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Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Kathrin!
    »Er will mich in den Wahnsinn treiben«, sagte Ann Kathrin. Weller ging nicht darauf ein. »Er duzt dich«, sagte er und streichelte ihre Haare. »Er glaubt, er hat eine Nähe zu dir. Oder er will sie zumindest aufbauen.« Dann stellte er klar: »Wir werden jetzt ein paar Kollegen wecken müssen. Wir brauchen das ganz große Besteck. Jede Laborratte, jeden Computerfachmann. Der Typ hat es auf dich abgesehen.«
    »Was will er von mir?«
    »Wahrscheinlich kennst du ihn, Ann.« Er griff zur Telefonstation, die neben ihrem Computer auf dem Schreibtisch stand, und hob das Handgerät heraus.
    »Bitte, gib mir zwei Minuten«, flehte sie. »Ich will mich anziehen. Ich kann jetzt unmöglich so … Außerdem werden alle merken, dass du hier geschlafen hast. Wir müssen sagen, dass du … «
    Er schüttelte den Kopf. »Was denn? Dass ich zufällig hier vorbeigekommen bin? Morgens um 2 Uhr zwanzig? Du am Computer gesessen und deine E-Mails gecheckt hast?«
    »Frank! Wenn die Kollegen in dieser Situation hereinkommen, dann weiß jeder … «
    »Das spielt jetzt überhaupt keine Rolle mehr, Ann. Außerdem weiß es sowieso jeder. Was denkst du? Die sind bei der Kripo. Rupert ist doch nicht blöd! Die zerreißen sich längst das Maul
über uns. Was glaubst du denn, warum Rupert in letzter Zeit so ekelhaft ist?« Weller beantwortete seine Frage selbst: »Weil
er
dich eigentlich flachlegen wollte, und jetzt sind
wir
beide ein Paar. Das wurmt ihn, ist doch klar.«
    »Na, danke«, fauchte Ann Kathrin. »Das ist genau das, was ich jetzt im Moment gebraucht hab!«
    Sie lief runter ins Schlafzimmer und zog sich eine Jeans an und ein T-Shirt. Als sei das Ganze ein offizieller Anlass, schlüpfte sie auch noch in ein schwarzes Jackett.
     
    Charlie Thiekötter und Ubbo Heide hatten beide keinen Dienst, doch sie waren noch vor den anderen Kollegen aus Aurich da. Charlie hatte sich seinen blauen Freizeitpullover, den seine Mutter vor vielen Jahren für ihn gestrickt hatte, über seinen Schlafanzug geworfen und war dann in die Jeans gestiegen. In seinen braunen Slippern war er barfuß, und unterm Pullover konnte Ann Kathrin den zerknautschten Kragen seines Schlafanzugs sehen.
    »Können wir das zurückverfolgen?«, fragte Ubbo Heide.
    Charlie schüttelte den Kopf. »Klar können wir das. Aber wenn er nur halb so gut ist, wie ich denke, endet es garantiert in einer Sackgasse.«
    Weller hatte die Fotos inzwischen mit Ann Kathrins Laserdrucker mehrfach kopiert. Ubbo Heide sah sich die Bilder mit einer Lupe an. Er winkte Ann Kathrin zu sich: »Erkennst du etwas darauf, das wir nicht sehen, Ann Kathrin? Jetzt brauchen wir genau so eine gute Idee wie die von der Bibliothek in Jever. Der Mann da lebt garantiert noch.«
    Jetzt kam Rupert. Er schlich so merkwürdig durchs Haus, sah neugierig in jede Ecke und machte Ann Kathrin damit wütend.
    »Der Mörder hat sich bestimmt nicht in meinem Kleiderschrank versteckt«, zischte sie ungehalten.
    »Wir könnten das Foto morgen früh schon im Frühstücksfernsehen haben. Irgendeiner wird den alten Mann sicherlich kennen.«
    Das Wort
Fernsehen
schnürte Ann Kathrin sofort den Hals zu. Ihr waren jetzt schon zu viele Leute in ihrem Haus. Sie stellte sich vor, wie das alles ausgebreitet werden würde. Der irre Mörder, der der Kommissarin eine Leiche vor die Tür legte und ihr Fotos vom nächsten Opfer schickte. Überall waren Hinweise für die Lösung des Falles, aber weil sie nicht klug genug waren, die Hinweise zu sehen, mussten immer mehr Leute sterben. Es war eine Art Kreuzworträtsel oder Sudoku. In jedem Mord lag bereits der Hinweis auf den nächsten.
    »Wir sollten das genau überlegen«, sagte Ubbo Heide. »Das sind nicht irgendwelche Passfotos. Der Mann da hat panische Angst. Wollt ihr, dass morgen jedes Kind diese Bilder sieht? Der Druck auf uns wird irrwitzig steigen, wenn wir das veröffentlichen.«
    Scharf fuhr Weller seinem Chef in die Parade: »Und wenn wir das nicht tun, werden nachher Typen Schlange stehen, die behaupten:
Wir hätten ihn auf den Fotos sofort erkannt. Er hätte gerettet werden können. Warum hat die Polizei uns nicht richtig informiert? Typisch Bullen. Stur. Blöd. Unbelehrbar. Echte Ostfriesen.
«
    Weller wollte die Flucht in die Öffentlichkeit, und auch Rupert lästerte: »Also, ich würde jetzt auch den Publikums-Joker spielen. Vielleicht weiß da draußen jemand mehr als wir?«
    So unangenehm Ann Kathrin das alles war – vielleicht hatten die zwei recht.
    »Er

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