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Orphan 2 Juwel meines Herzens

Titel: Orphan 2 Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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durfte, einen Wäschedieb in Nordlondon zu schnappen.
    Sein folgender Aufstieg im Yard war unerträglich langsam vorangegangen. Doch Turners Ehrgeiz und Scharfsinn hatten sich bewährt. Am Ende hatte der Chief ihn doch befördern müssen. Aber mit Turners gegenwärtigem Dienstgrad als First Inspector ging es einstweilen nicht weiter voran - daher blieb ihm jetzt nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass irgendwo die Position eines Chief Inspector frei würde. Der gute alte Holloway jedenfalls hatte sicher nicht vor, seinen Stuhl in absehbarer Zeit zu räumen, außer ihn ereilte doch noch eines Tages der Schlag.
    Nun, man durfte ja schließlich hoffen.
    Der Inspector warf einen Blick auf seine Taschenuhr. Zweiundzwanzig Minuten nach vier am Morgen. Er nahm das Notizbuch zur Hand und schrieb es auf, dann überschlug er, wie viel Zeit Miss Kent bei Bryden verbracht hatte. Eine Stunde und zwölf Minuten. Turner hatte zu weit entfernt gestanden, um ihren Gesichtsausdruck zu erkennen, bevor sie wieder in die Kutsche stieg. Sie hatte allerdings sehr aufgewühlt gewirkt, als sie kurz nach drei hier erschienen war. Lord Brydens Butler hatte sie im Morgenmantel hereingebeten und später im selben Aufzug zurü c k zur Kutsche begleitet. Dort hatte sie ihr alter Fahrer Oliver bereits erwartet, der in der ganzen Zeit erstmals wieder den Kutschbock verließ, um seiner Herrin beim Einsteigen zu helfen. Turner überlegte einen Augenblick. Gab es noch etwas Wichtiges zu notieren? Später, wenn er Schreibtisch saß, würde er dann wie üblich einen ausfü h rlichen Bericht verfassen. Der Inspector wusste, dass genaue Notizen aller Details unabdingbar waren. Zwar besaß er ein geradezu exzellentes Gedächtnis, dennoch wusste man nie, welche anscheinend zunächst unbedeutenden Einzelheiten im Lichte späterer Ereignisse doch noch entscheidende Wichtigkeit annehmen würden. Hatte man alles genau festgehalten, entging einem im Nachhinein auch nichts.
    Ohne harte Fakten blieb nämlich nur reine Spekulation.
    Er steckte das Notizbuch ein und holte das makellos weiße Taschentuch hervor, das Konstabler Wilkins in der Nacht gefunden hatte, als der Schatten bei Lord Pembroke eingebrochen war und dessen Butler ermordet hatte. Das eingestickte Monogramm hatte den Inspector zu Bryden geführt. Ein halbes Dutzend Gentlemen, deren Nachname mit einem B begann, hatte kürzlich an Gesellschaften teilgenommen, zu denen Lady Pembroke ihr gefeiertes Rubincollier getragen hatte. Vier von ihnen waren viel zu alt, um für die akrobatischen Kunststückchen noch infrage zu kommen, die den Schatten berühmt gemacht hatten. Der fünfte, Lord Berry, war klein und rund wie ein Radieschen. Also hatte Turner ihn ebenfalls von der Liste gestrichen.
    Allein Lord Bryden wäre zu solchen athletischen Meisterleistungen körperlich in der Lage gewesen - trotz seiner bereits fast vierzig Jahre. Da er somit der letzte Verdächtige war, hatte Turner beschlossen, die Verhältnisse, in denen Bryden lebte, einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Vielleicht gab es da ja tatsächlich eine Verbindung zu dem scheinbar nicht zu fassenden Juwelendieb. Auf den ersten Blick wollte sich Turner allerdings nichts Ungewöhnliches offenbaren. Lord Bryden war wahrlich nicht arm, was er einigen erstklassigen Investitionen verdankte, die ihm über die Jahre einen beeindruckenden Profit eingebracht hatten. Der Mann trank nicht übermäßig, spielte nur zum Vergnügen und gewann dabei sogar einigermaßen oft. Früher hatte er den Ruf eines Draufgängers und Frauenhelden genossen, was keineswegs überraschend war - Bryden sah gut aus, durfte als vermögend gelten und besaß noch dazu einen Titel. Doch in den letzten beiden Jahren gab es nicht einmal mehr romantische Verstrickungen - was wahrscheinlich mit der Erkrankung seiner Mutter zu tun hatte.
    Man flüsterte sich zu, dass Lady Bryden vollkommen umnachtet sei. Turner hatte bisher nicht herausfinden können, ob diese Gerüchte der Wahrheit entsprachen. Jedenfalls hatte man sie schon seit einigen Jahren nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Denkbar, dass sie lediglich nicht zeigen wollte, dass das Alter auch bei ihr seine Spuren hinterließ und sie allein deshalb das Haus kaum noch verließ. Lord Bryden nahm im Gegensatz zur Mama recht regelmäßig an Gesellschaften teil - jede Gastgeberin schätzte sich glücklich, wenn er bei einem Dinner erschien, weil sie ihn dann einer unverheirateten Dame als Tischherrn an die Seite stellen

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