Orphan 2 Juwel meines Herzens
Strich zu schicken. So hatte das zerschmetterte Bein ihr auf tragische Art doch das Leben gerettet.
Allerdings hatte all dies sie in keiner Weise auf das Erlebnis mit Harrison vorbereitet. Sie drängte sich an ihn und versuchte, sich jede Einzelheit genau einzuprägen - wie hart sich sein Rücken anfühlte, das Gefühl seiner Haut unter ihren Händen, seinen warmen Atem an ihrem Hals. Es war, als hätte sie sich vollkommen verwandelt. Der innere Schmerz, mit dem sie so lange gelebt hatte, schien verschwunden. Ja, wahrscheinlich schämte sie sich auch ein wenig. Immerhin durfte eine unverheiratete Frau niemandem solche Intimitäten gestatten, jedenfalls insofern sie zur vornehmen Gesellschaft gehörte. Aber verglichen mit dem, was heute zwischen Harrison und ihr geschehen war, erschienen ihr derlei Vorschriften vollkommen unwichtig. Sie hatte nicht mehr daran geglaubt, jemals eine solche Leidenschaft zu erleben - genau genommen hatte sie so etwas überhaupt nicht für möglich gehalten. Schon vor langer Zeit hatte sie sich endgültig damit abgefunden, dass kein Mann sie begehrenswert finden würde. Dennoch, Harrison tat es... Und sein Feuer hatte auch sie vollständig entflammt. Sie wollte ihn ebenso sehr wie er sie. Plötzlich fühlte sie sich seltsam traurig. Rasch schloss sie die Augen, wandte den Kopf und unterdrückte die aufsteigenden Tränen.
„Ich muss gehen“, flüsterte sie und ließ die Arme sinken. „Oliver wartet draußen auf mich. “
Harrison zögerte. Er wollte nicht, dass sie jetzt einfach aufstand, ihre Kleidung richtete und hinaus in die böse Welt verschwand. Nein, sie sollte bei ihm bleiben und mit nach oben ins Bett kommen... damit er sie die ganze Nacht sicher in den Armen halten und beobachten konnte, dass sie in einen tiefen, ruhigen Schlaf fiel. Und am nächsten Morgen wollte er sehen, wie das erste Sonnenlicht ihr wunderbares Haar zum Leuchten brachte, sie langsam erwachte und noch schlaftrunken die Augen öffnete. Er hätte sie so gern bei sich behalten - und nicht nur für einen Tag, sondern für immer. Ganz gleich, was ihm das Schicksal noch bescheren würde, sie wäre dann bei ihm und würde alles mit ihm teilen.
All dies und noch viel mehr wünschte er sich mit jeder Faser seines Herzens. Aber es war unmöglich. Das wusste er natürlich. So blieb ihm nichts übrig, als noch einmal ihr Gesicht zu umfassen und ihr tief in die Augen zu schauen, Silbrige Tränen hingen an ihren Wimpern.
„Es tut mir ja so furchtbar Leid“, versicherte er. Himmel, was hatte er nur getan? Er hatte sich wirklich verabscheuungswürdig benommen! Das konnte er nie wieder gutmachen. Erstaunt blickte Charlotte ihn an. Wie konnte er nur ein derart wunderbares Erlebnis bedauern? Insbesondere, da er ja nun ihre nicht eben zahlreichen Heiratschancen ruiniert hatte. Schließlich hatte sich bisher noch kein anderer Mann zu ihr hingezogen gefühlt, und sie zweifelte nicht daran, dass dies auch so bleiben würde.
„Mir überhaupt nicht“, flüsterte sie mit gesenktem Blick.
Überrascht zog er eine Braue hoch. Diese Frau war einfach unglaublich! Obwohl er jetzt kein ganz so schlechtes Gewissen mehr hatte, er war ihr dennoch einiges schuldig.
„Ich will alles tun, was in meiner Macht steht, um dir zu helfen, Charlotte“, schwor er. „Erst einmal werde ich das Geld für deinen Vater besorgen. Aber bei der Übergabe muss ich dabei sein, damit ich dafür sorgen kann, dass dir und Flynn nichts geschieht. Außerdem habe ich vor, deinem Vater unmissverständlich klarzumachen, dass es keine weiteren Erpressungsversuche geben wird. “ Er strich sanft über den Rand des Blutergusses auf ihrer Wange. Mühsam unterdrückte er den auf keimenden Zorn. „Und dass ich ihn in Stücke reiße, falls er es noch einmal wagt, dich anzurühren. “
Vollkommen verzaubert sah sie an. Er wollte sie beschützen... Und welche Zärtlichkeit aus seiner Stimme und Berührung sprach... Nein, sie musste dafür sorgen, dass er niemals auf ihren Vater traf! Der Schuft durfte keine Gelegenheit erhalten, einen warmherzigen und einzigartigen Menschen wie Harrison mit seiner Brutalität zu Grunde zu richten. Allerdings behielt sie diese Überlegungen besser für sich. Liebevoll legte sie ihm die Hand auf die Wange und versuchte, sich sein schönes Gesicht und die dunklen Augen für immer einzuprägen.
„Danke“, antwortete sie dann schlicht.
Er nickte. Damit gab er sie frei und ließ sie aufstehen. Leider konnte er sie nicht davon
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