Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
vermag! Wir haben keine andere Chance!«
    »Mach’s«, sagte T4b. Er streckte die Hand aus und berührte die Finger der Blinden. Erschrocken zuckte sie leicht zurück. »Sei stark. Der darf uns nicht exen – noch nicht!«
    »Aber die Verbindung damals zu Kunoharas Welt war aktiv«, entgegnete Martine schwach. »Ich habe sie erwischt, kurz bevor sie weg war.«
    »Versuch’s«, redete Paul ihr zu. »Wir brauchen dich. Niemand sonst kann es tun.«
    »Er hat recht«, pflichtete Florimel mit unerwartet sanfter Stimme bei. »Du hast es in der Hand.«
    »Das ist ungerecht.« Martine schüttelte heftig den Kopf. »Die Schmerzen sind so schon … Ich kann sie … nicht ertragen.«
    Paul kroch neben sie und schlang die Arme um sie. »Du kannst es«, sagte er. »Du hast schon etliche Wunder getan. Bitte, Martine, auf eines mehr kommt es doch gar nicht an.«
    Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. »Als es mir nicht so wichtig war«, flüsterte sie heiser, »tat es nicht so weh.« Sie winkte ab, als Paul noch etwas sagen wollte. »Nein. Sprich es nicht aus. Ich muß Stille haben.«
     
     
    > Verdutzt und erbittert starrte Renie das Feuerzeug an. Die rötliche Scheibe des Mondes hing tief am Himmel wie ein höhnendes Gesicht. »Nein! Ich hab sie gehört – du hast sie auch gehört! Sie war da!«
    »Ich hörte sie«, sagte !Xabbu . »Aber ich hörte auch Jongleurs Stimme.«
    »Was ist geschehen?« Renie konnte die Extreme nicht zusammenbringen – die Freude, Martine sprechen zu hören, den beglückenden Kontakt mit ihren Freunden, dann die häßliche Überraschung, als plötzlich Felix Jongleurs Stimme etwas von oberster Priorität bäffte. Und jetzt …
    »Nichts«, sagte sie, während sie abermals die Sequenzen durchspielte. »Es ist tot.«
    !Xabbu streckte die Hand aus. Renie gab ihm das Gerät und richtete dann den Blick wieder auf die klitzekleine Gestalt des sterbenden Mantis. »Ich hoffe, du bist zufrieden«, bellte sie ihn an. »Unsere Freunde sind jetzt weg. Wenn ich nicht sicher wüßte, daß Jongleur es war, wenn ich der Meinung wäre, du hättest es getan …«
    Sterbe. Die von überall und nirgends kommende Stimme war inzwischen so schwach, daß sie kaum mehr zu hören war. Wollte aushalten … bis die Kinder … gerettet werden.
    »Die Kinder?« fragte Renie bitter. »Du hast keine Kinder gerettet. Hast du nicht gehört? Jongleur, der Mann, der dich gebaut hat, hat jetzt wieder das Heft in der Hand.«
    Nein. Der Teufel. Immer noch … der Teufel. Der nur immerzu quält und quält …
    »Ich fühle etwas«, sagte !Xabbu leise.
    »Was?«
    »Ich … ich bin mir nicht sicher. Ganz fern.« Er schloß mit konzentrierter Miene die Augen. »Wie eine schwache Fährte. Wie der Schweißgeruch einer Antilope im Wind, einen halben Tagesmarsch entfernt.« Er riß die Augen auf. »Das Fadenspiel! Jemand fragt nach dem Fadenspiel!«
    »Was willst du damit …?« begann Renie, dann erinnerte sie sich. »Martine! War das nicht das Mittel, mit dem du und Martine …?«
    Er schloß abermals die Augen. »Ich kann etwas fühlen, aber es ist so … schwierig.«
    Nein. Das Windhauchmurmeln der Mantisstimme war ein wenig stärker geworden. Nein, du darfst uns nicht wieder diesem … diesem …
    »Sei still!« Renie kochte vor Wut. »Unsere Freunde versuchen uns zu erreichen!«
    Der Mantis stellte sich mühsam auf seine krummen, dünnen Beinchen. Die winzigen Augen waren von einem Film überzogen, dunkel. Ihr werdet zu schnell den Teufel herbeirufen, die letzten Momente rauben …
    »Ich glaube, ich verliere es.« !Xabbu hielt das Feuerzeug so fest in der Hand, daß seine Knöchel ganz bleich von der braunen Haut abstachen. »Sie ist so weit entfernt.«
    Könnt nicht … dürft nicht … Nein!
    »Hör auf!« rief Renie, da begann die Wüste um sie herum zu schmelzen, und alles verschwamm: die dunklen Nachtfarben, der bernsteingelbe Mond, selbst die strahlenden Sterne. »Halt!«
    Es war zu spät. Himmel und Erde liefen ineinander und verquirlten sich, als ob jemand einen Stock in einen Farbtopf getunkt hätte und damit umrührte. Renie griff nach dem dünnen Insekt, doch es wuchs und schrumpfte gleichzeitig, wurde im Zurückweichen und Kleinerwerden allbeherrschend, ein winziges Pünktchen Nichts, das vor ihr ins Weite sauste.
    Die Turbulenz hielt noch eine Weile an, dann kam die Welt wieder zur Ruhe.
    » !Xabbu ?« hauchte sie. Ihr war so schwindlig, daß sie schwankte.
    »Ich bin hier, Renie.« Seine Hand berührte ihre, griff zu,

Weitere Kostenlose Bücher