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Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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in seinem Körbchen
und hin und wieder, wenn Trude in ihrem Redefluss eine Pause einlegte, hörte man
das leise Knacken der Heizung. Sie saßen vor ihren Tassen, in denen der Tee dampfte,
das Getränk, das Trost und Geborgenheit in allen Lebenslagen schenkte, wie Trude
von ihren englischen Freunden gelernt hatte, und sie redete sich von der Seele,
was sie viel zu lange versteckt und verleugnet hatte und was die Ereignisse der
letzten Tage mit Macht an die Oberfläche gespült hatten.
    Sie begann bei ihrer so harmonischen
Ehe mit Gerhard, die sich nach dessen Tod als ein Luftschloss erwies und den Folgen
dieser Erkenntnis, das verlorene Kind, die Psychiatrie und beschrieb ihm ihren Irrtum,
all das einfach vergessen zu wollen, um es durch Nichterinnern ungeschehen zu machen.
Sie schilderte ihre zwiespältigen Gefühle, als Margot plötzlich auf dem Mühlenhof
auftauchte und kam schließlich zu dem Verdacht, den Betty in die Welt gesetzt hatte
und den mittlerweile zumindest ein Teil der Polizei gegen sie hegte. Sie griff nach
Franz’ Hand.
    »Es tut mir so leid, dass ich auch
nur einen Moment denken konnte, du hättest etwas mit Margots Tod zu tun, und ich
hoffe wirklich, du kannst mir diese Idiotie verzeihen!«
    Franz sah sie ruhig an, dann sagte
er:
    »Du hast böse Erfahrungen mit Menschen
aus deiner nahen Umgebung gemacht. So etwas habe ich nie erlebt. Insofern war dein
Verhalten mir gegenüber wahrscheinlich nur logisch …«
    Trude spürte, dass er ihren Vertrauensbruch
noch nicht ganz überwunden hatte, aber er versuchte zumindest ihre Beweggründe zu
verstehen.
    »Wahrscheinlich, nein – ach, ich
weiß nicht. Auf jeden Fall kann ich jetzt gut nachvollziehen, dass ich dich damit
sehr verletzt habe. Es ist ein solch absurdes Gefühl plötzlich in Verdacht zu geraten,
und bestimmt noch schlimmer, wenn es durch den Menschen geschieht, der dir am nächsten
steht. Schlimm genug, wenn die Polizei dir nicht glaubt. Nur du selbst weißt dann
noch, dass du es nicht gewesen sein kannst, und du bist damit sehr allein. Sie bleiben
immerzu misstrauisch und glauben nichts, was du sagst. Und langsam fängst du an,
an deiner eigenen Wahrnehmung zu zweifeln …«
    In der Erinnerung daran schüttelte
Trude langsam den Kopf.
    »Und dann habe ich Elsbeth erzählt,
dass ich verdächtigt werde und wenig später geht sie zur Polizei und macht diese
absolut lächerliche Selbstanzeige …«
    Trude schilderte Franz, was ihr
die Kommissare mitgeteilt hatten.
    »Ich bin überzeugt, dass sie nur
mir damit helfen wollte. Und nun ist sie selbst zum Opfer geworden …«
    Mit einem hörbaren Seufzer atmete
sie ein.
    »Natürlich fühle ich mich jetzt
auch irgendwie schuldig. Hätte ich doch nur mit Elsbeth über ihr verrücktes Schuldbekenntnis
reden können! Warum war ich nur so verdammt zurückhaltend und bin nicht einfach
hineingegangen, als sie auf mein Klopfen nicht öffnete? Bestimmt war sie da und
in Gefahr und vielleicht hätte ich ihr helfen können!«
    Das Teelicht unter dem Stövchen
war mittlerweile verglommen und die Reste des Getränks in den Tassen waren kalt.
    »Hör auf dich zu quälen, Trude!
Außer demjenigen, der Elsbeth das angetan hat, ist niemand schuldig an ihrem Tod.
Du hast dich verhalten, wie du dich immer verhalten hast. Warum soll es diesmal
falsch gewesen sein?«
    Franz streichelte beruhigend ihre
Hand.
    »Ich bin froh, dass du mir jetzt
all das erzählt hast. Wie muss dich diese Vergangenheit belastet haben! Du weißt,
ich bin kein Schnacker, aber vielleicht sollten wir grundsätzlich mehr miteinander
reden.«
    Trude nickte erleichtert und dankbar.
Franz war wirklich kein Freund vieler Worte und deshalb wusste sie den Wert dieses
Vorschlags erst recht zu schätzen. Und sie hatten den Anfang gemacht, das Urvertrauen
wieder zu gewinnen, das bisher immer zwischen ihnen geherrscht hatte. Die Uhr zeigte
halb vier, Franz erhob sich.
    »Komm, min Deern! Jetzt sollten
wir versuchen noch ein bisschen zu schlafen, bevor die Polizei hier mit ihrem Suchtrupp
anrückt.«
     
    Auch Georg Angermüller sah um halb vier auf seinen Wecker. Bestimmt
zum zwanzigsten Mal drehte er sich im Bett von einer Seite auf die andere und wurde
immer wacher. Obwohl er versuchte, an etwas anderes zu denken, stieg immer wieder
der Ärger über Jansen in ihm hoch. Jansen, dieser norddeutsche Sturkopp, der auch
nach Elsbeth Friedrichsens Tod immer noch glaubte, Trude Kampmann habe ihre Berliner
Freundin auf dem Gewissen. Er ging sogar so weit, an

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