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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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nicht mehr dran denken. Saskia meinte, ich könne sie ja wegen seelischer Grausamkeit verklagen, aber vermutlich gingen auch Richter und Staatsanwälte zu solchen Veranstaltungen, und dann hätte ich schlechte Karten. Besser wäre es, alles zu vergessen.
    Aber das würde nicht so leicht werden. Mit wachsendem Unbehagen beobachtete ich, wie Jens’ Eltern meine Eltern auf der Tanzfläche wie zwei Außerirdische begafften, bis mein Vater stolperte und eine Box umriss. Das konnten sie offensichtlich nicht mehr mit ansehen und gingen nach draußen. Jens folgte ihnen. Hermann Hill verzog sich ins Haus. Jens setzte sich mit seiner Mutter auf die Gartenbank unter dem Efeu und redete leise auf sie ein, dabei hielt er ihre Hand. Ich überlegte, ob ich hingehen sollte und irgendetwas zur Verbesserung der Situation beitragen könnte, aber als Jens mich erblickte, schüttelte er unmerklich den Kopf und bedeutete mir damit, mich nicht zu nähern.
    Es war schrecklich. Dabei hatte ich so ein schönes dunkelblaues Chiffonkleid im Empirestil an, das ich zu einem Schnäppchenpreis gekauft hatte und das beste Laune verdient hätte. Aber ich konnte mich genauso wenig über mein schickes Kleid freuen wie Jens sich über die tolle Designeruhr, die ich ihm aus Begeisterung über meine neue Arbeitsstelle zur Verlobung geschenkt hatte. Und bei der anschließenden Verlobungsnacht, die ich eigentlich mit neuen, schicken Dessous zu einem privaten Höhepunkt der Feierlichkeit machen wollte, lief im gegenseitigen Einverständnis gar nichts.
    Auch am folgenden Tag war die Stimmung zwischen uns beiden noch sehr gedrückt. Jens war wortkarg, hing seinen Gedanken nach. Ich gab ihm etwas Zeit, weil ich wusste, wie sehr er es hasste, über persönliche Probleme zu sprechen.
    Aber nachmittags hielt ich es nicht mehr aus. Ich setzte mich neben ihn aufs Sofa und fragte: »Was ist los, Hase?«
    »Ach, Moni …«, fing er an und klang dabei so ernst, dass mir fast das Herz in die Hose rutschte. Aber dann sagte er: »Du bist ein anständiges Mädchen, und das liebe ich so an dir.«
    Das Aber stand schon im Raum, bevor er es aussprach.
    »Aber deine Eltern sind wirklich eine Zumutung. Und meine Eltern sind gelinde gesagt entsetzt.«
    »Das sind wir doch alle«, solidarisierte ich mich schnell.
    »Vielleicht ist entsetzt nicht ganz das richtige Wort.«
    Ich wagte nicht zu fragen, was das richtige Wort für den Zustand seiner Eltern war. »Auf jeden Fall müssen sie sich noch etwas von dem Schock erholen, bis …«
    »Bis was?«
    »Bis sie sich wieder auf die Hochzeit freuen können. Und einverstanden sind.«
    »Aber wir beide heiraten doch«, gab ich zu bedenken. »Sie heiraten ja nicht meine Eltern.«
    »Ich weiß. Aber sie machen sich eben große Sorgen, dass du auch so – wirst.«
    »Wie soll ich werden?«, fragte ich alarmiert.
    »Na, ist doch klar.«
    »Nee, ist überhaupt nicht klar. Jetzt sag es!«
    Er druckste noch ein bisschen herum, dann sprach er es endlich aus. »Sie haben Sorge, dass du so wirst wie deine Mutter.«
    »Wie meine Mutter ?«, rief ich schrill. Da wäre ich lieber Brigitte Nielsen! »Wie kommen sie denn auf diese völlig abwegige Idee?«
    »Keine Ahnung«, sagte Jens mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Du weißt ja, wie sie sind.«
    Ich nickte. Dabei hatte ich keine Ahnung. Ich hatte bisher bei ihnen noch keinerlei große Gefühlsregungen feststellen können, noch sonst welche Handlungen, die über ihren wahren Charakter Auskunft gegeben hätten. Ich wusste nicht mal, was sie zu meinem Job sagten. Mein Gott, ich hatte sie noch nicht einmal lachen hören! Ein verlegenes Hüsteln, mehr war nicht drin. Aber nach acht Jahren Beziehung wollte ich nicht zugeben, dass ich seine Eltern im Grunde gar nicht kannte.
    »Und was willst du jetzt machen?«, fragte ich bebend.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich muss noch nachdenken.«
    In der nächsten Woche fuhr er noch einige Male zu seinen Eltern. Allein. Das sei besser, meinte er.
    Ich fragte ihn immer, wie es gewesen sei, aber er wollte nicht so richtig rausrücken mit der Sprache.
    Das sei typisch Mann, meinte Ellen. Aber ich fand das blöd. Es ging schließlich hauptsächlich um mich, wenn er sich mit seinen Eltern traf.
    »Soll ich nicht doch mal mitkommen?«, bot ich deswegen an.
    »Nein«, sagte Jens. »Die Sache ist ernster, als ich anfangs gedacht hatte.«
    »Wie ernst?«, fragte ich.
    »So ernst, dass wir jetzt deswegen eine Familientherapie machen.«
    »Echt jetzt?« Ich musste

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