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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Außerirdischer, die auf ein Auto gestoßen war und nach langem Herumhantieren herausgefunden hatte, wie man die Scheinwerfer anstellt. Durch weiteres Experimentieren konnte sie möglicherweise mehr entdecken, vielleicht sogar einen Ausweg aus ihrem derzeitigen Dilemma, aber durfte sie das wagen? Sie hatte über Jongleurs panische Reaktion die Nase gerümpft, aber größtenteils deshalb, weil der Mann ihr so zuwider war. Als Dreads Stimme summend aus dem Feuerzeug gekommen war, aus einem Ding, das sie eben noch an ihrer nackten Haut gehabt hatte, war ihr zumute gewesen, als ob Insekten auf ihr krabbelten. Konnte sie es wirklich riskieren, das in das Gerät eingebaute Kommunikationsgear auszuprobieren und ihm damit eventuell ihren Standort zu verraten? Der einzige Mensch außer Dread, der ihres Wissens auf das Kommunikationsband zugriff, war Martine, und sie hatte sich nicht so angehört, als ob sie imstande wäre, irgend jemandem zu helfen.
    Und selbst wenn ich zu ihr durchkäme. Was würde ich ihr sagen? »Martine, komm mich finden, ich bin mitten in so einer grauen Soße.«
    In dem reflexhaften Bestreben, einen günstigen Einfallswinkel für ein gar nicht scheinendes Licht zu finden, hielt sie das Feuerzeug hoch und drehte es. Sie betrachtete das schnörkelige Y, umschlungen von erhabenem Ranken- und Blattwerk, als wäre es eine Statue in einem vergessenen Garten. Was hatte Jongleur gesagt, wie der Mistkerl hieß? Yacoubian. Derselbe, der Orlando de facto umgebracht hatte. Sie unterdrückte ein zorniges Aufwallen in der Brust. Ich hoffe, T4bs Hand in seinem Kopf hat ihm höllisch weh getan. Ich hoffe, er hat immer noch Schmerzen, und sie hören nie mehr auf.
    Sie überlegte kurz, ob wohl auch Yacoubian insgeheim das Kommunikationsband des Gerätes abhorchte und nur darauf wartete, daß sie sich meldete. Der Gedanke war unangenehm, aber die Vorstellung, daß Dread irgendwo hockte und wie eine Katze darauf lauerte, daß eine der Mäuse ihre Barthaare zeigte, war viel schlimmer.
    Lauernd, grinsend, lauschend…
    Da kam ihr ein Gedanke. Renie sprang auf, um einen gewissen Abstand zwischen sich und Klement zu schaffen, zögerte dann aber aus einem unbestimmten Gefühl der Loyalität heraus und erklärte: »Ich gehe nur ein kleines Stück weg. Ich brauche Ruhe. Sag nichts, kein Wort. Ich bin gleich wieder da.«
    Er blickte ihr hinterher, gleichgültig wie eine malmende Kuh.
    Als sie weit genug weg war, so daß sie noch seine verschwommene Silhouette sehen konnte, aber sich halbwegs ungestört fühlte, hielt sie das Feuerzeug wieder hoch. In der, Hauswelt hatten sie entdeckt, wie man das Kommunikationsband aktiviert, aber sie war sich nicht sicher, daß sie die Sequenz noch zusammenbrachte. Sie starrte mit dumpfer Furcht darauf, berührte dann aber doch die Punkte in der erinnerten Reihenfolge. Nichts Schlimmes geschah daraufhin, aber auch nichts Gutes. Das Feuerzeug blieb tot und stumm. Ihre Umgebung war unverändert.
    Mit angehaltenem Atem legte sie es sich vorsichtig ans Ohr, dann hielt sie es mit ausgestrecktem Arm vor sich und beschrieb langsam einen Bogen damit. Sie hörte nichts als Stille. Sie atmete aus und lauschte aufs neue. Als sie ihr Ergebnis bestätigt fand, drehte sie sich ein wenig nach rechts und wiederholte die Übung.
    Als wenn’s eine Wünschelrute wäre, sagte sie sich halb belustigt und halb verlegen. Wenn ich das je einem erklären soll, denke ich mir lieber was aus, das sich ein wenig wissenschaftlicher anhört.
    Aber sie handelte nicht allein aus Aberglaube und Verzweiflung, und als sie in dem Kreis, den sie langsam beschrieb, fast halb herum war, hörte sie etwas. Es war so schwach, daß es ihr nur als eine geringfügig lautere Stille auf dem Kommunikationsband erschien, aber sie meinte sicher, ein minimales Zischen zu hören, ein Geräusch, das, einerlei wie leise, vorher nicht dagewesen war.
    Sie drehte sich mit dem Feuerzeug ein bißchen weiter, bis der Geräuscheindruck wieder fort war, und vollendete dann den Kreis, um ganz sicherzugehen. Als sie in dieselbe Richtung blickte wie vorher, stellte sich auch das Geräusch wieder ein.
    Bevor sie ihr Leben auf etwas setzte, wollte sie aber so sicher wie nur irgend möglich sein. Mit einem Blick zurück vergewisserte sie sich, daß Klement immer noch dort saß, wo sie ihn zurückgelassen hatte, ein nahezu unsichtbarer, unförmiger Schatten in vielleicht fünfzehn Meter Entfernung, dann zog sie ihr Oberteil aus und warf es ein Stück weit in die

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