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Ort der Angst (German Edition)

Ort der Angst (German Edition)

Titel: Ort der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mala Wintar
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nach etwas, sagen wir mal, Soliderem!“ Ein dunkles Lachen kam aus seinem Mund.
    Am liebsten hätte sie ihm eine gescheuert. Trotzdem rührte sie sich nicht. Der Wunsch, Oliver eins auszuwischen, wurde immer stärker.
    „Wenn man es genau nimmt, haben wir unsere Trennung nie ausgesprochen!“
    Melanie drehte sich zu ihm. „Nach allem, was du dir geleistet hast, war das überflüssig!“
    „Lass mich dir einen Vorschlag machen“, begann Robert und strich mit den Handflächen über die Außenseiten ihrer Schenkel, wobei er ihren Rock nach oben schob. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus. Auf Höhe ihrer Hüften hielt Robert inne. „Ich sehe darüber hinweg, dass du was mit Oliver angefangen hast, ohne mit mir Schluss zu machen!“
    „Wie großzügig!“, höhnte sie leise.
    „Hmmm! Alles bleibt, wie bisher. Nur mit einem kleinen Unterschied. Wir frischen unsere alte Beziehung wieder auf.“ Seine Finger hakten sich in die hauchdünnen Bündchen ihres Strings ein und zogen ihn langsam herunter. Melanie unternahm nicht einmal den Versuch, Gegenwehr vorzutäuschen. Stattdessen erregte die Situation sie gleich auf mehrfache Weise; Robert begehrte sie noch immer und sie stand kurz davor, etwas Verbotenes zu tun, das ihr gleichzeitig die Möglichkeit verschaffte, sich an Oliver zu rächen. Perfekt!
    „Und Anna?“, hauchte Melanie und krallte ihre Nägel in seinen Rücken.
    „Schläft tief und fest!“

 
     
    Kapitel 19
     
    Miguel hockte auf dem geschlossenen Toilettendeckel im Bad und betastete sein Gesicht. Wie sollte er es anstellen? Bedächtig klappte er das alte Rasiermesser auseinander, das schon seinem Vater gehört hatte. Das Metall sah noch immer blank aus. Die Schneide näherte sich seinem Gesicht. Er überwand die letzten Zweifel und begann zu schneiden. Der eingerollte Waschlappen, den er sich zuvor zwischen die Zähne geschoben hatte, erstickte seinen Schrei. Miguel krümmte sich vor Pein. Trotzdem machte er weiter. Blutige Fetzen fielen herab und klatschten auf die Fliesen. Mit jedem Schnitt wuchs die Gewissheit, das Richtige zu tun und verwandelte den fast unmenschlichen Schmerz in ein bisher nicht gekanntes Hochgefühl. Noch einmal stach er zu. Tiefer diesmal. Endlich fand die Klinge Halt. Er benutzte sie wie einen Hebel, um das rechte Auge restlos aus der Höhlung zu ziehen. Seine Finger umschlossen die glitschige Kugel. Miguel zuckte ein weiteres Mal zusammen, als er den Sehnerv durchtrennte. Der nutzlos gewordenen Klumpen landete in der schmierigen Lache, die sich zu seinen Füßen gebildet hatte. Heftig sog Miguel die Luft ein und nahm den Lappen aus dem Mund. Seine Nasenflügel bebten. Prüfend fasste er in die frische Wunde. Dann neigte er den Kopf und setzte den runden Edelstein in die verwüstete Augenhöhle.
    Die Stimmen, welche er bisher nur als vages Flüstern vernehmen konnte, schickten ihm nun klare Worte. Und dann kamen die Bilder.
    Kinderfüße patschten herbei. Miguel hörte es nicht.
    „Papá?“
    „Ricardo!“ Agueda kam durch den Flur geeilt und nahm den Jungen bei der Hand. „Was hast du hier zu suchen?“
    Der Kleine fuhr sich über die Augen. „Ich habe Angst und kann nicht schlafen!“
    „Dafür gibt es keinen Grund! Husch, zurück ins Bett! Ich komme gleich und lese dir eine Geschichte vor“, sagte sie in milder Strenge und gab ihm einen Klaps. „Und danach schläfst du gefälligst!“, rief sie ihm nach.
    Ihr Mann wandte ihr noch immer den Rücken zu und regte sich nicht.
    „Schatz, ist alles in Ordnung?“ Agueda runzelte die Stirn und kam näher. Miguel zeigte keine Reaktion. Als sie die Hand auf seine Schulter legen wollte, sah sie das Blut auf dem Boden. Ihr Schrei gellte durchs Badezimmer. Miguel wandte den Kopf und blickte sie an.

 
     
    Kapitel 20
     
    „Du musst es so schnell wie möglich für mich zurückbringen! Versprich mir das!“ Paul Sandners Stimme war kaum mehr als ein heiseres Kratzen. Sein Kopf sackte kraftlos in das Kissen auf dem Matratzenlager. Oliver kniete neben ihm. Voller Bestürzung betrachtete er das verzweifelte Gesicht seines Vaters und nickte. Das schwache Licht der Lampe, die neben ihm auf dem Boden stand genügte, um seinen erbärmlichen Zustand sichtbar zu machen. Insekten schwirrten um die nackte Glühbirne und versengten sich.
    Der Arzt, der Paul Sandner nach seinem Zusammenbruch untersucht hatte, war so geistesgegenwärtig gewesen, Olivers Hotelnummer anzurufen. Der Bewusstlose hatte sie auf einem Zettel bei

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