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Ostfriesenblut

Ostfriesenblut

Titel: Ostfriesenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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irgendwie würde es auch Sinn machen. Er hat ihren Namen gehört. Er hat meine Wut auf sie erlebt. Du hast selbst gesagt, wir wissen nicht, wie lange mein Zuhause schon eine Kinobühne für ihn ist.«
    Kinobühne, dachte Weller. Komisches Wort.
    »Egal, was du vorhast«, sagte er. »Ich werde auf jeden Fall morgen früh bei dir sein.«
    Sie schüttelte den Kopf. »O nein. Wirst du nicht. Das mache ich alleine. Du wirst morgen pünktlich im Büro sein, und dann werten wir alles aus, was unsere Spusi herausgefunden hat.«
    »Viel kann es ja nicht sein«, spottete Weller, und immer noch schwang Eifersucht in seiner Stimme. Er wollte diese Frau nicht wieder verlieren. Auf gar keinen Fall.
     
    Ich darf nichts Falsches schreiben, dachte Susanne Möninghoff, nichts Falsches. Noch zitterte ihre rechte Hand so sehr, dass sie die Spitze des Bleistifts nicht auf dem Papier halten konnte. Sie presste die linierte chinesische Kladde auf ihre Knie. Dann nahm sie die linke Hand und legte sie auf die rechte, in der Hoffnung, den Bleistift still halten zu können.
    Was will er hören, dachte sie. Ich werde alles schreiben, alles, was er will. Hauptsache, er ist zufrieden. Wenn er zufrieden ist, tut er mir nichts. Ich darf ihn nicht wütend machen. In seiner Wut ist er unberechenbar. Er weiß, dass ich mit Hero zusammen bin. Ich muss das gestehen. Wahrscheinlich wird ihn das total sauer machen. Aber er weiß es sowieso. Was will er lesen? Dass ich ihn verführt habe oder er mich? Was wird ihn sanft stimmen und was wütend machen?
    Plötzlich wusste sie, dass er es ihr nicht so leicht machen würde. Er würde es keineswegs lesen.
    O Gott, dachte sie. Ich schreibe so schrecklich, ich kann meine eigene Schrift kaum entziffern. Er wird ausflippen, wenn er das sieht. Er wird von mir verlangen, es ihm vorzulesen.
    Sie begann, sich zum Opfer zu machen. Zu Heros Opfer.
    Zunächst wusste sie, dass es eine Lüge war, doch dann wurde die Lüge immer süßer. Sie erkannte zunehmend Wahrheit in der Lüge. Ja, nicht sie hatte ihn verführt, sondern er sie. Natürlich!
Und dabei war er so geschickt gewesen, dass sie sogar geglaubt hatte, sie sei die Aktive gewesen. Er war Psychologe. Er hatte seine Kunst genutzt. Er wusste, wie man Menschen manipulierte. Und sie war einfach nur auf ihn hereingefallen. Auf ihn, den verheirateten Mann.
    Sie konnte jetzt besser schreiben. Mit ihrer Atmung wurden auch ihre Finger ruhiger. Doch dann stockte sie. Wenn ich jetzt Hero belaste, dachte sie, wird er mich dann freilassen und sich Hero schnappen? Weiß die verrückte Kuh überhaupt, wen sie da auf uns losgelassen hat? Oder hat sie es zwar veranlasst, aber jetzt läuft ihr die ganze Geschichte aus dem Ruder? Vielleicht, so hoffte sie, lässt sich die Geschichte ja auch so drehen, dass Ann Kathrin am Ende den Schwarzen Peter bekommt.
    Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Sie wusste nur eins: Sie wollte hier nicht den Sündenbock spielen. Sie wollte nur noch raus aus dieser Situation. Egal, um welchen Preis.
     
    Ann Kathrin hatte nackt neben Weller geschlafen. Eigentlich war es nur ein Bett für eine Person, doch sie hatten sich wohl gefühlt, sich immer wieder aneinandergekuschelt. Mal schlief ihr Arm ein, mal ihr Bein, weil er sich immer wieder auf sie legte.
    Die ganze Nacht über war das Fenster offen. Irgendwann wurde der kühle Luftzug zu kühl, und ab dann kämpften sie miteinander um die kurze Decke.
    Sie ließ sich durch ihr Handy wecken. Sie hatte dafür extra einen Klingelton gewählt. Es war das Muhen einer Kuh. Schon beim allerersten »Muh« schaltete sie das Handy aus und ging ins Bad.
    Frank Weller war wach geworden, obwohl sie sich im Bad ganz leise bewegte. Sie putzte sich mit seiner Zahnbürste die Zähne, duschte nicht, klatschte sich aber ein bisschen Wasser ins Gesicht.
    Als sie aus dem Bad kam, stand er bereits angezogen vor ihr. »Es geht los.«
    Sie schüttelte den Kopf. »O nein. Ich hatte dir doch gesagt, ich mach das alleine.«
    »Warum?«, fragte er. »Vielleicht wird es gefährlich.«
    »Ich brauche keinen Beschützer. Ich treffe meinen Mann. Meinen Exmann, wenn du es genau wissen willst. Und ich suche mit ihm seine Geliebte. Ja, so lächerlich das alles klingt, genau das werde ich tun. Bitte mach es mir nicht schwerer, als es ist. Ich weiß nicht, wie ich Hero jetzt unter die Augen treten soll. Wir werden uns beide grässlich fühlen. Aber wenn Thomas Hagemann sie hat, dann braucht sie jetzt verdammt nochmal unsere

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