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Oriental Basics

Oriental Basics

Titel: Oriental Basics Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GU
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Während wir uns nach der Familie erkundigen und im Gegenzug von unserer Heimat erzählen (nur Gutes!), geht es langsam in Richtung Diwan, der Empfangshalle, wo in der Ecke schon ein Tabletttisch mit gestickter Decke darauf und Kissen drumherum auf uns wartet. Der Gastgeber wird uns seinen besten Platz zuweisen, den wir nun ihm anbieten, was er natürlich ablehnt – bis man sich schließlich einig ist. Es sei denn, nun beginnt das gleiche Spiel darüber, wer sich zuerst setzt. Dieses Ritual kann sich später noch öfter wiederholen. Die Faustregel: Spätestens nach dem dritten Hin und Her sollte man akzeptieren, damit der Gastgeber seinen Willen hat, man selbst als höflich gilt und damit es einfach weitergeht.
    Zur Einstimmung wird nun etwas zu trinken und zu knabbern gereicht, wobei der Hausherr sich um Tee oder Mokka gerne selbst kümmert. Wir sitzen dabei so um den Tisch, dass man unsere Fußsohlen nicht sehen kann – die Männer im Schneidersitz, die Frauen auch mit zurückgelegten (bekleideten) Beinen. Bei hohen Gästen aus der Fremde oder guten Freunden und Verwandten kann die Frau des Hauses mit dabeisitzen, wenn in der Küche alles in guter Hand ist. Sonst wird sie sich selbst darum kümmern und zusammen mit den anderen Frauen für sich essen. Westliche Frauen werden übrigens als Gäste im Zweifel wie Männer behandelt.
    Sehr wichtig ist es, sich vor dem Essen die Hände zu waschen – aus religiösen und aus praktischen Gründen, schließlich wird oft mit den Händen gemeinsam von einer Platte gegessen. Traditionell geht ein Krug voller parfümiertem Wasser reihum, mit dem man sich über einer Schale reinigt – sonst geht man eben zum Waschbecken wie gewohnt. Und dann beginnt es. Nach ganz alter Sitte kommt wirklich alles auf den Tisch, was die Küche vorbereitet hat, und das ist viel mehr, als je ein Mensch essen kann. Meistens wird zumindest zwischen kalt und warm getrennt. So kommen als erstes Mezze, Salate, Dips, danach je nach Anlass eine, ein paar oder viele Schalen voller warmer Köstlichkeiten. Immer dabei sind Brot, oft Schälchen mit Gewürzen und Kräutern sowie Gemüsestückchen zum Kauen zwischendurch.

    Lasst es uns schmecken...
    Das Mahl eröffnet der Hausherr mit einem »Bismillah« (im Namen Gottes), das alle wiederholen. Dann bricht er das Brot und reicht es zuerst den Gästen. Nun darf sich jeder selbst bedienen. Vielleicht wird ein Löffel, vielleicht sogar eine Gabel am Tisch bereit liegen und dazu noch ein Teller bereitstehen für die fremden Gäste. Ansonsten ist das Brot Besteck und Teller zugleich, mit dem die Speisen direkt von Platte und Schale geholt werden (mehr dazu auf > ). Steht in der Mitte nur eine große Platte, sollte jeder schauen, dass er nicht im Bereich des anderen wildert. Stehen mehrere Gerichte auf dem Tisch, so wird der Gastgeber darauf achten, dass das für ihn Beste direkt beim Gast platziert ist – auch dann isst jeder nur, was in seiner Nähe ist. Und selbst wenn der Gastgeber sich darum kümmert, dass wir noch anderes bekommen, sollten wir von seiner ersten Wahl am meisten essen – ohne aber den anderen alles wegzuessen. Speisen wir vom Teller, wird die Frau des Hauses darauf bedacht sein, dass er nie leer wird. Da hilft dann nur, einen anständigen Rest zu lassen und trotz Bitten beim freundlichen Nein zu bleiben. Aber Achtung: Die anderen hören mit dem Essen auf, sobald der Gast es beendet. Da ist es ganz gut zu wissen, dass im Orient eher schnell und schweigsam gegessen wird – wofür »in aller Ruhe« ja auch stehen kann.
    Ist schließlich das frische Obst oder eines der raren Desserts verspeist, hebt der Hausherr mit einem »Hamdulillah« (Gott sei Dank) die Tafel auf. Jetzt geht man gerne an einen anderen Ort, um bei Tee, Mokka und süßem Gebäck zu reden, so lange man mag. Allerdings: Bevor der Gast nicht aufbrechen will, werden selbst die erschöpftesten Gastgeber ihn behandeln, als könnte das noch Stunden so weitergehen. Und sie werden ihn nach dem ersten Zeichen zum Aufbruch mit dem bekannten Hin und Her zum Bleiben auffordern, er wird sich ausgiebig bedanken für die Mühen, die wirklich nicht nötig waren – man sollte also rechtzeitig mit dem Ritual beginnen, um beide Seiten früh genug zufrieden zu stellen. Das einfachste Mittel ist hier wie so oft, sich einfach in die Gastgeber hineinzuversetzen, bevor man etwas tut oder lässt. Und damit sind wir schon bei der nächsten Stufe der Gastfreundschaft angekommen – bei der

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