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Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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hatten. Er begann mit dem Hausmeister. Den Chef, Heinrich Jansen, hob er sich natürlich bis zum Schluss auf. Er fuhr zunächst nach Essen. Es war ungefährlich für ihn, weit weg von zu Hause. Wer sollte ihn hier mit dem Mord in Verbindung bringen? Falls überhaupt jemand merkte, dass es ein Mord war. Wahrscheinlich hat er danach die Zeitungen gelesen und fand nur eine kurze Notiz, dass ein Rentner vor seiner Wohnung überfahren worden war. So arbeitete er sich langsam weiter vor. Bis er endlich bei den Letzten auf seiner Liste ankam. Und ich wette, er wohnt ganz in ihrer Nähe.«
    Noch während Ann Kathrin sprach, erschienen auf Ubbo Heides Computer die Namen und Adressen der ersten Heimzöglinge.
    Staatsanwalt Scherer äffte jetzt Ann Kathrin nach: »Ich könnte mir vorstellen … ich glaube … ich stelle mir vor … Die Kriminalistik ist eine exakte Wissenschaft! Wir arbeiten mit überprüfbaren Daten und Fakten. Alles muss verifizierbar sein und … «
    Mit starrem Blick auf den Bildschirm klatschte Ubbo Heide in die Hände: »Bingo! Greetsiel!«
    Sofort fanden sie sich alle zu einer Traube vor seinem Computerbildschirm zusammen. Endlich hatten sie einen Namen: Thomas Hagemann. Wohnhaft in Greetsiel.
    »Jetzt darf uns nicht mehr der geringste Fehler unterlaufen«, kommandierte Ubbo Heide, und selbst Scherer zeigte sich beeindruckt. Aber er hatte natürlich auch gleich einen Einwand:
»Dieser Thomas Hagemann ist nur möglicherweise der Täter. Vielleicht haben wir es hier aber auch bloß mit einem Menschen zu tun, der im Leben viel Leid erfahren hat und jetzt versucht, ein anständiges Leben zu führen. Sie können nicht alle Menschen unter einen Generalverdacht stellen, die mal in einem Heim … «
    Er war bereits alleine im Zimmer. Die anderen rannten los, um die nötigen Schritte zu veranlassen. Offensichtlich wusste jeder genau, was er zu tun hatte.
    Einerseits wollte Scherer zurück in seine Dienststelle, um sich dem Aktenstudium zu widmen, andererseits wäre er jetzt gern dabei gewesen. Er wollte das erste Verhör nicht aus den Akten kennenlernen. Er wollte es miterleben.
    Er kannte das gar nicht von sich. Erwachte da gerade so etwas wie sein Jagdinstinkt?
     
    Ihr Stolz war noch nicht gebrochen. Sie wimmerte und flehte noch nicht. Sie war weit davon entfernt, sich zu unterwerfen. Im Gegenteil. Sie drohte ihm, beschimpfte ihn. Das Ganze werde ein Nachspiel für ihn haben, schrie sie.
    Er flüsterte: »Du hast noch nicht begriffen, in welcher Situation du dich befindest.«
    Er zerrte sie wortlos in die Zelle von Heinrich Jansen. Dort warf er sie um. Sie landete wie ein Sack Kartoffeln auf dem Boden. Vor ihrem Gesicht lag eine tennisballgroße Staubflocke, in der Haare und Spinnweben zusammenklebten.
    Als sie Heinrich Jansen sah, wurde ihr klar, dass ihr Entführer noch viel verrückter war, als sie gedacht hatte. Das Ganze hier hatte monströse Ausmaße. Sie war nicht das einzige Opfer.
    Es roch nach Fäulnis und Schimmel, nach alten Kartoffeln und menschlicher Notdurft. In all dem Dreck machte der Raum einen schrecklich aufgeräumten Eindruck. Es gab einen Schreibtisch, auf dem drei dicke weiße Kerzen standen und Licht spendeten.
    Sie stellte sich vor, dass die Kerzen aus einer Kirche gestohlen worden waren.
    Eine Reitgerte und ein Rohrstock lagen exakt parallel nebeneinander auf dem Schreibtisch, wie Ersatz für fehlendes Schreibwerkzeug.
    Er riss mit einem Ruck das Teppichklebeband von Heinrich Jansens Mund. Für einen Moment fürchtete er, sein alter Erzieher würde schlappmachen. Das hätte er schade gefunden.
    Er flößte ihm Wasser ein. Dann sagte er: »Darf ich vorstellen, Frau Möninghoff? Das ist mein alter Lehrmeister Heinrich Jansen.«
    Jansen stöhnte und japste nach Luft.
    Um Gottes willen, dachte Susanne Möninghoff, er weiß meinen Namen. Er hat mich nicht einfach auf dem Parkplatz aufgegriffen, weil ich gerade da war. Er will mich nicht einfach vergewaltigen. Er hat einen Plan. Er hat mich gezielt ausgesucht.
    »Ich habe Ihnen doch nichts getan«, jammerte sie. »Ich kenne Sie überhaupt nicht.«
    Nun stellte er sie seinem alten Lehrer vor: »Das da ist ein ungezogenes kleines Mädchen. Ein richtiges Flittchen. Sie hat einer Frau den Ehemann weggenommen. Sie hat ihn verführt. Sie hat mit ihrem Hintern so lange vor seiner Nase herumgewackelt, bis ihr Mösenduft ihn ganz verrückt gemacht hat. War es so?«, fragte er Susanne Möninghoff.
    Sie raffte sich so weit auf, dass sie jetzt

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