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Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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über unseren Sohn sprechen willst, über diese Wahnsinnsaktion im Bahnhof von Hannover. Und was das für uns bedeutet. Aber nein, aber nein, der Herr ruft an, weil er seine Freundin sucht!«
    »Und ich hatte gehofft, du würdest mir helfen. Gibt es denn bei euch überhaupt keinen vernünftig denkenden Menschen mehr? Die Polizei ist doch für die Bürger da und nicht umgekehrt! Ihr seid doch keine Privatarmee, ihr werdet von Steuergeldern bezahlt!«
    »Ja, das stimmt. Du beteiligst dich allerdings nicht wirklich
daran. Wir wissen doch beide, dass du nicht mal die Hälfte deiner Klientinnen ordentlich angibst.«
    »Ann Kathrin, bitte! Können wir denn nicht wie zwei vernünftige Menschen … «
    Jetzt entdeckte Ann Kathrin den Krimifan. Er lächelte ihr zu und zeigte ihr den erhobenen Daumen.
    »Lass dir nichts gefallen, Mädchen«, sagte er.
    Sie hätte seine Tochter sein können, wenn nicht sogar sein Enkelkind. Er mochte es, wie der Wind mit ihren Haaren spielte und wie viel Abwechslung sie in seinen Tag brachte. Er hielt zu ihr. Ganz klar.
    »Wir haben alle ein paar grässliche Tage hinter uns. Es gibt hier wirklich grauenhafte Kriminalfälle. Bitte lass mich jetzt einfach in Ruhe. Ich brauche all meine Aufmerksamkeit für die Ermittlungen. Es geht hier um Leben und Tod. Vielleicht können wir noch einen Menschen retten, wenn wir … «
    »Was meinst du, worum es bei mir geht, wenn ich magersüchtige Mädchen behandle? Es sind immer ganz existenzielle Themen. Es geht immer um Leben und Tod. Und glaub mir, jetzt bei Susanne, ist das auch so. Ich spüre das, Ann. Ich spüre das! Es geht um ihr Leben!«
    »Hast du es schon mal über eine Handyortung versucht? Das können heute sogar Privatpersonen. Ist gar kein Problem. Es gibt dafür im Internet extra … «
    »Hab ich längst gemacht. Ihr Handy ist nicht an, und sie hatte es immer an.«
    »Dann hat sie es jetzt eben ausgeschaltet. Schick mir eine SMS , wenn sie wieder da ist. Und schöne Grüße. Ich kann verstehen, dass man von dir mal ne Pause braucht.«
    Sie klappte ihr Handy zu.
    »Man darf sich nicht alles gefallen lassen!«, rief der alte Mann hinter ihr her. »Das sag ich meinen Töchtern auch immer! Aber die lassen sich von ihren Männern unterbuttern!«
    Ann Kathrin drehte sich noch einmal um und winkte ihm. Dann ging sie zurück in das Zimmer von Heinrich Jansen.
    Weller hatte alle Namen durchgegeben, die auf den Tagebüchern standen. Es waren hunderteinundachtzig. Sie beschlagnahmten diesen merkwürdigen Fund und nahmen alles mit.
    Frau Orthner, dachte Ann Kathrin, hat den im Heim geübten Erziehungsstil auf ihre Tochter übertragen. Kein Wunder, dass die Gute ihr Leben lang in psychiatrischer Behandlung war und jetzt noch nicht damit fertig wird. Und kein Wunder, dass jemand durchdrehte.
    Sie hatte Mühe, in Heinrich Jansen einfach nur das Opfer zu sehen. Irgendwie hatte er das Monster geschaffen, das ihn jetzt zerfleischen wollte.
    Ann Kathrin hing diesen Gedanken im Auto weiter nach. Da fragte Weller: »Was ist denn, wenn mehrere Leute zusammenarbeiten?«
    »Wie meinst du das?«
    »Nun, wir haben es hier nicht mit irgendeinem Psychopathen zu tun, der zur Befriedigung seines abartigen Sexualtriebes Menschen umbringt. Das hier ist eher eine Art Feldzug. Eine Rache. Es kommt mir vor wie der Versuch, etwas, das aus der Ordnung geraten ist, wieder hinzubiegen, weißt du?«
    »Du meinst, diese Leute haben eine Selbsthilfegruppe gegründet, und daraus ist dann ein Killerkommando hervorgegangen?«, fragte Ann Kathrin.
    »Du formulierst es auf den Punkt, Ann.«
    »Kann das einer alleine überhaupt schaffen? Die Leute müssen ausspioniert werden, dann werden sie festgehalten. Das Risiko, entdeckt zu werden, ist sehr groß. Wenn aber die Verwandten mit den Tätern zusammenarbeiten … «
    »Du meinst, wenn er zum Beispiel alle Informationen von Frau Kühlberg bekommt bezüglich ihrer Mutter und dann freie Hand hat? Dann schlägt er zu?«
    »Als Risikofaktor bleibt natürlich immer dieses brave Enkelkind. Dieser Bastian Kühlberg mit den scharfen Fotos.«
    »Vielleicht haben die Eltern ihn ja für ein paar Tage weggeschickt, damit die Aktion in Ruhe durchgeführt werden konnte.«
    Weller überprüfte das augenblicklich per Handy. Er rief bei Bastian Kühlberg an. Und tatsächlich. Der Junge hatte von seinen Eltern eine Reise zu einer Fotoausstellung nach Paris geschenkt bekommen. Er kam einen Tag früher zurück als erwartet. Und an dem Tag wurde auch bereits die

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