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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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den Hals voller Meerwasser bekam. Prustend kam er an die Oberfläche.
    »Orlando!« kreischte Fredericks. »Was zum Teufel machst du da?«
    Er klammerte sich mit einer Hand an das Floß, damit er Orlandos - Thargors – lange schwarze Haare fest im Griff behalten konnte.
    Jetzt tritt keiner mehr, dachte Orlando traurig. Er spuckte Salzwasser und konnte mit Mühe und Not einen Hustenanfall verhindern. Es nützt überhaupt nichts.
    »Ich bin … ich kann einfach nicht mehr«, sagte er laut.
    »Halt dich am Floß fest«, befahl Fredericks. »Halt dich am Floß fest!«
    Orlando gehorchte, aber Fredericks ließ ihn trotzdem nicht los. Eine Weile trieben sie einfach Seite an Seite dahin. Das Floß stieg und fiel mit den Wellen. Bis auf den stechenden Schmerz an seiner Kopfhaut hatte sich nichts geändert.
    Auch Fredericks hatte einen Mundvoll Meerwasser abbekommen. Seine Nase lief, seine Augen waren rotgerändert. »Du wirst dich nicht drücken. Nein, das wirst du nicht!«
    Orlando brachte eben genug Kraft auf, um den Kopf zu schütteln. »Ich kann nicht…«
    »Du kannst nicht? Du verdumpfter Saftsack, du hast mir wegen dieser verdammten Scheißstadt das Leben zur Hölle gemacht! Da hast du sie jetzt! Und du willst einfach aufgeben?«
    »Ich bin krank…«
    »Na und? O ja, o ja, echt traurig und so. Du hast irgendeine abartige Krankheit. Aber da ist der Ort, wo du hinwolltest. Du hast davon geträumt. Es ist praktisch das einzige, woran dir was liegt. Also entweder hilfst du mir, an den Strand da zu kommen, oder ich werd dich abschleppen, wie ich es in dem dämlichen Schwimmkurs gelernt hab, und dann ertrinken wir alle beide, fünfhundert Meter von deiner verdammten Stadt entfernt. Du elender Feigling!« Fredericks schnaufte so angestrengt, daß er kaum zu Ende sprechen konnte. Er hing bis zum Hals im Wasser an dem schaukelnden Floß und funkelte ihn böse an.
    Orlando fand es irgendwie amüsant, daß jemand wegen einer Lappalie wie dem Unterschied zwischen Weiterschwimmen und Untergehen so in Wallung geraten konnte, aber er empfand auch eine leichte Verärgerung darüber, daß Fredericks – Fredericks! – ihn einen Feigling nannte.
    »Du willst, daß ich dir helfe? Ist es das, was ich tun soll?«
    »Nein, du sollst das tun, was dir dermaßen wichtig war, daß du mich in diese verdumpfte, idiotische Fen-fen reingeritten hast.«
    Wieder fand er es leichter, zu schwimmen als zu streiten. Außerdem hielt Fredericks ihn immer noch an den Haaren, so daß Orlandos Kopf in einem unangenehmen Winkel abgeknickt war.
    »Okay. Laß los.«
    »Keine Tricks?«
    Orlando schüttelte müde den Kopf. Da will man einem ’nen Gefallen tun…
    Die Brust an den Floßrand gedrückt, fingen sie wieder an zu treten.
     
    Die Sonne stand sehr niedrig am Himmel, und ein kühler Wind setzte den Wellen Schaumkronen auf, als sie endlich an der ersten Buhne vorbei und aus der Querströmung heraus waren. Nach einer kurzen Erholungspause ließ Fredericks Orlando auf das eingesunkene Floß steigen und mit den Händen paddeln, während er selbst weiter Außenbordmotor spielte.
    Als sie die zweite Buhne erreichten, waren sie schon nicht mehr allein, sondern lediglich das kleinste Fahrzeug in der Hafeneinfahrt.
    Andere Boote, manche offensichtlich mit Motoren ausgerüstet, andere mit windgeblähten Segeln, waren nach der Arbeit des Tages auf dem Heimweg und brachten beim Überholen mit ihrem Kielwasser das Floß bedenklich zum Schaukeln. Orlando stieg ins Wasser zurück.
    Über ihnen und ringsherum gingen allmählich die Lichter der Stadt an.
    Sie debattierten gerade darüber, ob sie versuchen sollten, eines der vorbeifahrenden Boote auf sich aufmerksam zu machen, als Orlando den nächsten Fieberschub kommen fühlte.
    »Wir können nicht versuchen, dieses Floß bis an den Kai zu bringen«, erklärte Fredericks. »Es kommt bestimmt irgendein großes Schiff durch, und im Dunkeln werden die uns nicht mal sehen.«
    »Ich glaube, alle … großen Schiffe kommen da … drüben rein«, sagte Orlando. Er hatte Mühe, genug Luft zum Sprechen zu bekommen. »Guck.« Auf der anderen Seite des Hafenlabyrinths, durch mehrere Molen getrennt, wurden zwei große Schiffe, eines davon eine Art Tanker, von Schleppkähnen in den Hafen gezogen. Näher dran, sehr viel kleiner als der Tanker, aber immer noch ziemlich groß und eindrucksvoll, schwamm ein Prunkschiff. Trotz seiner Erschöpfung konnte Orlando nicht die Augen davon abwenden. Mit seinem bunten Schnitzwerk und einem

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