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Ostseeliebe

Ostseeliebe

Titel: Ostseeliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Jaskulla
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hat Johannsen gesagt, und da hat er verdammt noch mal recht gehabt.«
    »Malte ist eigentlich Kapitän«, sagte Mady Runge eifrig, die bis jetzt nur zugehört hatte. »Er hat für die große Seereederei in Rostock die Reparaturschiffe gesteuert...«
    »Genau!« unterbrach sie Renate, »und all das hat Johannsen den Karierten erzählt und die gefragt, was sie denn für einen wie Malte zu tun hätten.«
    »Und Malte war richtig wütend zuerst« - das war wieder Mady Runge, die sich ihr Thema nicht abspenstig machen lassen wollte. »Aber er war auch schon neugierig, das konnte ich sehen. Denn ich weiß ja, wie ihn das nervt, immer nur knauserigen Wandertouristen Ragout fin zu servieren …«
    »...das hieß früher übrigens Würzfleisch und hat nur ein Drittel gekostet!« - Renate ließ sich nicht so schnell das Ruder aus der Hand nehmen.
    »Los, bitte, weiter...« Julia war schon erbärmlich heiß, aber sie wollte den Rest der Geschichte hören.
    Renate und Mady musterten sich nicht allzu freundlich, dann senkte Mady den Blick. Aber schon redete eine andere - Lisa.
    »Einer der drei hat Malte gefragt, was er denn studiert hat. Weißt du, in so’nem richtigen Wessi-Ton, daß man gleich merkt, er erwartet eh nix Gutes. Und Malte, Malte haßt diesen abfälligen Ton ganz besonders. Den kennt er von den Ragout-fin-Touristen, wenn sie dann doch mal nach dem DDR-System fragen. Immerhin hat Malte noch ganz freundlich gesagt, daß er Schiffsingenieur studiert hat.
Tja, und dann haben diese... diese... Herren doch wirklich vorgeschlagen, daß Malte auf so einem kleinen, künstlichen Badesee die Gäste des Golaparks herumschippern sollte. So als Extra-Attraktion, ein echter Kapitän.«
    O weh, Julia ahnte, was passiert war. Die drei Karierten hatten nichts von Kapitänsehre wissen können. Und nichts davon, daß noch jede Hilfskraft auf dem kleinsten Schiff der berühmten »Neuen Flotte« nie und nimmer auf einem x-beliebigen Ausflugsdampfer Dienst getan hätte. Hier ging es um Beförderung, ehrliche, schnörkellose Beförderung von Menschen und Materialien. Die Leute auf den Inseln waren auf diese Transporte angewiesen. Klar, gönnte man sich auch einmal einen Ausflug! Aber so etwas zu vergleichen mit dem Herumschippern auf einem künstlichen Tümpel …
    Und dann hatte irgend jemand noch gewitzelt, daß Malte patentierter Badewannen-Kapitän würde - exakt der Satz, der nicht hätte fallen dürfen, meinten die Frauen in der Sauna übereinstimmend und konnten sich nicht einigen, wer ihn wohl gesagt haben mochte. Malte jedenfalls stürzte sich auf den vermeintlichen Zwischenrufer, wurde unterwegs aufgehalten von einem Besonnenen, aber nur kurz. Er riß sich los, und unterdessen waren ihm zwei, drei von der alten Werft zu Hilfe geeilt. Erika erzählte, wie irgend jemand seine Faust präzise auf dem Kinn des Dicken plazierte, als der zum ungefähr achten Mal »Aber meine Herren!« rufen wollte. Ein allgemeines Tohuwabohu setzte ein. Die Jugendlichen flüchteten von der Theke weg, Frauen kreischten, Mady Runge rief mit gellender Stimme nach Malte, woraufhin Jörg sie ohrfeigte. Mady schlug zurück. Renate versuchte, ihren Nachbarn von der Rauferei abzuhalten, und bekam einen Hieb mit dem Ellenbogen ab. Geschrei, Gepolter, die ersten Stühle wurden geworfen. Der von Kathi alarmierte Wirt eilte herbei und rang verzweifelt die Hände. Lisa hatte als einzige den Überblick behalten,
sofort resolut nach ihrer Handtasche gegriffen, ihrer Nachbarin auffordernd zugenickt, und die beiden Frauen verlie ßen würdevoll den Saal, scheinbar unbeeindruckt von dem Handgemenge ringsum. Hilda Minarek rannte hinterher, die Verzweiflung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Sie hat gemeint, das wär eine Riesenblamage«, beendete Renate die Geschichte.
    »Für wen?« fragte Lisa nur trocken zurück. »Kinder, ich verdampfe, ich geh schon mal...« Julia folgte ihr nach drau ßen. Im Hinausgehen sah sie, daß Mady Runge ihr Gesicht abwandte. Im Vorraum fönten sich Biggi und die Mausbraune gegenseitig die Haare. Lisa hatte unterdessen nach einem großen Holzeimer gegriffen, hievte ihn über ihren Kopf und übergoß sich prustend mit einem Schwall eiskalten Wassers. Julia sprang zur Seite. Lisa watschelte davon, die Haut tiefrot, den Kopf hoch erhoben. »Ich lasse mir doch kein X für ein U vormachen!« Sie knurrte noch immer. Aus dem Ruheraum drang bald tiefes Schnarchen und der schwere Geruch von Lavendel.

    Julia kletterte zögernd ins Tauchbecken

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