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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Entscheidung nichts überstürzen werde“, sagte Sidel gerade, und Sabrina sah, wie er seine Hände zueinanderführte und die Finger verschränkte, um sie unter seinen vorgewölbten Bauch zu legen. „Jeder von Ihnen ist qualifiziert genug, um dieses Team zu leiten.“
    Sidel schweifte zu einer seiner kleinen Geschichtchen ab, und Sabrina dachte an den vergangenen Samstag zurück -Lansiks Auto auf dem Parkplatz, sein Rucksack in seinem Büro. Sie fragte sich, wieso er gekündigt hatte. Den ganzen Freitag hatte ihn niemand gesehen, und trotzdem hatte Sidel schon im Voraus gewusst, dass Lansik die Führung nicht würde machen können. Vielleicht hatte er schon am Donnerstag gekündigt, und Sidel hatte ihm einfach nur übers Wochenende Zeit gelassen, seine Sachen zu packen. Aber das schien unwahrscheinlich. Fast in jedem Unternehmen war es üblich, dass ein leitender Angestellter, der kündigte oder gefeuert wurde, noch am selben Tag seine Sachen packen musste. Und dann wurde er manchmal sogar von Sicherheitsleuten vom Gelände eskortiert. Irgendetwas an der ganzen Sache war faul.
    Sie wartete, bis Sidel fertig war, und verließ gleich nach ihm das Labor. Auf halbem Weg holte sie ihn auf dem Gang ein, damit sie ihn nicht vor den anderen fragen musste.
    „Mr. Sidel“, rief sie und lief auf ihn zu.
    „Ah, Dr. Galloway. Ich nehme nicht an, dass Sie sich irgendeinen Vorteil erhoffen, weil Sie mir am Freitag freundlicherweise ausgeholfen haben?“
    Er lachte gezwungen, während er sich umblickte. Sabrina sah, wie Anna Copello schnell wieder hinter der Labortür verschwand. Sabrina hätte ihn am liebsten gebeten, leise zu sprechen. Aber gleichzeitig hätte sie nur zu gern lautstark verkündet, dass sie an Dr. Lansiks Posten keinerlei Interesse hatte.
    Stattdessen sprach sie gedämpft, als sie sagte: „Mir ist bei der Führung etwas aufgefallen.“ Sie beschloss sich sehr vorsichtig auszudrücken. „Mir schien, als wäre das Ventil zu Reaktor fünf versehentlich geöffnet worden.“
    Seine flinken Hände verschwanden in den Hosentaschen. „Nun, ich kann Ihnen versichern, dass wir für die Nutzung von Reaktor fünf nicht vorbereitet sind.“
    Sie wartete, bis sie merkte, dass nichts weiter kommen würde. Das war seine Erklärung. Fast wäre sie damit herausgeplatzt, dass sie im Gebäude gewesen war und der Reaktor auf Hochtouren lief ... bis auf den Spülwassertank. Aber sie hielt sich zurück. Er hatte seine Worte genauso sorgfältig gewählt wie sie. Anstatt zu sagen, ob das Ventil geöffnet war oder ob nicht, hatte er mit denselben Worten geantwortet wie O’Hearn. Sabrina versuchte es noch einmal. Sie blieb stehen und schaute ihn an.
    „Es klang, als würden Feststoffe in den Reaktor geleitet.“
    „Was immer Sie gehört zu haben glauben, Dr. Galloway -Mann, es ist doch so laut da drin, dass das Echo von den Wänden einem alles Mögliche vorgaukelt.“
    Konnte es sein, dass William Sidel mit seinen Investoren und der Lobbyarbeit im Kongress so beschäftigt war, dass er keine Ahnung hatte, ob seine Anlage mit vier oder mit fünf Reaktoren lief?
    Sabrina war sich sicher, dass die Geräusche aus den Rohren gekommen waren. Sie kannte die Konsistenz und die Beschaffenheit der zugeleiteten Biomasse und was dabei herauskam. Sie war entscheidend daran beteiligt gewesen, das gegenwärtige Verfahren zu entwickeln, mit dem die Knochen von Blut und Gewebeteilen getrennt wurden, und zwar über das spezifische Gewicht, noch bevor die Masse die Druckablassphase erreichte. Die Knochen wurden in einen eigenen Behälter geleitet und zu Düngeprodukten verarbeitet. Blut und Gewebeteile wurden dagegen in den nächsten Reaktor gepumpt. Wenn William Sidel behauptet hätte, dass etwas, irgendetwas, in Reaktor fünf verarbeitet wurde, hätte sie ihm vielleicht geglaubt. Sie hatte auf eine einfache, vernünftige Erklärung gehofft. Stattdessen war er ihr ausgewichen, und das drehte ihr fast den Magen um.
    Er log.
    Der Zweifel musste ihr auf die Stirn geschrieben stehen. Denn plötzlich lächelte Sidel sie an, und sein entspanntes Gesicht sah plötzlich jungenhaft aus. Er nahm die Hände aus den Hosentaschen.
    „Wissen Sie was, Dr. Galloway? Ich schicke Ihnen später unseren Betriebsleiter Ernie Walker, damit er sich mit Ihnen bei Reaktor fünf trifft. Sagen wir so gegen vier Uhr? Dann können Sie sich gemeinsam vergewissern. Ich kann mir wirklich nicht erlauben, dass uns irgendetwas vom Kurs abbringt.“

39. KAPITEL
    Washington D.

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