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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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runder Brille, Halbglatze und langem, zauseligem Resthaar, fing an, über die Protestbewegung zu sprechen. »Leider konnten wir die Bauarbeiten am Flughafen nicht verhindern«, schloss Dirk seine Ausführungen. »Aber vielleicht haben wir ja hier mehr Glück!«
    »Ja«, riefen einige andere.
    »Was ist denn eigentlich los?«, fragte ich scheinheilig.
    »Stell dir vor, unsere schöne Wiese hinterm Haus wird plattgemacht! Da sollen hundert Häuser hin!«, dröhnte mein Vater.
    »Nein!«, rief ich. »Das ist ja ein Ding.«
    Ich entdeckte auch die Nachbarn Engels und den Schäfer Uwe unter den Versammelten. »Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir niemals verkauft. Nie!«, rief Herr Engels betrübt. »Man hat uns reingelegt.«
    Und ich wusste auch, von wem.
    »So, Moni. Also, was kannst du uns diesmal über unsere Gegner erzählen?«, fragte meine Mutter.
    »Ich – äh, weiß leider nichts. Ich muss erst noch recherchieren«, sagte ich ausweichend. »Aber meint ihr wirklich, der ganze Aufwand lohnt sich? Immerhin ist es gut für das Dorf, wenn mehr Leute hierherziehen.«
    Die Reaktion war eindeutig. »Blödsinn! Das ist nur für die Stadt gut, die das Geld kassiert. Und für die Bauwirtschaft!«, widersprachen die Leute.
    »Und wo sollen meine Schafe dann weiden?«, fragte der Schäfer. »Die fressen keinen Asphalt.«
    »Die Sache ist ganz klar!«, rief mein Vater. »Diese Wiese muss erhalten bleiben!«
    »Jawohl!«
    »In den vergangenen fünf Jahren sind in NRW zig Streuobstwiesen plattgemacht worden«, meldete sich Dirk zu Wort. »Seit die Streuobstwiesen nicht mehr besonders gesetzlich geschützt sind, werden überall im Land diese wichtigen Biotope zerstört. Und für den Steinkauz und für viele andere Tier- und Pflanzenarten bedeutet das das Aus!«
    »Dirk hat recht. Aber das werden wir hier bei uns verhindern«, schrie mein Vater. »Der Steinkauz muss leben!«
    »Jaaaaa!«, riefen alle und ballten die Fäuste.
    »Aber da, wo eure Häuser stehen, war auch mal eine Wiese«, sagte ich. »Und jetzt freut ihr euch auch, dass ihr ein schönes Heim habt.«
    Alle verstummten und guckten mich verdutzt an. Dirk antwortete diplomatisch: »Ja, das mag ja stimmen. Und wir sind ja auch nicht dagegen, dass Menschen die Häuser bauen, die sie brauchen. Aber dafür muss es bessere Plätze geben als dieses wertvolle Biotop.«
    »Genau!«, riefen alle.
    »Also, wie sieht unser Plan aus?«, fragte mein Vater, und dann steckten er und Dirk und die anderen die Köpfe zusammen.
    Ich konnte nichts ausrichten. Sie würden sowieso machen, was sie wollten. »Ich muss leider gehen«, sagte ich.
    »Nein, bleib hier! Du kannst uns helfen! Je mehr Leute, desto besser«, sagte meine Mutter.
    »Ich denke drüber nach, was ich tun kann«, versprach ich. »Aber jetzt muss ich wirklich los.«
    Meine Mutter brachte mich zum Tor. Dort wandte ich mich noch mal an sie: »Mama, stellt euch doch nicht gegen Dinge, die ihr sowieso nicht ändern könnt. Den Fortschritt kann man nicht aufhalten.«
    »Man muss ihn aufhalten, Puna«, antwortete sie und rollte dramatisch mit den Augen. »Der Fortschritt bringt uns noch alle um!«
    Ich unterdrückte ein Stöhnen, streichelte Banjo zum Abschied, und machte dann, dass ich weg kam. Noch als ich vor dem Haus meines Chefs parkte, regte ich mich auf. Meine Mutter war mal wieder typisch theatralisch gewesen. Nie kann mal etwas einfach nur ärgerlich oder nervend sein, nein – immer ist alles katastrophal oder lebensbedrohlich oder sonst wie folgenschwer. Dabei hatte der Fortschritt viel mehr positive Seiten, als sie wahrhaben wollten. Zum Beispiel dieser Oldtimer da vorne, der auf dem Seitenstreifen parkte. Was für ein Riesenschiff im Vergleich zu meinem VW Polo!
    Ich stieg aus und sah den langhaarigen Nachbarn am Nachbarhaus die Hecke schneiden. Als er mich bemerkte, winkte er und verschwand im Haus.
    Mit diesem Oldtimer würde man zum Beispiel in der Innenstadt überhaupt keinen Parkplatz finden! Und wenn, dann würde ich nicht reinkommen, weil mir der Einparkassistent fehlte, der mit seinem Piepsen den Abstand zum nächsten Auto anzeigte. Also echt. Da lobte ich mir doch die technische Entwicklung.
    »Hey, Nachbarin«, rief er, als er näher kam. Er trug ein schwarzes T-Shirt und ausgebleichte Jeans, von einer Gürtelschnalle hing eine dickgliedrige Kette herunter, die in der hinteren Hosentasche endete. Er reichte mir eine frische Knoblauchknolle. »Hier ist der Knoblauch.«
    »Ach ja«, sagte ich. »Das war

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