobiax zusammen. Er ist einen Kopf größer als ich, hat Muskeln wie ein Ochse und ein Langschwert auf den Rücken geschnallt. Ich trete dicht an ihn heran.
    »Sieh dich nur ausgiebig um«, knurre ich.
    »Warum?«
    »Du wirst den Anblick nicht mehr lange genießen können. Wenn die Orks dich nicht umbringen, tue ich es.«
    Grobiax sieht mich höhnisch an. Er hat keine Angst vor irgendwelchen Zaubern, mit denen ich ihn angreifen könnte. Er trägt ein Zauberschutzamulett um den Hals. Diese Art Talisman ist teuer und hier in Turai sehr selten an Gemeinen zu finden. Offenbar sorgt sein Dienstherr Raffius gut für ihn.
    »Keine Chance, fetter Mann.«
    »Wir wissen beide, dass ich bei der Schlacht um Sanasa nicht desertiert bin.«
    »Ich

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