Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
Papierschnitzel darauf haften blieb. Dann legte er seinen Zeigefinger
darauf und begann damit, den Streifen zu formen, so dass sich dieser bald wie
ein abgeflachter Fingerhut um die Kuppe legte.
„Das Raffinierte an der Sicherheitstechnik ist, dass dieser
Zieh-Fingerscanner nicht nur den Fingerabdruck überprüft, sondern auch erkennt,
wenn nur ein Blatt beziehungsweise eine Kopie verwendet wird. Wir müssen dem
System sozusagen eine dreidimensionale Kopie des Fingers vorgaukeln. Mit etwas
Geduld und Geschick bekommen wir das hin. Wenn es nicht spätestens beim dritten
Versuch klappt, haben wir ein echtes Problem. Mit jedem Versuch verlängert sich
nämlich die Pause, die wir bis zum nächsten Versuch einhalten müssen. Das
steigert sich von Versuch zu Versuch von einigen Minuten bis zu 24 Stunden. Und
so viel Zeit haben wir leider nicht.“
Ließ sich das Fingerprint-System des Notebooks mit den abgenommenen
Fingerabdrücken überlisten? Gleich würden sie Gewissheit haben …
35
+++ Mittwoch, 26. September - 18.50 Uhr · Haus
von Peter Hartwig, Starnberg +++
Peter Hartwig hatte eine Flasche seines Lieblingsweins
geöffnet und diesen fachgerecht dekantiert. Bevor er davon kostete, musste
zunächst ein anderes Bedürfnis befriedigt werden. Gestern Abend wurde er zu
seinem Verdruss gestört und war dazu gezwungen, seine Lüsternheit zu unterdrücken.
Damit das an diesem Abend nicht wieder passierte, hatte er sämtliche Scheinwerfer
am Haus und auf dem Grundstück eingeschaltet. Falls sich doch jemand auf das
Grundstück wagte, würde ihm der Dobermann einen freudigen Empfang bereiten.
Hartwig dunkelte mit dem Dimmer das Licht im Weinkeller ab.
Das Weinregal war bereits zur Seite geschwenkt. Per Tastatur gab er den
vierstelligen Code ein und deaktivierte so die Sperre des Zahlenschlosses. Mit
einem leisen Surren gab der Bolzen den Weg frei. Hartwig schwenkte die Tür zur
Seite. Er betrat den dunklen Raum, in dem es miefig roch. Nur langsam gewöhnten
sich seine Augen an das schwache Licht. Das summende Geräusch eines Ventilators
an einer der Seitenwände vermischte sich mit leisen Wimmern einer Kinderstimme,
das aus einer Ecke des Raumes zu ihm drang.
Schön! , dachte er und tastete nach dem Lichtschalter neben der Tür. Er
schaltete das Licht ein. Langsam erhellte sich der Raum, an dessen Längsseiten
jeweils eine Pritsche stand. Auf der einen saß ein etwa zehnjähriger Junge auf
einer schmuddeligen und abgenutzten Matratze. Sein Aussehen ließ auf eine
südost-europäische Herkunft schließen. Er rieb sich die Augen und hatte wohl
bis eben geschlafen. Auf der anderen Pritsche hockte ein etwa zwölf- bis
dreizehnjähriger Junge. Er versuchte, sich unter der Bettdecke zu verstecken,
doch der Versuch missglückte, da sein rechtes Handgelenk mit der an einer Kette
befestigten Handschelle an der Wand befestigt war. Der Junge schien derselben
Herkunft wie sein Zimmernachbar zu sein. Seine dunklen Augen verrieten
unsägliche Angst. Tränen liefen über seine Wangen und in seinen Gesichtszügen
vermischten sich große Traurigkeit und Verzweiflung. Als Hartwig das Licht
einschaltete, verstummte auch sein klagendendes Jammern.
Hartwig, nur mit einem Bademantel bekleidet, ging zu der
Pritsche hinüber und setzte sich auf die Kante der Matratze.
„Na, mein Kleiner. Wie geht es dir?“, fragte er den Jungen,
wohlwissend, dass der kein Wort verstand. Aber das war ihm egal. Er wollte sich
nicht mit ihm unterhalten, vielmehr war er nur aus einem einzigen anderen Grund
hier. Hartwig streifte die eine Seite seines Bademantels zur Seite. Ein Teil
seines erigierten Glieds kam zum Vorschein. Blitzschnell ergriff er die kleine
Hand des Jungen und führte sie zu seinem Penis.
„Du weißt, was du zu tun hast!“, raunzte er den Jungen an.
Doch dieser wollte nicht und versuchte sich verzweifelt zu
wehren. Immer wieder zog er seine Hand weg. Vergeblich! Hartwig kam gerade
durch die abwehrende Haltung des Jungen richtig in Fahrt. Noch mehr erregte
ihn, wenn man ihm bei seinen perversen Spielen zusah. So auch jetzt. Der Junge
auf der Pritsche nebenan ertrug die Szene nicht länger und drehte sich weinend
zur Seite. Er ahnte wohl, dass ihn gleich das gleiche Schicksal ereilen würde
wie seinen Kameraden.
Hartwig liebte es, andere zu quälen und deren Willen zu
brechen. Diese Neigung hatte er schon in jungen Jahren entdeckt. Später,
während seiner Zeit beim BND, konnte er seiner sadistischen Ader völlig freien
Lauf
Weitere Kostenlose Bücher