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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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Mumie enthüllte. Während Scotland Yard verzweifelt
nach brauchbaren Spuren sucht, gehen Gerüchte um, sämtliche Mitglieder der
Expedition seien einem alten Fluch zum Opfer gefallen und müssten nun um ihr
Leben fürchten.
    Fortsetzung auf Seite 3.
    Newbury warf die Zeitung auf den Tisch und lachte laut auf, was
Mrs. Bradshaw, seine Haushälterin, zusammenzucken ließ. Beinahe hätte sie ganz
und gar die Tasse verfehlt, in die sie gerade Tee einschenkte. Ein Spritzer des
duftenden braunen Gebräus landete tatsächlich auf der Untertasse, was sie
offenbar in große Verlegenheit brachte. Newbury beäugte sie besorgt, als sie
sich das verschmutzte Porzellan schnappte und mit einem Schmollmund aus dem
Zimmer marschierte. Der Agent musste lächeln.
    Er nahm sich eine weitere Scheibe Toast und überflog noch einmal
kichernd die Titelseite der Zeitung. Purefoy hatte jedenfalls Wort gehalten.
Nachdem er gebeten worden war, keine Einzelheiten des Mordes preiszugeben und
weder Newbury noch Bainbridge namentlich zu nennen, hatte sich der Reporter
offenbar irgendeine aufregende Geschichte aus dem Ärmel geschüttelt, weil es
ihm an berichtenswerten Fakten mangelte. Newbury fragte sich, ob der junge Mann
nicht besser Romane schreiben sollte. Das Talent dazu besaß er zweifellos.
Allerdings ließ es sich auch beim Verkauf von Zeitungen nutzbringend einsetzen,
und außerdem musste Newbury zugeben, dass Purefoy ihm einen Gefallen getan
hatte. Wenigstens konnte die Öffentlichkeit jetzt über etwas Triviales und
Sensationelles tratschen, statt sich mit der beunruhigenden Tatsache
auseinanderzusetzen, dass in London ein abtrünniger Agent umging. Hätten an
diesem Morgen die wahren Einzelheiten des Falls auf der Titelseite gestanden,
dann wären er und Charles umgehend zur Königin zitiert worden und hätten
allerhand unangenehme Fragen über sich ergehen lassen müssen. So aber würden
die meisten Leser die Geschichte als übernatürlichen Unfug abtun und annehmen,
es sei einfach einer jener misslungenen Raubüberfälle gewesen, über die man
ohnehin jeden Tag etwas las. Purefoy hatte es Newbury und Charles ermöglicht,
die Ermittlungen ungehindert fortzusetzen. Der Agent nahm sich vor, sich bei
nächster Gelegenheit bei dem jungen Reporter zu bedanken.
    Newbury hatte sich am vergangenen Abend vor dem White Friar’s von
Charles verabschiedet und sich danach noch eine Weile in den Salon des Clubs
zurückgezogen, um die Gespräche und eine Pfeife zu genießen. Es war nicht sehr
spät geworden, denn nach dem anstrengenden Tag hatte er nicht die Absicht
gehabt, sich auch noch die Nacht um die Ohren zu schlagen. So war er beizeiten
in sein Haus in Chelsea zurückgekehrt und hatte gut neun Stunden
durchgeschlafen. Jetzt saß er im roten Morgenmantel am Frühstückstisch und
klaubte in den Resten des Festmahls herum. Er konnte sich stets darauf
verlassen, dass Mrs. Bradshaw für ein herzhaftes Frühstück sorgte, ganz egal,
zu welcher Tageszeit er es letzten Endes zu sich nahm.
    Newbury legte die Zeitung zur Seite und blickte auf das kleine
Silbertablett, auf dem Mrs. Bradshaw ihm zusammen mit dem Tee die Post gebracht
hatte. Gelangweilt sah er die Umschläge durch und ignorierte vorerst alles, was
nach Sendungen aus dem Ausland aussah. Er erwartete eine Reihe von Briefen aus
Venezuela, die sich um private Angelegenheiten seines verstorbenen Vaters
drehten, doch damit konnte er sich später befassen, wenn die Sache mit Ashford
zu Ende gebracht war. Ganz unten im Stapel fand er jedoch etwas, das ihm einen
erstaunten Ruf entlockte. Er zog den kleinen weißen Umschlag hervor, der mit
schwarzer Tinte beschriftet war. Die Handschrift war krakelig und unordentlich.
Ein großer, schmieriger Daumenabdruck zierte eine Ecke des sonst reinen
Umschlags, und er trug keine Briefmarke. Demnach hatte man ihn mit einem Kurier
geschickt.
    Newbury lehnte sich auf dem Stuhl zurück und riss den Umschlag mit
dem Fingernagel auf. Drinnen fand er ein kleines Blatt, das er aufklappte. Wie
erwartet, war es eine Antwort von seinem alten Freund Aldous Renwick, kaum
leserlich und verschmiert, weil Renwick nicht hatte warten wollen, bis die
Tinte getrocknet war. Er hielt den Zettel schräg vor das Fenster, um besser
lesen zu können.
    Â 
    Newbury,
    kommen Sie sofort in meine Werkstatt. Ich habe die
Informationen, die Sie

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