Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Organic

Organic

Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
Vom Netzwerk:
wieder weg, zurück auf dem Wasser. Eric fragte nicht weiter nach. Zurück zum Laden liefen er und Howard schweigend nebeneinander. Eric trug die Angelspeere mit den Spitzen, die in dieser Nacht keine einzige Flunder getroffen hatten. Howard hatte die Taschenlampen bei sich.
    Im Laden war es dunkel, nur das Nachtlicht hinterm Tresen war eingeschaltet. Fast hätte Eric die drei Modellschiffe aus Howards Sammlung übersehen, die neben der Kasse standen, den Rumpf geöffnet. Erst dachte er, sie wären heruntergefallen und müssten repariert werden. Aber nur bis Howard eines nahm und ein Bündel Scheine wieder hineinschob.
    Eric schaute nicht weg. Ganz offensichtlich wollte Howard, dass er es sah. Ohne ihn anzublicken, erklärte Howard: „Porter hat mir mal den Arsch gerettet, als er mich aus einem brennenden Hubschrauber bei Da Nang holte.“
    „Und in welchem Geschäft ist er jetzt tätig?“ Eric rechnete nicht damit, dass Howard erklären würde, ob es sich um Kokain oder Heroin handelte.
    „Geschäft?“ Howard lachte bitter. „Verdammt, er hat Krebs. Einen von der ganz schlimmen Sorte. Er will jeden Tag, der ihm noch bleibt, auf See verbringen. Und hier und da mal anlegen und ein paar alte Freunde treffen. Ich bin froh, wenn ich ihm ein bisschen unter die Arme greifen kann. Was hat man von dem ganzen Zeug, wenn man damit nicht seinen eigenen Freunden aushilft?“ Er machte eine unbestimmte Handbewegung, und Eric dachte zunächst, er meinte den Erfolg mit seinem Geschäft. Aber dann verstand er, dass es darum gar nicht ging.
    Eric ließ den Blick über die Regale wandern, auf denen um die hundert Modellschiffe standen, die Sammlung, die ihm Howard vor Kurzem erst versprochen hatte für den Fall, dass ihm etwas zustoßen sollte. Und auf seine Weise gab Howard ihm zu verstehen, dass an den Gerüchten etwas dran war: Das ganze Geld aus den Drogengeschäften, das das FBI nicht hatte finden können, war in Howards Sammlung von Modellschiffen verstaut, und es diente dazu, Freunden aus der Patsche zu helfen.

95. KAPITEL
    Donnerstag, 15. Juni
    Irgendwo auf dem Flug von Washington D.C. nach Florida
    Jason hatte keine Sekunde Schlaf bekommen. Er hatte geduscht und sich rasiert, aber das war auch schon alles. Kein Frühstück. Keine Zeitung. Vorhin hatte er einen kurzen Blick in den Spiegel geworfen. Mit seinen geschwollenen Augen, dem unordentlichen Haar, den ausgewaschenen Jeans, den abgetragenen Turnschuhen und dem Hemd, das er über der Hose trug, sah er ein bisschen abgehalftert aus. Aber das gab ihm auch eine ganz unbeabsichtigte Tarnung. Angesichts seines Zusammentreffens mit Detective Christopher vergangene Nacht ertappte er sich immer wieder dabei, wie er sich umschaute, als er durch das Abfertigungsgebäude lief, und wie er den Blick senkte, wenn jemand nahe genug kam, um ihn erkennen zu können.
    Noch vor dem Boarding hatte er sein Handy ausgeschaltet. Sonst gehörte er zu den Leuten, die das erst in allerletzter Minute taten, wenn das Flugzeug schon auf dem Weg zur Startbahn war und die Flugbegleiter darum baten, alle elektronischen Geräte abzuschalten. Aber heute hatte er keine Lust, noch irgendwelche Fragen in letzter Minute zu beantworten oder „dringende“ Probleme zu lösen. Glücklicherweise war es noch zu früh für entsprechende Anrufe aus dem Büro. Und für den Empfang zum Energiegipfel war längst alles vorbereitet. Die Details würde er selbst überprüfen, wenn er erst in Florida war. Und für die Zwischenzeit wussten seine Sekretärin und der Senator, dass sie ihn nicht erreichen konnten, solange er an Bord des Flugzeugs war. Dass er geschlagene drei Stunden völlig ungestört sein würde, war wie Ostern und Weihnachten am selben Tag. Er bestellte sich eine Bloody Mary und aß sogar das Selleriestäbchen, weil er noch nichts gefrühstückt hatte. Dann beschloss er, den Laptop nicht einzuschalten, und hörte stattdessen auf seinem iPod den neuesten Roman von Jack Reacher. Wenn das Flugzeug erst in Florida zur Landung ansetzte, würde er sich so erholt fühlen wie seit Wochen nicht mehr.
    Im Hotel hatte er seine frühe Anreise angekündigt. Vielleicht würde er sich einen Brunch aufs Zimmer kommen lassen. Dann konnte er den ganzen Nachmittag über seine E-Mails checken und sich um die Einzelheiten für den Empfang kümmern. Senator Adams würde mit seiner Privatmaschine am Nachmittag auf der Tyndall Air Force Base landen. Jason hatte eine Stretchlimo gebucht, die ihn dort abholen sollte. Für

Weitere Kostenlose Bücher