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Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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    Herr Kerner verschränkte die Finger ineinander, und sein inneres Ringen spiegelte sich darin wider. »Natürlich ist das Ganze ein bisschen mysteriös. Aber wir hatten keinen wirklichen Grund, uns Gedanken zu machen. Herr Jansen wurde eigentlich nur zu einem Spaziergang abgeholt. Als er dann abends nicht nach Hause kam, erhielten wir einen Anruf, er sei mit seinem Neffen zu Verwandten ans Meer gefahren. Kein Grund für uns, uns Sorgen zu machen.«
    »Haben Sie den Anruf selbst entgegengenommen?«, fragte Ann Kathrin Klaasen. Er schüttelte den Kopf. Frau Weidhausen sagte: »Das war ich.«
    »Welche Telefonnummer ist angerufen worden?«
    »Wie meinen Sie das? Natürlich die von unserer Seniorenresidenz hier.«
    »Wann genau kam der Anruf?«
    Frau Weidhausen zuckte mit den Schultern.
    Ann Kathrin sah Weller nur an. Er hob die Hand.
    »Das muss sich zurückverfolgen lassen, Ann Kathrin. Haben wir gleich.«
    Weller nahm Frau Weidhausen am Arm und zog sie fast liebevoll von Ann Kathrin und Herrn Kerner weg. »Zeigen Sie mir mal Ihre Telefonanlage. Wo genau haben Sie den Anruf entgegengenommen, und wann genau war das? Das kann man doch bestimmt in Ihren Unterlagen genau nachvollziehen.«
    Ann Kathrin Klaasen zog ihr Handy, obwohl Abel draußen im Auto saß, nur ein paar Schritte von ihr entfernt, und wählte ihn an. »Abel, Arbeit für dich. Er war hier.«
    Herr Kerner sagte: »Ja, wenn ich Ihnen sonst noch irgendwie
… aber ich finde, also Sie sind mir jetzt auch eine Erklärung schuldig. Ich meine, worum geht es denn genau?«
    »Jemand hat Ihren Herrn Jansen entführt. Wenn wir ihn nicht sehr schnell finden, wird er ihn umbringen.«
    »Ja, aber warum denn? Das ist ein alter Mann und … «
    Ann Kathrin machte eine Geste, dass Herr Kerner schweigen sollte.
    »Ich glaube kaum, dass wir hier Fingerabdrücke finden, Abel. Aber immerhin haben die Leute ihn gesehen«, sagte sie ins Handy. »Ich brauche hier jemanden, der ein Phantombild macht. Sofort!«
    Sie klappte ihr Handy wieder zusammen. »Haben Sie den Herrn auch gesehen?«, fragte sie.
    Kerner wurde blass. Er musste sich setzen. »Nein. Natürlich nicht. O mein Gott, wenn das die Runde macht ... Was heißt das dann für unsere Seniorenresidenz? Für unseren Ruf? Wir haben hier siebzehn Arbeitsplätze.«
    Frau Weidhausen konnte sich nicht daran erinnern, dass der Mann Handschuhe getragen hatte. Das wäre ihr bei dem Wetter bestimmt aufgefallen.
    Die Chance, Fingerabdrücke zu finden, war groß. Abel ging sofort akribisch an die Arbeit.
    Rupert kam aus Aurich und brachte einen Laptop für die Erstellung eines Phantombildes mit. Was früher begabte Zeichner erledigt hatten, machte heute ein Computerprogramm mit Tausenden Gesichtsmerkmalen. Die Augen näher zusammen. Die Nase ein bisschen breiter. Das Kinn spitz zulaufend. Die Stirn höher. Alles kein Problem.
    Ann Kathrin Klaasen durchsuchte in der Zeit den Wohnraum von Heinrich Jansen. Sie fand ein dickes Fotoalbum. Es war aus Leder, an vielen Stellen schon brüchig. Das Album konnte eine wertvolle Hilfe sein.
    Heinrich Jansen als Offizier. Als Heimleiter mit seinem Personal.
Stolz standen sie vor dem Haus. Neben Jansen drei Frauen und zwei Männer. Das Foto war gut dreißig Jahre alt. Ann Kathrin Klaasen erkannte es an den Frisuren der Frauen und an den Kleiderstoffen. So hatte ihre Mutter in Ann Kathrins Kindheit ausgesehen.
    Sie sah sich die Gesichter der Frauen unter der Lupe an. Die eine hatte Ähnlichkeit mit Frau Orthner. Aber so etwas war schwer zu sagen. Als Ann Kathrin Frau Orthner gesehen hatte, war sie schon tot gewesen, und hier auf diesem Bild lachte das blühende Leben.
    Weller sah Ann Kathrin über die Schulter. Sie hörte seinen Magen knurren. »Wenn deine Theorie stimmt, und immer mehr spricht dafür, dann könnten Frau Orthner und Frau Landsknecht da neben ihm stehen.«
    »Schlimmer«, sagte Ann Kathrin. »Wir sehen hier möglicherweise sogar die nächsten Opfer.«
    Weller ahnte sofort, dass sie recht hatte. »Mist, dass er die Namen nicht unter die Bilder geschrieben hat.«
    »Ja, komisch«, erwiderte Ann Kathrin, »wo er doch sonst so ein ordentlicher Mensch war. Guck dich nur hier um. Alles wie mit dem Lineal gezogen.«
    Weller nickte. »Er konnte nicht wissen, dass er abgeholt werden würde, und hier ist alles wie geleckt. Meinst du, hier hat jemand nachträglich aufgeräumt?«
    »Nein. Ich denke, er war ordnungsliebend.«
    Ann Kathrin zupfte vorsichtig

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