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Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten

Titel: Otherland 1: Stadt der goldenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ihr auf die anderen warten. Ich bin der Gastgeber, aber ich bin nicht derjenige, der euch ausgewählt hat.«
    Renie war zumute, als ob die Welt sich urplötzlich in der Gegenrichtung drehte. Sollten sie einfach diesem Mann Glauben schenken, daß er irgendwie auf ihrer Seite war? Wenn das stimmte, wieso dann dieses ganze undurchsichtige Gehabe? Sie zupfte an dem Knoten, aber erblickte keine unmittelbare Lösung. »Also das ist alles, was du uns sagen kannst, obwohl du hier der Oberhäuptling bist?« fragte sie schließlich und handelte sich damit einen vorwurfsvollen Blick von !Xabbu ein.
    Atasco hatte seine anfängliche Abneigung nicht überwunden, aber gab sich Mühe, ihr entgegenkommend zu antworten. »Derjenige, der euch gerufen hat, hat lange und mit großer Vorsicht gearbeitet – nicht einmal ich weiß alles, was er getan oder sich überlegt hat.«
    Renie runzelte die Stirn. Sie würde sich nicht dazu bringen können, den Mann zu mögen, soviel stand fest – er erinnerte sie an einige der übelsten südafrikanischen Weißen, die Reichen, raffinierte, diskrete Erben des Ancien régime, die ihre Überlegenheit niemals zum Thema machen mußten, weil sie sie schlicht für selbstverständlich hielten –, aber sie mußte sich eingestehen, daß sie ihn möglicherweise falsch beurteilt hatte.
    »Okay. Wenn ich mit meinen Anklagen vorschnell war, bitte ich um Entschuldigung«, sagte sie. »Bitte versteh mich. Erst die Anschläge, denen wir knapp entkommen sind, und dann finden wir uns auf einmal hier wieder, wo wir von Polizisten herumgestoßen werden …«
    »Herumgestoßen? Stimmt das?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Nicht brutal. Aber auf jeden Fall haben sie uns nicht das Gefühl gegeben, geehrte Gäste zu sein.«
    »Ich werde ihnen einen Verweis erteilen. Milde natürlich – sie müssen Autonomie haben. Wenn der Gottkönig zu heftig reagiert, wird das ganze System gestört.«
    Martine machte schon seit einiger Zeit den Eindruck, etwas sagen zu wollen. »Du hast diesen Ort… gebaut, ja? Er gehört dir?«
    »Wachsen lassen wäre vielleicht zutreffender.« Seine frostige Miene taute auf. »Ihr seid mit dem Bus gekommen, wie ich höre. Das ist schade – ihr habt weder die prächtigen Kanäle noch den Hafen gesehen. Möchtet ihr, daß ich euch etwas über Temilún erzähle?«
    »Ja, sehr gern«, sagte Martine hastig. »Aber zuerst noch etwas. Ich habe massive Probleme, meine Eingabe zu filtern – die Rohdaten sind geradezu erschlagend. Könntest du … gibt es eine Möglichkeit, das zu regulieren? Ich fürchte, es ist zu viel für mich.«
    »Ich denke schon.« Er verstummte, aber es war mehr als eine Redepause; sein Körper erstarrte einfach, ohne eines der kleinen Zeichen erkennen zu lassen, die ein lebendiger, aber stiller menschlicher Körper aufweist. !Xabbu sah Renie an, und die zuckte mit den Achseln; sie wußte nicht, was Atasco machte, und war sich auch nicht ganz sicher, wovon Martine redete. Auf einmal erwachte Atascos Sim schlagartig wieder zum Leben.
    »Es läßt sich machen, glaube ich«, sagte er, »aber nicht ohne weiteres. Du erhältst die gleiche Informationsmenge wie die anderen, und da ihr alle auf derselben Leitung seid, kann ich deine Eingabe nicht ändern, ohne auch die der anderen zu senken.« Er schüttelte den Kopf. »Wir müssen dich irgendwie auf einer anderen Leitung wieder hereinholen. Das darf allerdings erst geschehen, wenn ihr mit Sellars gesprochen habt. Ich weiß nicht, was er für euch geplant hat, und es könnte sein, daß ihr auf absehbare Zeit nicht mehr in das Netzwerk hineinkommt.«
    »Sellars?« Renie bemühte sich um eine ruhige Stimme; der Mann legte offensichtlich Wert auf einen höflich-förmlichen Gesprächston. »Ist er derjenige, der … uns herbestellt hat, wie du sagtest?«
    »Ja. Ihr werdet ihn bald kennenlernen. Wenn die anderen eintreffen.«
    »Die anderen? Was …?«
    Martine unterbrach sie. »Ich werde kein zweites Mal in das Netzwerk eintreten. Nicht, wenn es bedeutet, daß ich das Sicherheitssystem passieren muß.«
    Atasco neigte den Kopf. »Ich könnte dich selbstverständlich als meinen Gast hierherbringen – ich hätte euch alle als meine Gäste herbringen können und habe das auch angeboten, aber Sellars war strikt dagegen.
    Der Grund war irgend etwas mit dem Sicherheitssystem. Ihr müßt mit ihm darüber reden, da ich das nicht ganz begriffen habe.«
    »Was war das für ein Ding?« fragte Renie. »Dieses sogenannte Sicherheitssystem hat unsern Freund

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