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Ostfriesengrab

Ostfriesengrab

Titel: Ostfriesengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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nach Ostfriesland zurückkamen, der frühest mögliche, um in Erfahrung zu bringen, ob Heiner Zimmermann gelogen hatte.
     
    Ann Kathrin klopfte im Garten mit dem Spaten einen Maulwurfshügel platt. Es gab drei weitere um den Birnbaum herum und einen bei den Tulpen. Dieser Maulwurf führte seit einiger Zeit eine Art Kleinkrieg gegen sie.
    »Zeig dich!«, rief sie und legte ihre ganze Wut in die Arbeit mit dem Spaten. Dabei biss sie sich die Oberlippe blutig.
    Dann warf sie den Spaten in die Hecke und lief ins Haus zurück. Sie rief Frank Weller an.
    »Hallo, Ann, wie geht’s dir? Ich kann jetzt nicht viel reden, wir sind gerade mitten im Stress. Du kannst dir ja vorstellen, was hier los ist.«
    Sie flüsterte und kam sich blöd dabei vor. »Frank, wenn ich irgendetwas tun kann, gib mir Bescheid. Es muss ja keiner erfahren. Ich kann dir zuarbeiten. Ich halte es nicht aus, hier zu Hause untätig … «
    Sie fand, dass er viel zu laut antwortete, und hatte das Gefühl, dass er nicht nur in sein Handy sprach, sondern gleichzeitig zu den versammelten Kollegen. »Wir haben hier die volle Unterstützung von zweiundsechzig Kollegen. Es ist eine Sonderkommission eingerichtet worden. Die SOKO Friseur. Glaub mir, Ann, wir kriegen ihn. Gegen dieses Aufgebot an Spezialisten hat er keine Chance. Seitdem ein Foto in den Nachrichten war, gehen hier laufend neue Hinweise aus der Bevölkerung ein.«
    »Das Foto war in den Nachrichten?«
    »Na ja, zuerst nur im Internet. Aber es hatte fast dreihunderttausend Anklicker. Es wurde weiter verschickt und – du weißt ja, wie schnell sich so etwas verbreitet.«
    »Wie viele Hinweise habt ihr?«
    »Ich weiß nicht. Ein paar Tausend.«
    »Frank, du weißt genau, dass man, um einem einzigen Hinweis sinnvoll nachzugehen, einen Kollegen für einen ganzen Tag beschäftigen muss. Eine SOKO von zweiundsechzig klingt gut.
Aber bis die alle Tipps und Hinweise durchgearbeitet haben, vergehen Wochen. Gib mir eine Liste und ich … «
    »Nein, Ann. Tut mir leid, aber ich habe klare Anweisungen. Ubbo will dich unbedingt aus der Schusslinie halten.«
    »Warte, warte, leg nicht auf, Frank. Bitte. Was ist mit Heiner Zimmermann?«
    »Er hat für die Tatzeit ein Alibi. Nicht besonders toll, aber … «
    »Wo war er?«
    »In Sande bei seiner dementen Mutter. Er versorgt sie gemeinsam mit einem Pflegedienst. Zu den vereinbarten Zeiten war er da. Die Mitarbeiter vom Pflegedienst konnten die Übergabe der Mutter an ihn bestätigen.«
    »Und sie selbst?«
    »Ich glaube, Ann, dass sie als Zeugin nichts taugt. Sie könnte mich vermutlich von ihrem Sohn nicht unterscheiden.«
    »Das klingt nicht nach einem bombensicheren Alibi.«
    »Nein. Er hätte von Norderney aus stündlich mit der Fähre rüberfahren können, und bis Sande ist es nur ein Katzensprung. Er kann mehrmals am Tag hin- und hergefahren sein, aber dafür gibt es keine Anhaltspunkte. Wir haben das ganze Haus nach DNA -Spuren von Verena Glück untersucht. Es liegen noch nicht alle Ergebnisse vor, aber sie war vermutlich weder in seinem Haus an der Norddeicher Straße noch in dem seiner Mutter.«
    Ann Kathrin atmete erleichtert auf.
    »Er war es nicht, Frank. Selbst wenn alles gegen ihn sprechen würde. Er hat sich mir gegenüber benommen wie ein perfekter Gentleman. Ganz im Gegensatz zu den Rambos, mit denen ihr das Haus gestürmt habt. Da habe ich noch mit einigen ein Hühnchen zu rupfen. Den Baumüller knöpfe ich mir noch persönlich vor. Mit dem bin ich noch lange nicht fertig.«
    Weller schluckte. Er spürte einen Stich Eifersucht. War sie von Zimmermann genauso beeindruckt wie die anderen Frauen,
die er gemalt hatte? Hatte sein Freund versucht, sich an sie heranzumachen, so wie er es offensichtlich bei seiner Exfrau Renate getan hatte?
    »Wir sollten uns ganz auf Meuling konzentrieren. Er hat den ersten Mord begangen, um seine Erpressungsgeschichten zu vertuschen, und den zweiten, um uns hinter einem wahnsinnigen Serienkiller herzujagen, damit er selber entlastet wird.«
    »Ich glaube gar nicht, dass er so raffiniert ist«, sagte Ann Kathrin.
    »Was denn sonst?«
    »Ich glaube, dass er einfach ein wahnsinniger Serienkiller ist. Ich weiß nicht, wie es begonnen hat. Aber er hat Spaß daran gefunden. Die nächste Leiche wird im Wasser liegen, Frank. Und dann wird eine brennen. Vielleicht ändert er auch die Reihenfolge. Das weiß ich nicht. Aber er bildet die vier Elemente nach. Luft. Erde. Wasser. Feuer. Warum auch immer.«
    »Ich muss jetzt, Ann.

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