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Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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dass dort jetzt jemand im Büro saß und auf einen Anruf wartete. Aber selbst wenn es ihnen gelänge, jetzt einen Verantwortlichen herauszuklingeln, hätten sie am Ende doch nur Zeit verloren. Wenn Heinrich Jansen das neue Opfer war, dann konnten unter Umständen wichtige Spuren in seinem Zimmer gefunden werden. Das sollte auf keinen Fall jemand vor der Spurensicherung betreten.
    Völlig verpennt und mit dem Gefühl, gleich einzuschlafen, trottete Abel von der Spusi hinter Ann Kathrin und Weller her.
     
    Susanne Möninghoff behielt ihren Laufrhythmus bei. Die dicken Eisenketten, die den Parkplatz begrenzten, übersprang sie als letzte Hürde vor ihrem Auto. Sie fragte sich, ob diese Ketten nur wie Ankerketten wirken sollten oder wirklich welche waren, die man hier eingebaut hatte, um dem Ort ein besonderes Flair zu geben.
    Sie öffnete ihre Autotür und setzte sich auf den Fahrersitz.
Beide Beine hielt sie noch auf der Straße. Sie dampfte. Sie öffnete den Reißverschluss ihrer Joggingjacke und freute sich auf die Dusche zu Hause.
    Sie konnte jetzt nicht sofort losfahren. Sie musste noch ein paar Minuten so sitzen und verschnaufen. Dass jetzt ein blauer Passat Kombi neben ihrem Wagen stand, interessierte sie nicht. Sie nickte dem Mann, als er die Kofferraumtür öffnete, sogar freundlich zu. Er nickte zurück.
    Dann sah sie zum Kiosk rüber. Dort hatte sie sich schon so manches Fischbrötchen geholt. Jetzt war dort noch geschlossen.
    Da stöhnte der Mann neben dem Kofferraum. Er war umgeknickt und hingefallen.
    »Ich glaube«, sagte er, »ich hab mir mein Bein gebrochen.«
    Später würde ihr dieser Satz noch oft in den Ohren klingeln.
    Es hörte sich nicht wirklich so an, als sei ihm etwas geschehen. Sie hätte stutzig werden müssen. Da hätte sie noch eine Chance gehabt, wegzukommen. Sie hätte die Autotür zuschlagen und den Wagen starten können.
    In den nächsten Stunden würde sie sich noch oft wünschen, sie hätte das getan. Dann wäre ihr Leben anders verlaufen. Aber das brave, hilfsbereite Mädchen in ihr, das sie früher mal gewesen war, tappte in die Falle.
    Sie ging zu ihm hin. Er krümmte sich auf dem Boden. Sie bückte sich und reichte ihm eine Hand. Er packte ihre Hand und im gleichen Moment machte eine Handschelle
Klick
. Dann sah sie das Messer.
    »Ein Wort von dir und du bist tot. Ich schlitz dich auf. Ehrenwort. Dreh dich um.«
    Sie tat es. Jetzt sah sie in die offene Ladefläche von seinem Passat. Es kam ihr vor, als würde sie in das geöffnete Maul eines Ungeheuers blicken.
    Die Spitze des Jagdmessers drückte sich in ihren Rücken.
    »Beide Hände nach hinten!«
    Sie tat fast mechanisch, was er wollte, und obwohl sie alles um sich herum mit besonderer Klarheit wahrnahm, weigerte sich etwas in ihr zu glauben, dass ihr gerade ein Unbekannter Handschellen anlegte. Das war ein Erlebnis außerhalb jeder bekannten Erfahrung. So etwas gab es in Filmen, aber doch nicht hier in Norddeich-Mole, mit dem Blick aufs Meer, auf die Krabbenkutter, die im Hafen schaukelten, und den Möwen, die zwischen den Autos herstolzierten wie Aushilfsparkwächter.
    Er durchsuchte ihre Taschen und fand das Handy. Es war ein Blackberry mit E-Mail-Funktion. Es war so schmal, er suchte die Batterien vergeblich und weil er auch den Akku nicht herausnehmen konnte, warf er das Handy auf den Boden und trat mehrfach darauf.
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Halt die Schnauze und steig in den Kofferraum!«
    Sie kam seiner Aufforderung diesmal nicht schnell genug nach und spürte sofort die Klinge. Dann lag sie mit angezogenen Knien auf der rechten Seite. Ihr Arm schmerzte sofort.
    Er klebte ihr den Mund zu und umwickelte mit dem gleichen Teppichband ihre Fußgelenke.
    Jetzt wurde Susanne Möninghoff panisch. Sie war noch abgehetzt vom Dauerlauf. Sie brauchte Luft. Sie hatte Angst, nicht genügend durch die Nase einatmen zu können. Sie atmete schwer ein und aus.
    Er warf eine Wolldecke über Susanne Möninghoff und knallte den Kofferraum zu. Dann trat er die Tür ihres blauen Polo zu, stieg in seinen Passat und startete den Wagen.
    Es war ein altes Auto, und der Motor klang nicht mehr sehr gesund. Er fuhr den Wagen viel zu hochtourig. Erst wenn der Motor gequält aufheulte, schaltete er in den nächsthöheren Gang.
    Mit der Wolldecke über sich fiel ihr das Atmen noch schwerer.
Sie versuchte, sich freizustrampeln. Es gelang ihr, den Kopf aus der Decke hochzurecken. Sie brüllte aus Leibeskräften, obwohl kaum ein Ton aus dem

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